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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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zum Treibstoffdruck auf. Dann ging sie zu einer mit Instrumenten übersäten Wand des Schwitzkastens und zog eine Glasfaserleitung heraus.
    »Bist du bereit, mir zu erklären, was das alles soll?«, fragte Parry, die Arme über der Brust verschränkt. »Denn es sieht nicht nach einer Routineüberprüfung aus.«
    Svetlana steckte das Glasfaserkabel in einen Port auf der Unterseite des Flextops und tippte auf das Menü, um neue Daten zu laden. »Wir haben das Routinehandbuch über Bord geworfen, als wir das Triebwerk auf ein halbes Ge hochgejagt haben«, sagte sie.
    »Also hat es etwas mit dem Schiff zu tun? Machst du dir Sorgen, dass es auseinanderbrechen könnte?«
    »Das nicht. Aber ich habe einen bösen Verdacht, und bislang war ich nicht in der Lage, ihn zu entkräften.«
    »Und was ist das für ein Verdacht?«
    »Das jemand uns verarscht.« Sie schloss die Augen und wünschte sich, dass der Flextop die Datenübertragung beendete und ihr bewies, dass sie Unrecht hatte. »Es fing damit an, dass ich mir überlegt habe, ob die Treibstofftanks Schaden genommen haben könnten.«
    »Kein abwegiger Gedanke, nach dem, was passiert ist.«
    »Also habe ich die Sache überprüft. Während ich im Krankenbett lag, habe ich die Zahlen mit dem Flextop aufgerufen und nach Anomalien in den Druckwerten zur Zeit des Unfalls gesucht.«
    »Und du hast was gefunden?«
    »Nichts. Nicht den winzigsten Ausschlag. Nichts, was darauf hingedeutet hätte, dass es überhaupt einen Unfall gegeben hat.«
    »Es muss irgendeinen Grund geben, warum der Zusammenstoß nicht in den Daten auftauchte«, sagte Parry.
    Der Flextop gab mit einem Pling bekannt, dass die Übertragung beendet war. Svetlana trennte die Glasfaserverbindung, worauf das Kabel von einer Spule in die Wand zurückgezogen wurde. »Daran habe ich gedacht«, sagte sie seufzend. »Ich habe mir alles ganz genau angesehen. Aber ich fand keine logische Erklärung, wie eine Druckveränderung nicht die leiseste Spur in den Daten hinterlassen kann.«
    »Hast du mit Bella darüber geredet?«
    »Natürlich. Auch sie fand es merkwürdig, aber sie dachte sich, dass es eine Erklärung geben muss.«
    »Die du noch nicht gefunden hast.«
    »Bella hat eine Nachricht nach Hause geschickt und unser Problem geschildert. Vor einer Weile kam die Antwort.«
    »Und?«
    »Um es vorsichtig auszudrücken: Es war der absolute Blödsinn, die totale Verscheißerung.«
    Parry sah sie verwirrt an. »Du meinst, sie haben auch nicht verstanden, was passiert ist, sodass sie nun versuchen, das Problem zu übertünchen?«
    »Genau, aber mein unangenehmer Verdacht geht eher dahin, dass sie es tun, weil wir die Wahrheit nicht erfahren dürfen. Denn in diesem Fall wäre die gesamte Mission …« Svetlana hielt kurz inne, um sich die neuen Daten auf dem Flextop anzusehen und die Kurven für die Druckwerte über die zu legen, die sie bereits analysiert hatte. »Ich hatte gehofft, dass diese Daten meinen Verdacht widerlegen würden«, sagte sie ernst. »Aber das tun sie nicht.«
    »Was ist los?«
    Sie atmete tief durch und spürte die kalte Luft durch ihre Lungen strömen. Das war es: der Kern des Problems, der Punkt, an dem sie sich in ihrer ganzen paranoiden Pracht offenbaren durfte. »Die Daten sind manipuliert.« Sie hielt den Flextop hoch und zog mit dem Finger die Kurven nach, die sie bereits ausgewertet hatte. »All diese Werte sind frei erfunden.«
    Parry forderte sie weder auf, zu wiederholen, was sie gerade gesagt hatte, noch warf er ihr vor, sie hätte den Verstand verloren. Dafür war sie ihm dankbar. Er nickte nur langsam und strich sich mit einem Finger über den Schnurrbart, wie er es immer tat, wenn er ratlos war.
    »Und du glaubst, dass die Firma dahintersteckt?«
    »Es wäre die einzige sinnvolle Erklärung.«
    Nachdem sie es jetzt laut ausgesprochen hatte, nachdem ihr Verdacht offen im Raum stand, verspürte sie ein erregendes Gefühl der Befreiung.
    »Also gut. Erklär es mir. Fang damit an, wie sie diese Zahlen ändern.«
    »Keine große Sache. Es gibt viele Möglichkeiten, um sich in die Systeme dieses Schiffs zu hacken. Es passiert ständig, mit routinemäßigen Software-Aktualisierungen, Fehlerbehebungsprogrammen und solchen Sachen.«
    »Könnten sie so etwas unbemerkt an dir vorbeischmuggeln?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Vielleicht gibt es einen eigenen Zugang durch die Hintertür, der das Log-System umgeht. Oder sie haben ein Programm hochgeladen, das das Log-System selbst infiltriert hat,

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