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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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sagte Hinks und zeigte ihr einen Plastikbeutel, in dem sie die ausgebauten Prozessorplatinen des Flugroboters gesammelt hatte. »Die Sache mit der Astroorientierung, die Jens mir in die Schuhe schieben wollte.«
    Bella blinzelte und erinnerte sich an das Gespräch. »Ja?«, sagte sie mit einer unguten Vorahnung.
    »Wir haben ein ähnliches Problem mit dem Flugroboter, den Nick Thale soeben gestartet hat. Aber ich bin überhaupt nicht in die Nähe des Astroorientierungssystems seiner Maschine gekommen.«
    »Das ergibt keinen Sinn.«
    Hinks nickte. »Wie so vieles.«
    »Warte«, sagte Bella. »Das müssen wir klären. Ein ausgefallenes System kann ich noch verstehen, aber in zwei völlig unabhängigen Maschinen?«
    Hinks sah Bella an, als würde ihr etwas dämmern. »Du glaubst, die zwei Fälle könnten irgendwie zusammenhängen?«
    »Ich weiß nicht, was ich …« Doch dann hielt Bella inne, als sie sah, wie Jens Fletterick das Visier hochklappte.
    »Der Flugroboter hat die Endgeschwindigkeit erreicht«, sagte er. »Alle Systeme funktionieren normal, einschließlich der Verbindungsantenne.«
    Bella forderte Pagis mit einem stummen Blick zu einer Bestätigung auf. Pagis hatte sich einen Flextop auf den Unterarm gelegt und hantierte hektisch mit den Diagrammen, die in Primärfarben dargestellt waren. »Wir empfangen ihn immer noch«, sagte sie. »Und das Signal kommt genau aus der Richtung, aus der es kommen sollte. Der Dopplereffekt ist schwächer geworden, seit die Maschine nicht mehr beschleunigt.«
    »Und es entspricht genau der Stärke des Signals von der Erde, wenn sie senden würde?«, fragte Bella.
    »Innerhalb einer Toleranz von wenigen Prozent Abweichung zum durchschnittlichen Modulationswert.«
    »Dann muss alles mit unseren Systemen in Ordnung sein«, sagte Bella.
    Pagis nickte matt. »Wir werden weiter Daten sammeln, während sich der Flugroboter mit der nun erreichten Geschwindigkeit von uns entfernt, aber ich glaube nicht, dass wir dadurch etwas erfahren, was wir nicht bereits wissen.«
    »Behaltet ihn trotzdem im Auge.«
    »Liegt es an mir«, sagte Hinks, »oder wird die Sache allmählich völlig rätselhaft?«
    »Es liegt nicht an dir«, sagte Bella.

 
Zehn
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    Jens Flettericks Hände vollführten exaltierte Bewegungen wie ein Schattenboxer. Bella, Hinks und Pagis starrten ihn wie hypnotisiert an. Er machte damit noch eine Minute lang weiter, während seine Gesten immer langsamer und resignierter wirkten, bis er ganz aufhörte. In der folgenden Minute lag er ruhig da und atmete flach. Danach klappte er die durchsichtige Maske hoch und befreite sich aus den Sitzgurten der Couch.
    »Er ist weg«, sagte er.
    »Weg?«, fragte Bella.
    »Die Verbindung ist abgerissen. Ich kann die Maschine nicht mehr erreichen.«
    »Aber wir haben noch lange nicht die Grenze der Funkreichweite erreicht«, sagte Hinks. »Ist die Signalstärke runtergegangen?«
    »Nein«, sagte er. »Das Signal war plötzlich weg. Eben war es noch da, und ich konnte auf die Rockhopper zurückschauen. Auch Janus konnte ich sehen. Dann war es einfach nicht mehr da.«
    »Als hätte jemand die Fäden der Marionette durchgeschnitten«, sagte Bella.
    »Nein«, korrigierte er sie mit sanfter Entschiedenheit. »So hat es sich eigentlich nicht angefühlt. Es gab einen kurzen Moment … eine Art Übergang.« Zum ersten Mal erlebte Bella, dass dieser Mann, der sich für gewöhnlich sehr präzise ausdrückte, nicht die richtigen Worte fand. »Es war, als würden die Fäden in die Länge gezogen werden, bis sie zerrissen sind. Sie wurden auf keinen Fall gekappt oder zerschnitten.«
    Hinks ging neben der Couch in die Knie. »Das ist seltsam«, sagte sie und strich mit dem Finger über eine Anzeige auf ihrem Flextop. »Schau dir die Dopplerverschiebung deiner Telemetrie an.«
    Fletterick nahm die schwere Fernsteuerungsausrüstung vom Kopf. Ohne die Handschuhe auszuziehen, nahm er ihr den Flextop ab. »Die Linie müsste eigentlich flach sein«, sagte er.
    »Das war sie auch, nachdem der Treibstoff aufgebraucht war. Das heißt, bis kurz vor dem Ende. Dann ist etwas Komisches passiert.«
    »Zeig es mir«, sagte Bella.
    Während der Beschleunigungsphase des Flugroboters war es zur erwarteten Dopplerverschiebung der Funksignale gekommen, und als er sich nach dem Ausbrennen des Triebwerks mit konstanter Geschwindigkeit fortbewegt hatte, war die Kurve dieser Verschiebung zu einer waagerechten Linie geworden. Daran hätte sich nichts ändern dürfen, bis

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