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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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genug für heute.“
    Das fand ich allerdings auch. Wir gingen zurück bis zu der Kreuzung, an der wir abgebogen waren und von dort weiter geradeaus. Nach fünf Minuten traten wir aus dem Wald und standen direkt vor der Akademie.
    „Hunger?“, fragte sie.
    „Mächtig“, gab ich zur Antwort. Und merkte erst jetzt, dass meine Beine nicht nur weich vor Angst, sondern auch vor Hunger waren.
    „Wie wär‘s, wenn ich dir zum Abschluss das Akademie-Café zeige?“
    „Das hat mitten in der Nacht auf?“, wunderte ich mich.
    Es hat immer auf. Für jeden, der nichts selber kochen will.“
    ***
    Wir betraten das Gebäude durch die Drehtür und fanden uns in einer schlichten, weiß getünchten Vorhalle wieder. Links und rechts führte eine Treppe nach oben. Ich steuerte auf eine der Treppen zu, doch Neve lenkte mich an ihnen vorbei.
    „Oben sind ein paar Übungsräume, im Dach ist die Bibliothek und in einem der Türme wohnt Pio. Lernst du alles noch kennen. Das Akademie-Café ist unten im Keller.“
    Ich sah die Treppe, die durch einen Rundbogen hinab führte.
    „Pio, bei dem man E-Mails schreiben kann?“
    „Genau, er kümmert sich um die technische Kommunikation mit der Realwelt. Er hat den PC, an dem dich Jerome morgen sicher ein paar E-Mails schreiben lässt. Du wirst ihn kennenlernen.“
    „Es gibt in der ganzen Schule wirklich nur einen einzigen PC?“ Ich konnte das kaum glauben.
    „Ja, und über den wacht Pio mit Argusaugen. Der PC ist schließlich sowas wie ein sechster Durchgang zur Welt. Und es ist Pios besonderen Ätherfähigkeiten zu verdanken, dass die Kommunikation überhaupt funktioniert. Früher gab es das nicht. Früher war jeder, der neu hierher kam, erst mal abgeschnitten von der alten Welt. Ich weiß nicht, vielleicht war das auch besser …“
    „Wieso?“
    „Ach, weiß nicht. So ein Gefühl.“
    Ich runzelte die Stirn. Das konnte man einfach nicht alles sofort verstehen. Wir betraten ein Gewölbe. Es sah aus wie ein Weinkeller. Die Decke hatte Rundbögen, der Fußboden war aus grobem Stein. Überall standen Holztische mit einer brennenden Kerze darauf. An den Seiten gab es einige Nischen mit Eckbänken. Hier und da saßen ein paar Studenten. Sie wirkten ganz normal, wie Studenten an einer gewöhnlichen Uni, die Geschichte oder Chemie studierten, aber nicht gleich Stürme erzeugen, sich in Taifune verwandeln oder sich unsichtbar machen konnten. Der Raum erinnerte mich an einen gemütlichen Jazzkeller und hatte nichts Außergewöhnliches an sich, außer, dass ich keinen Tresen oder irgendeine Theke entdecken konnte. Nur einen Durchgang, gleich neben dem Eingang, über dem „Küche“ stand. Dahin führte mich Neve.
    Die Küche war riesig, vielleicht fünfzig Quadratmeter. Ich sah mehrere Herde, auf denen überdimensionierte Töpfe standen, drei Abwaschbecken, eine Reihe großer Kühlschränke, Regale bis zur Decke über meterlangen Arbeitsflächen und Körbe voll mit Lebensmitteln. Hier schien es alles zu geben. Es war wie eine Mischung aus Küche und Supermarkt. Neve guckte in einen Topf nach dem anderen.
    „Kartoffelsuppe, Gulaschsuppe, Hähnchenbrühe … schau mal. Schon was dabei?“
    Ich atmete den köstlichen Duft der Suppen ein, als Neve die Deckel hob. Wie konnte sie nur immun dagegen sein? Ich sah einen Stapel tiefer Schalen, schnappte mir eine und schaufelte mir eine große Kelle aus dem nächstbesten Topf.
    „Es sieht alles großartig aus“, erklärte ich und suchte nach einem Löffel. Aber Neve hatte schon einen parat und reichte ihn mir. Ich musste sofort ein paar Löffel probieren.
    “Wollen wir uns nicht lieber setzen? Du kannst dir nachholen, so viel zu willst. Es gibt auch Auflauf und …“
    Sie wurde von einer kleinen runden Frau mit einem großen grauen Dutt, einem blauen Kleid mit weißen Punkten und einer weißen Schürze unterbrochen, die aus einer Nebentür hereinkam.
    „Pizza gibt es heute! Ganz frisch. Gerade vor fünf Minuten fertig geworden.“
    „Else!“, rief Neve und fiel der dicken Frau um den Hals.
    „Du bist wieder da!“
    „Aber natürlich, Kindchen. Ich war doch nur einen Tag weg.“ Sie warf einen Blick über Neves Schulter auf mich. Ihre Augen waren stahlblau und ihr Blick durchdringend, aber freundlich.
    „Neuankömmling.“ Neve löst sich von ihr und stellte uns vor:
    „Kira. Erde. Da hast du wieder jemanden, den du mit Essen glücklich machen kannst!“
    „Und das ist Else. Erde durch und durch. Sie kocht all die leckeren Sachen

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