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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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die Funkverbindung abgerissen war.
    Doch so war es nicht gewesen.
    In den letzten sechs Sekunden vor dem Abreißen des Kontakts war die Dopplerkurve wieder angestiegen. Und zwar ungewöhnlich steil. Die Steigung der Kurve war stärker als während der einstündigen Beschleunigungsphase.
    Da die Daten nur einen Zeitraum von sechs Sekunden umfassten, konnte Bella nicht mehr als eine grobe Schätzung der Beschleunigungsrate vornehmen, aber es sah danach aus, dass der Winkel etwa fünfmal steiler war. Das bedeutete, dass der Flugroboter mit etwa fünf Ge beschleunigt worden war, als der Funkkontakt unterbrochen wurde.
    »Das ist unmöglich«, sagte sie und schüttelte entschieden den Kopf. »Das kann nur ein Fehler sein, eine falsche Messung.«
    »Mit den Daten ist alles in Ordnung«, sagte Hinks.
    »Dann gib mir eine Erklärung. Kann das Triebwerk noch einmal mit fünffacher Erdbeschleunigung gestartet sein?«
    Fletterick übernahm die Antwort. »Nein. Er war darauf programmiert, bis zur restlosen Erschöpfung des Treibstoffs zu feuern. Selbst wenn noch ein kleiner Rest im System übrig gewesen wäre – was nicht der Fall war –, lässt sich nicht erklären, wie der Motor noch einmal auf fünf Ge hätte hochfahren können. Das hätten wir entsprechend programmieren müssen. Was wir nicht getan haben.«
    »Also eine Explosion«, sagte Bella. »Etwas Unkontrolliertes. Eine Verpuffung von Treibstoffdämpfen, die heftig genug war, um dem Flugroboter einen kräftigen Schubs zu geben.«
    »Wenn es eine Explosion gegeben hätte«, sagte Fletterick, »hätten vorher einige Telemetrie-Kanäle ausfallen müssen. Es sei denn, es war eine sehr genau abgestimmte Explosion, die nicht nur die kritischen Systeme unbeschädigt ließ, sondern den Flugroboter obendrein in genau dieselbe Richtung davonschleuderte, der er bis zu diesem Zeitpunkt gefolgt war.«
    Bella sah ihn lächelnd an. Sie liebte Sarkasmus, vor allem bei Ingenieuren.
    »Moment mal«, sagte Hinks und sah stirnrunzelnd auf die Anzeigen ihres Flextops. »Das hier ist wirklich seltsam. Das ist absolut widersinnig.«
    »Noch etwas?«, fragte Bella.
    »Siehst du diesen Telemetrie-Kanal?« Hinks zeigte auf ein Diagramm, das irgendeinen anderen Systemparameter auf einer Zeitachse darstellte. »Das sind die Daten des Beschleunigungsmessers an Bord des Flugroboters. Er funktioniert wie ein Trägheitskompass. Aber sieh dir mal an, wie es losgeht. Eine Stunde lang eine flache Linie bei einem Ge. Dann geht es mit einer Deltafunktion auf null Ge, als das Triebwerk den Betrieb eingestellt hat. So weit ist alles in Ordnung. Der Wert bleibt die nächsten fünfundzwanzig Minuten bei null, was dem Zeitraum entspricht, den der Flugroboter im freien Fall verbracht hat.«
    »Und dann steigt er plötzlich auf fünf Ge«, sagte Bella.
    »Nein – genau darauf will ich hinaus. Der Wert bleibt bei null Ge, bis zum allerletzten Datenpaket.«
    »Das wird ja immer seltsamer«, sagte Bella. »Noch mal zum Mitschreiben: Die Doppler-Telemetrie sagt also, dass der Flugroboter während der letzten sechs Sekunden, in denen wir Kontakt hatten, mit fünf Ge davongeschossen ist.«
    »Richtig«, bestätigte Hinks.
    »Während der Beschleunigungsmesser an Bord der Einheit behauptet, es wäre überhaupt nichts geschehen.«
    »Auch richtig.«
    »Dann müssen über einen oder beide Kanäle falsche Daten gekommen sein. Das würde für meine theoretische Explosion sprechen, die den Beschleunigungsmesser zerstört hat.«
    »Nein«, sagte Hinks geduldig. »Das würde nicht zum Bild passen. In diesem Fall hätten wir auf diesem Kanal gar nichts mehr empfangen. Stattdessen hat der Beschleunigungsmesser bis zuletzt saubere Daten geliefert.«
    »Nach dem Beschleunigungsmesser«, sagte Fletterick, »hat der Flugroboter nichts von der fünffachen Erdbeschleunigung gemerkt.«
    »Aber er ist beschleunigt«, sagte Bella.
    »Laut Telemetriedaten.«
    »Und welche Daten sind richtig?«
    »Beide sind richtig«, sagte Svetlana. Sie war soeben in die Marionettenkabine getreten. Bella hatte ihr keine Erlaubnis erteilt, ihr Quartier zu verlassen. Ihr Erscheinen war sogar eine klare Verletzung ihrer Arrestvereinbarungen, die ihr begrenzten Zugang zum Schiffsnetz gestatteten, solange sie ihr Zimmer wie eine verriegelte und bewachte Gefängniszelle betrachtete. Doch in diesem Moment verspürte Bella keine Neigung, sie dafür zu bestrafen.
    »Du hast eine Erklärung?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte Svetlana, »aber sie wird dir nicht

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