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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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die zu erwartenden Sternenpositionen unter Berücksichtigung der Aberration zu korrigieren. Aber damit sie es tun kann, muss sie wissen, wie schnell sich das System bewegt.«
    »Die Roboter fliegen huckepack mit der Rockhopper«, sagte Saul Regis, der zum ersten Mal das Wort ergriff, seit Svetlana aufgetaucht war. »Sie gehen davon aus, dass das Schiff weiß, wie schnell es sich bewegt, also fragen sie es danach, um ihre kinetischen Parameter zu kalibrieren.«
    »Anders ausgedrückt, sie fragen das Schiff, in welchem Rahmen sie ihre Daten korrigieren müssen, und das Schiff sagt es ihnen«, erklärte Svetlana. »Aber in diesem Fall irrt sich das Schiff.«
    »Auch das können wir überprüfen«, sagte Bella. »Es dürfte nicht allzu schwierig sein. Aber damit ist immer noch nicht meine eigentliche Frage beantwortet: Was, zum Teufel, ist hier los?«
     
    Bella forderte Svetlana und Craig Schrope auf, in ihr Büro zu kommen. Bevor Schrope einen Einwand gegen Svetlanas Verletzung der Arrestvereinbarungen vorbringen konnte, sagte sie: »Ich werde Svetlanas Anwesenheit dulden, da wir uns in einer Ausnahmesituation befinden. Sie hat bereits das Antennenproblem gelöst, und ich glaube, sie hat auch eine Erklärung für die Schwierigkeiten bei der Astroorientierung.«
    Schropes Kugelschreiber glänzte in seiner Hand wie eine Pistole. »Dann wollen wir sie uns anhören.«
    »Wie es aussieht, werden wir von Janus mitgezogen«, sagte Svetlana. »Wir sind quasi in sein Kielwasser geraten.«
    Schrope verzog das Gesicht. »Wir bewegen uns durch luftleeren Raum. Im Vakuum gibt es kein Kielwasser.«
    Svetlana behielt die Fassung. »Hier gibt es eine Menge Dinge, die wir nicht verstehen. Ich halte es nicht für ein Verbrechen, einen weiteren Fall auf die Liste zu setzen.«
    Schrope antwortete mit einem unverbindlichen Achselzucken.
    »Erklär uns, was deiner Ansicht nach vor sich geht«, sagte Bella, »und dann, was wir deiner Ansicht nach unternehmen sollten.«
    »Ich bin der Ansicht, dass wir umkehren sollten, und zwar sofort. Wir sollten es schon jetzt tun, statt hier herumzusitzen und zu diskutieren.«
    »Zuerst werde ich mir deine Begründung anhören«, sagte Bella geduldig. »Ich verspreche dir, so schnell wie möglich zu handeln, wenn du mich überzeugt hast.«
    Svetlana beugte sich vor. »Ich werde es erklären, aber du musst handeln, sobald ich fertig bin. Jede Sekunde, die wir damit vergeuden …«
    »Erklär es einfach«, sagte Schrope.
    »Janus beschleunigt immer noch. Er hat nie aufgehört, es zu tun. Unser einziger Bezugspunkt war der Laser, den wir auf Janus gerichtet haben, und plötzlich stellten wir fest, dass sich der Abstand zu schnell verringerte. Also haben wir unser Triebwerk gedrosselt. Als wir die erste Beobachtungsposition erreichten, dachten wir, dass wir uns im freien Fall befinden. Aber das stimmt nicht. Wir beschleunigen nach wie vor.«
    »Warum spüren wir dann nichts davon?«, fragte Schrope.
    »Weil wir uns in einem beschleunigten Bezugsrahmen aufhalten, der sich wie ein unbewegtes System anfühlt. Für diesen scheinbaren Widerspruch habe ich keine Erklärung. Janus muss etwas sehr Seltsames mit der Raumzeit anstellen, und wir sind in dieser Seltsamkeit gefangen.«
    Bella betastete ihre Halskette aus Haifischzähnen. »Was ist also mit dem Flugroboter geschehen?«
    »Ich kann es mir nur so erklären, dass er sich weit genug von uns entfernt hat, um aus dem Kielwasser herauszudriften«, sagte Svetlana. »Er wechselte von diesem Beschleunigungsfeld in den nicht beschleunigten Raum. Für uns sah es so aus, als würde der Flugroboter plötzlich ohne erkennbaren Grund beschleunigen – nur dass wir selbst es waren, die ganze Zeit.«
    »Aber fünf Ge – das ist absurd! Janus hat nie mit solchen Werten beschleunigt.«
    »Etwas muss sich geändert haben. Als Janus den Saturnorbit verließ, hat er seine Eishülle abgeschüttelt, wie es bei einem materiellen Objekt zu erwarten ist, wenn es der Belastung einer Beschleunigung ausgesetzt ist. Doch irgendwann verlor Janus kein Eis mehr, das haben wir auf den Bildern gesehen. Wir haben nur nicht darüber nachgedacht, was das bedeutet.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Janus scheint auf einen anderen Antriebsmechanismus umgeschaltet zu haben. Vielleicht hat er das erste System benutzt, um das Sonnensystem zu verlassen, etwas verhältnismäßig Langsames und Primitives, zumindest nach spicanischen Maßstäben, um seine Umgebung nicht zu sehr in Mitleidenschaft zu

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