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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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ich nicht mehr dran denke?“, fragte ich Neve ängstlich.
    „Nein, es ist jetzt da. Immer an der gleichen Stelle. Aber ohne dich kann es niemand finden. Der Wald ist voll von solch persönlichen Orten, aber man entdeckt sie nur, wenn man eingeladen wird … oder jemanden verfolgt …“
    „In Wirklichkeit ist er viel größer, der Dom, weißt du.“ Ich sah nach vorne und bemerkte, dass es hier keinen Altar gab, nur einen roten Teppich und eine Bodenvase mit Blumen.
    „Hab ich mir schon gedacht“, antwortete Neve.
    „Es ist der Dom von Orvieto. Er steht in einem kleinen gleichnamigen Ort in Umbrien“, erzählte ich weiter.
    „Das ist in Italien.“
    „Ja, dort haben meine Eltern ein Haus. Ich bin jeden Sommer ein paar Wochen da und dann jeden Tag in dem Dom. Er gibt mir irgendwie Kraft.“
    „Bist du katholisch oder so?“
    „Nein, kein bisschen. Du? Ich mein, die katholische Kirche ist voll von Engeln und du passt gut hier rein.“ Ich lächelte.
    „Nein, kein bisschen … Mein Vater …“ Neve biss sich auf die Lippen und brach ab. Stattdessen sagte sie:
    „Leonard ist ein Vollidiot, besonders, wenn er gekifft hat. Beachte ihn einfach nicht.“
    Ich seufzte.
    „Es ist nur …“
    „Ich weiß … Dein Liebeskummer ist nicht zu überhören, auch wenn man gar nicht hinhören will“, sagte Neve.
    Ich machte ein entgeistertes Gesicht. Wieder sah sie mich ganz reumütig an. Eigentlich wäre ich jetzt am liebsten allein gewesen, aber Neve saß neben mir, spürte alles und mein Kummer wollte raus.
    „Ich will einfach zu ihm, weg von hier, von solchen Idioten wie diesem Leo. Tim ist auch jemand, den alle toll finden, aber er mag mich scheinbar und das ist ein Wunder.“
    „Das ist doch kein Wunder. Du hältst zu wenig von dir.“
    „Vielleicht. Ich wurde immer veralbert von solchen Typen wie Leo, weißt du. Ich kann das nicht mehr ertragen.“
    Ich hasste Geständnisse dieser Art. Aber Neve brachte mich irgendwie dazu, obwohl sie mich nicht mit tausend Fragen löcherte wie Luisa.
    „Aber ich bin nicht sicher, ob Tim mich wirklich noch will.“
    „Warum denn das?“
    „Ich habe sein Zimmer in Brand gesteckt.“
    Neve zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
    „Warum?“
    „Ich weiß nicht. Ich wollte das nicht. Es war nicht mit Absicht. Es ist einfach passiert.“
    „Wie einfach passiert? Weil ihr heimlich geraucht habt?“
    Ich erinnerte mich, dass Neve meine Gespräche mit dem Rat während der Versammlung mit angehört hatte.
    „Das mit den Zigaretten stimmt nicht. Ich habe noch nie geraucht. Es fing von allein an zu brennen. Aus dem Nichts.“
    Neve bedachte mich mit einem prüfenden Blick.
    „Bist du sicher? Auch keine Kerze oder sowas?“
    „Nein ...“
    Neve nahm meine Handgelenke und sah sie sich an. Sie machte ein besorgtes Gesicht.
    „Brandlöcher. Und wie heiß du vorhin im Café geworden bist …Vielleicht bist du gar nicht Erde … Wir sollten noch mal zum Rat …“
    „Nein!“ Ich sprang auf, bereit wieder wegzulaufen. Nicht schon wieder so ein Verhör.
    „Okay, okay. Schon gut. Ich sage erst mal nichts. Wir beobachten das.“
    Neve biss auf ihrer Unterlippe herum. Wahrscheinich war sie verpflichtet, dem Rat so etwas mitzuteilen. Ich brachte sie in Schwierigkeiten.
    „Aber warum hast du dem Rat gesagt, es war eine Zigarette?“, bohrte sie nach.
    „Der Einfachheit halber und weil Jerome mich darin bestärkt hat …“
    „Jerome? … Okay, schon klar, er will dich ausbilden.“ Neve hörte auf, auf ihrer Lippe herumzukauen.
    „Aber das macht doch keinen Sinn, wenn ich gar nicht Erde bin …“, überlegte ich.
    „Wahrscheinlich bist du Erde. Sonst hätten die Erdgnome nicht so auf dich reagiert. Außerdem isst du wie ein Scheunendrescher. Feuer trinkt wie ein Loch. Am Anfang tippen die Ärzte auf Zuckerkrankheit. Äther hört auf zu essen, Luft isst kein Fleisch mehr und Wasser nur noch Fisch. Das kann man alles ziemlich gut unterscheiden.“
    Jetzt nahm ich Neves Hände und schaute ihr tief in die Augen.
    „Neve, würdest du mir eine Frage ganz ehrlich beantworten? Ganz ehrlich?“
    Neve nickte. „Ich beantworte dir jede Frage ehrlich. Das gehört zu meiner Natur.“
    „Okay …“ Ich atmete tief durch und rechnete mit dem Schlimmsten.
    „Gibt es wirklich keine einzige Möglichkeit, dem allem hier zu entkommen, ohne diese abgedrehte Ausbildung zu machen? Keine einzige? Nichts? Sag es mir!“
    Neve entzog mir ihre Hände, senkte die Augen und seufzte. Ich schöpfte

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