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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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hier.“
    „Na, du isst ja nichts, Kindchen, eine Schande ist das …“, maulte Else. Ich schätzte sie um die fünfzig, obwohl ihre Augen etwas sehr Zeitloses hatten.
    „Else…ich bin ein Engel!“
    „Ja, ja, mein Engelchen.“ Sie strich Neve über die Wange. Wenn ich mich nicht täuschte, lag neben der Herzlichkeit auch etwas Traurigkeit in ihrer Stimme.
    „Probier alles, Kira. Nimm, soviel du willst. In zwanzig Minuten ist eine Kürbissuppe fertig. Und Sonderwünsche, jederzeit! Was ist denn deine Lieblingsspeise, außer dass dir derzeit dauernd nach Fleisch ist? Das geht vorüber.“
    Es war schwer, mich zu erinnern, was mir vor meinem Fleischrausch besonders geschmeckt hatte.
    „Kartoffelecken. Mit Apfel-Zimt Remoulade.“
    „Jimmys Kartoffelecken!“, rief Else aus und ich war ehrlich überrascht.
    „Sie kennen Jimmys Frittenbude im Prenzlauer Berg?“
    „Ja natürlich, ich habe da lange Zeit gewohnt.“
    Jetzt hätte ich sie auch am liebsten umarmt. Es war, als würde man am anderen Ende der Welt Jemanden begegnen, der zuhause in der Nebenstraße wohnte. Ich war nicht mehr allein!
    „Mach ich dir, gleich Morgen, okay? Aber jetzt setzt euch hin. Ich bring dir Nachschlag.“
    Ich nickte und Neve schob mich mit meinem Teller voller Gulaschsuppe und einem Baguette unter dem Arm in den Nebenraum. Wir setzten uns in eine Nische. Neve sah mir beim Essen zu. Ich hatte den Eindruck, dass sie es genoss, mich essen zu sehen, als würde etwas tief in ihr doch essen wollen, sich aber darauf beschränken ließ, anderen beim Essen nur zuzusehen. Else brachte noch einen Teller Kürbissuppe und ein großes Stück Salamipizza mit Oliven. Sie wirkte wie eine Köchin aus einer mittelalterlichen Schlossküche. Ich mochte sie. Bestimmt war sie sowas wie die Seele der Akademie.
    „Else! Was gibt’s den heute Leckeres?!“ Ich drehte mich nach der bereits bekannten dunklen Stimme um und sah, wie Leonard mit noch einem Typen den Raum betrat und die Köchin umarmte. Else wehrte sich etwas, aber lächelte gleichzeitig.
    „Leo … Bring eine alte Frau nicht immerzu in Verlegenheit.“
    „Else! Du hast die schönsten Augen, die ich je gesehen habe!“, beteuerte Leonard. Seine Stimme war viel zu laut. Jeder musste ihm zuhören. Neve verdrehte die Augen. Ich wollte sofort gehen.
    „Pizza ist noch da. Die müsste für euch beide noch reichen.“
    Okay, sollten sie erst mal in der Küche verschwinden. Dann konnten Neve und ich abhauen. Leonards Freund machte Anstalten, Else zu folgen. Doch Leonard hielt ihn am Ärmel fest. Er hatte mich gesehen.
    „Hey, Kay, guck mal, unsere Neue ist da. Ich stell sie dir vor!“, sagte er, zog an seiner Zigarette, die er die ganze Zeit im Mundwinkel hatte und kam auf uns zu. Okay, cool bleiben, coachte ich mich. Der Typ kann dir nichts. Er ist nur ein blöder Angeber. Du bist nicht mehr das schüchterne Häschen, das auf dem Schulhof veralbert wird. Du bist jetzt mit so jemandem wie Tim zusammen. Und du siehst inzwischen auch gut aus. Dann standen sie genau vor unserem Tisch. Leonard, hoch aufragend und ganz in schwarz gekleidet, mit seinen schwarzen Haaren, die ihm verwegen ins Gesicht fielen, blitzenden grünen Augen und einem schiefen Lächeln. Er schüchterte mich ein, ob ich wollte oder nicht. Ich räumte das Geschirr zusammen. Neve lehnte sich entspannt zurück, verschränkte aber die Arme vor der Brust.
    „Engelchen, du hast uns noch nicht vorgestellt!“
    „Das kann ich auch selbst. Wir sind doch nicht im Mittelalter!“, antwortete ich.
    „Ich heiße Kira. Und mit wem habe ich bitte die Ehre?!“ Ich kämpfte darum, seinem Blick standzuhalten und meine Stimme fest klingen zu lassen. Aber beides gelang nicht.
    „Mit wem habe ich die Ehre …“, äffte Leonard mich nach und lachte sich schlapp, als hätte ich den Witz des Monats gerissen. Kay, dem Typen neben ihm, schien die Vorstellungsrunde weniger angenehm. Er machte eine Bewegung mit dem Kopf, die bedeuten sollte: Komm, wir verziehen uns. Aber Leonard schien darin keinen Grund zu sehen. Er sagte:
    „Du willst mir doch nicht ernsthaft weißmachen, dass Neve – unser aller Unschuldsengel - dir noch nicht von mir erzählt hat!“
    Er verarschte nicht nur mich, er machte sich auch über Neve lustig. Aber Neve blieb ganz ruhig. Sie erhob sich, nahm meine zwei Gläser, ignorierte Leonard einfach und sagte zu mir: „Komm.“
    Ich stand ruckartig auf, stieß dabei gegen den Tisch, dass es schepperte und konnte gerade so den Turm

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