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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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gefallen.«
    »Sag mir einfach, was du glaubst, das hier vor sich geht«, sagte Bella.
    »Ich möchte, das Belinda zuerst etwas ausprobiert. Es dürfte nicht allzu lange dauern.«
    »Ich höre«, sagte Pagis.
    »Richte die Antennenschüssel auf die Erde, falls es nicht schon passiert ist.«
    »Okay«, sagte Pagis und schüttelte dann den Kopf. »Aber ich habe immer noch kein Signal.«
    »Richtig, aber ich glaube, ich weiß, wo du eins finden wirst. Du musst die Empfangsfrequenz um ein gutes Stück verschieben.«
    »Wir haben den Dopplereffekt längst berücksichtigt.«
    »Versuch es trotzdem. Versuch es mit tieferen Frequenzen, als hättest du den Grad der Verschiebung unterschätzt.«
    »Ich verstehe nicht …«, begann Pagis.
    Svetlana schnitt ihr ungeduldig das Wort ab. »Tu es einfach, okay? Fang beim Nennwert an und geh runter in die langen Frequenzen. Und sag mir, wenn du auf ein Signal stößt.«
    Es ging schneller, als Bella erwartet hatte. Pagis gab Befehle in ihren Flextop ein und sprach direkt mit der Verbindungsantenne. Nach wenigen Minuten sah Bella, wie sie die Stirn runzelte und den Mund zu einem stummen »Was?« öffnete.
    »Du hast das Signal gefunden, nicht wahr?«, sagte Svetlana. »Die Erde ist immer noch auf Sendung. Sie war es die ganze Zeit. Wir haben nur auf der falschen Frequenz gehorcht.«
    »Das ist unmöglich«, sagte Pagis. »Ich musste etwa fünfzig Prozent mehr als die zu erwartende Rotverschiebung angeben.«
    »Das kann nicht stimmen«, sagte Bella, aber sie konnte an Svetlanas Gesichtsausdruck erkennen – der gleichzeitig angstvoll und triumphierend war –, dass es keinen Zweifel gab.
    »Aber es stimmt«, sagte sie.
    »Svieta, was ist hier los?«
    Svetlana hüstelte und sah die Anwesenden der Reihe nach an. »Ganz einfach: Wir bewegen uns wesentlich schneller, als wir glauben. Deswegen die größere Dopplerverschiebung. Ihr habt einen zu geringen Unterschied in der Bewegung relativ zur Erde angesetzt.«
    »Wir wissen, wie schnell wir uns bewegen«, sagte Bella.
    »Nein, das wissen wir nicht. Wir glauben es zu wissen, aber in Wirklichkeit haben wir einen schweren Fehler begangen.« Svetlana hielt kurz inne. Nun hatte sie ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. »Es war gar nicht der Flugroboter, der mit fünf Ge beschleunigt wurde. Wir sind es. Wir sind es, die dieser Beschleunigung unterliegen.«
    »Mit fünf Ge? Wir befinden uns im freien Fall. Wir bewegen uns nicht einmal so schnell, wie es ursprünglich geplant war.«
    »Nein«, sagte sie mit resignierter Gelassenheit. »Wir bewegen uns wesentlich schneller als zuvor.«
    »Seit Fletterick den Kontakt verloren hat?«
    »Nein. Wir beschleunigen schon seit längerer Zeit, mindestens seit dem Moment, als wir das Signal von der Erde verloren haben. Wahrscheinlich schon ein paar Stunden länger.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Das ist die einzige Erklärung, die zu den Daten passt. Ihr habt außerdem Probleme mit der Astroorientierung. Gut. Das ist nämlich genau das, was ich erwarten würde, wenn wir plötzlich eine Menge Tempo zulegen.«
    »Erklär mir das«, sagte Bella unbehaglich.
    »Das System ist darauf konfiguriert, helle Sterne in bestimmten Konstellationen zu erkennen. Es soll Sterne ignorieren, die nicht in der exakten Winkeldistanz zueinander stehen. Das Problem ist nun, dass sich die Sterne relativ zueinander verschoben haben, also findet das System keine Entsprechungen mehr. Das bezeichnet man als Aberration, eine scheinbare Verschiebung der Sternenpositionen in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Hinks. »Was hat unsere Geschwindigkeit mit der Position der Sterne zu tun?«
    Bella befürchtete schon, Svetlana würde der Robotikingenieurin an die Gurgel springen, weil sie keine Ahnung von einfachster Astrogationstheorie hatte, doch ihr Wutpotenzial schien völlig erschöpft zu sein.
    »Stell es dir folgendermaßen vor. Du fährst nachts mit dem Auto, und es schneit. Es weht kein Wind, aber trotzdem scheint der Schnee waagerecht zu fallen und aus der Richtung, in die du fährst, auf deine Windschutzscheibe zu zielen. Obwohl du genau weißt, dass die Schneeflocken in Wirklichkeit senkrecht zu Boden fallen. Das Gleiche passiert mit dem Sternenlicht, nur in wesentlich geringerem Maße. Das Problem ist, dass die Abweichung ausreicht, um die Astroorientierung völlig zu verwirren.«
    »Und das kann sie nicht ausgleichen?«, fragte Hinks.
    »Sie könnte es schon. Sie ist darauf programmiert,

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