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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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und schau mal, ob das Schiff die neue Winkelgeschwindigkeit akzeptiert.«
    »Schon dabei. Haltet euch lieber fest, denn falls es funktioniert …«
    Bella zuckte zusammen, aber nichts tat sich. Kein Ruck, kein Knirschen, kein Ächzen.
    »Haben die Steuerdüsen reagiert?«, fragte Svetlana.
    »Nein. Das Schiff akzeptiert die erhöhte Rotationsrate nicht.«
    Bella sah, wie Svetlana die Augen schloss und sich konzentrierte. Ihr Gesicht nahm einen Ausdruck des Schmerzes und höchster intellektueller Anstrengung an. Svetlana kannte die Funktionsparameter der Rockhopper besser als irgendein anderer Mensch, aber das Schiff war einfach zu groß, als dass eine Person mit allen Details vertraut sein konnte. »Okay«, sagte sie, und ihr Gesicht entspannte sich. »Ich glaube, ich weiß, wo das Problem liegt. Das Steuersystem für die Düsen wird die Änderung in der Datei erst annehmen, wenn wir die Rotation auf null zurücksetzen und noch einmal von vorn anfangen.«
    »Verdammt!«, murmelte Bella. »Wer kommt auf die Idee, sich so einen Blödsinn auszudenken?«
    »Ingenieure«, antwortete Svetlana lakonisch.
    »Also gut, dann machen wir es. Rotation stoppen und von vorn anfangen.«
    Nach einigen angespannten Momenten ertönte wieder die Sirene. Diesmal kam der Stoß aus der entgegengesetzten Richtung und hob die langsame Drehung des Schiffes auf. Erneut protestierte die gesamte Konstruktion wie ein altes Haus, das von einer Sturmböe durchgeschüttelt wurde.
    »Null«, meldete Pagis.
    »Versuch es noch einmal«, sagte Svetlana zu ihr, »und halt dich bereit, den Befehl schnell zu widerrufen.«
    Wieder warnten die Sirenen. Der neue Stoß war etwa anderthalbmal so stark. Der Unterschied war deutlich zu spüren. Das Wasser im Aquarium fand den Weg durch die Lücke unter dem Deckel und spritze auf Bellas Teppich. Das Schiff tat seine Missbilligung kund, aber wie es aussah, hielt es die Belastung aus.
    »Wie läuft es?«, wollte Bella von Pagis wissen.
    »Die Rockhopper ist immer noch ganz. Keine Meldungen über Lecks oder Überlastungen.«
    Doch das Nervensystem des Schiffes hatte nach dem Unfall mit dem Massentreiber schwere Schäden erlitten, dachte Bella. Nur lebenswichtige Signale wurden über die gesamte Länge des Rückgrats geschickt. Sie hielt es für unwahrscheinlich, das wirklich jede Schadensmeldung weitergegeben wurde.
    »Belinda, jemand aus deinem Team soll an einem Sichtfenster Stellung beziehen. Jemand soll sich mit eigenen Augen überzeugen, dass es keine Probleme mit dem Rückgrat oder der Triebwerkssektion gibt.«
    »Alles sieht tadellos aus«, sagte Pagis. »Das Schiff hält.«
    »Im Augenblick ja, aber ich will die Rotation noch einmal stoppen. Das ist mir immer noch nicht schnell genug.«
    »Wir haben die Sicherheitsgrenzen bereits überschritten«, warnte Svetlana.
    »Die Rockhopper schafft noch mehr. Belinda, ruf noch einmal die Datei auf und erhöhe die Rotationsrate auf ein Zehntelgrad pro Sekunde.«
    Svetlana schüttelte warnend den Kopf. »Damit überschreitest du die Sicherheitsmarge um den Faktor zwei.«
    »Du bist es, die es nicht abwarten kann, endlich von hier zu verschwinden.«
    »Richtig, aber ich kenne dieses Schiff und weiß, was die Konstruktion definitiv nicht mehr aushalten wird.«
    »Ich habe den Wert in der Datei geändert«, meldete sich Pagis vorsichtig. »Soll ich …?«
    »Rotation auf null und Neustart«, sagte Bella.
    »Ich rate davon ab, so etwas zu tun.«
    »Habe ich zur Kenntnis genommen. Wenn das Schiff auseinanderbricht, bleibt dir immerhin die Genugtuung, dass du mit deiner Warnung recht gehabt hast.«
    Die Manövrierdüsen stoppten die Drehung. Wieder schwappte Wasser aus dem Aquarium, und wieder verkündeten Geräusche das Missfallen der Rockhopper, aber das Schiff blieb heil. Zehn oder fünfzehn Sekunden vergingen, dann ertönte die Warnsirene erneut. Bella fragte sich, was die restliche Besatzung denken mochte, was hier vor sich ging? Wenn sie nicht so beschäftigt gewesen wäre, hätte sie sich die Zeit für eine Ansprache genommen. Aber vielleicht war es sogar rücksichtsvoller, nichts zu sagen. Es würde die Leute nicht unbedingt beruhigen, wenn sie wussten, dass gerade die Belastungsgrenzen des Schiffes getestet wurden. Lass mich daran glauben, dass dieses Raumschiff erheblich mehr aushält, als in den Konstruktionsparametern angegeben ist, betete Bella. Lass mich daran glauben, dass die Ingenieure in großzügiger Stimmung waren, als sie dieses Schiff bauten.
    Das Schiff

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