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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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Sandhügel mit einem dunklen Eingang, der tief in die Erde führte.
    „Hier geht es nach Hause … wenn du soweit bist.“
    Ein wehmütiges Gefühl ergriff mich. Unwillkürlich tat ich ein paar Schritte hinein. Neve packte mit erstaunlicher Kraft meinen Arm und hinderte mich am Weitergehen.
    „Stopp. Das ist nicht einfach ein Spaziertunnel! Du musst die Erdkräfte beherrschen. Sonst zermalmen sie dich. Siehst du ihre Gesichter? Sie machen sich über dich lustig.“
    Jetzt sah ich es. Die Erde am Tunneleingang bestand aus lauter kleinen grinsenden Gnomgesichtern mit funkelnden Bernsteinaugen. Ein bisschen Erde rieselte vor meine Füße. Ein Gnom sprang hinunter, kleiner als mein Fuß, landete auf meiner Fußspitze und kniff mir in den Knöchel. Erschrocken versuchte ich ihn abzuschütteln, aber er hielt sich an meinem Schnürsenkel fest. Meine anfängliche Angst verwandelte sich auf einmal in Wut. Ich knurrte ihn an. Plötzlich gab es einen kleinen Erdrutsch vom oberen Teil des Höhleneingangs. Neve stieß mich zur Seite und verhinderte, dass der Erdbrocken auf meinem Kopf landete. Ich fiel hin. Neve stand über mir, die Augen geschlossen und die Hände in meine Richtung ausgestreckt. Ich versuchte, mich aufzurappeln, aber ich war wie erstarrt. Erst als Neve die Hände sinken ließ, konnte ich mich wieder rühren.
    „Was machst du?“, rief ich und setzte mich auf. Die Gnome waren alle verschwunden.
    „Ich beruhige deine Erdkräfte und schütze dich vor dir selbst.“
    Ich klopfte mir den Staub von meinen Sachen und sah sie fragend an.
    „Aber das hast du schon mal gut gemacht mit den Gnomen. Du hast ihnen eine Lektion erteilt. Allerdings etwas heftig, so dass du dich selber in Gefahr gebracht hast.“
    Ich starrte auf den Erdhaufen, der jetzt den halben Höhleneingang versperrte. So viel Erde hätte das Potenzial gehabt, mich zu erschlagen.
    „Nicht nur wegen des Erdhaufens, die Gnome laden sich auf mit deiner unkontrollierten Wut und geben sie zurück. Dann gibt es einen Kampf, den du derzeit verlieren würdest. Sie handeln nach deinen Emotionen, die musst du im Griff haben, verstehst du …“
    Ich verstand wahrscheinlich nicht mal die Hälfte. Erst mal war ich einfach nur froh, dass Neve bei mir war.
    „Danke“, flüsterte ich und sah Neve reumütig an.
    Neve lachte.
    „Schon gut. Das ist meine Aufgabe.
    „Du bist also ein Schutzengel …“ Neve lachte wieder.
    „Vielleicht … auch … aber nicht im herkömmlichen Sinne. Ich habe es dir noch nicht erklärt. Engel haben die Fähigkeit, unkontrollierte Kräfte der Elemente zu besänftigen. Deswegen wohnt jeder Neuankömmling die erste Zeit bei einem Engel, bis er sich eingelebt und die wichtigsten Lektionen gelernt hat. Danach bezieht er sein eigenes Haus.“
    Ich dachte wieder an den Obermacho, den ich vorhin in sein Haus gehen sah.
    „Kann man sich das Haus selbst aussuchen?“
    Neve forschte in meinem Gesicht. Sie merkte sofort, wenn man mit einer Frage etwas im Schilde führte.
    „Warum fragst du?“
    „Weil … ich habe diesen Typen von gestern, der mich wegen meinem Pyjama …“
    „Leonard …“
    „Ja, genau der … in ein schwarzes Haus mit Feuerblumen gehen sehen.“
    „Ja, das ist seins. Passt zu ihm, oder?! Jeder gestaltet sich sein Haus, so wie er will. Aber lass uns weiter gehen. Es wird bald stockfinster sein.
    Neve hatte recht. Das lila Licht war verschwunden. Im dunklen Wald sah man jetzt überall die weißen Blütenblätter, die durch die Luft schwebten. Sie gaben kein Klingen mehr von sich, dafür leuchteten sie wie kleine Glühwürmchen und sorgten dafür, dass man die Bäume und den Weg noch schemenhaft wahrnehmen konnte.
    „In circa einer Stunde hört das Flirren der Blüten auf. Dann sieht man die eigene Hand vor Augen nicht mehr. Aber wir haben es gleich geschafft.“
    Ich spürte einen aufkommenden Wind. Er wurde immer kühler. Ich zog meine Kapuze über den Kopf. Neve schien die Kälte des Windes nichts auszumachen. Wahrscheinlich spürte sie sie nicht. Wir betraten eine kreisrunde Lichtung, die vielleicht einen Durchmesser von dreißig Metern hatte. Mitten auf der Wiese drehte sich ein Wirbelsturm. Er war die Ursache dafür, dass es so kalt zog. Ich hörte Gelächter.
    „Das typische Lachen der Sylphen, wenn sie sich so verrückt im Kreis drehen wie bei diesem Durchgang. Man kann sie dann nicht mal erkennen, nur hören“, erklärte Neve.
    „Und wenn sie langsamer werden, dann sehen sie so aus wie Jolie?“
    Neve

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