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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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durchbrechen. Es war klar, wer vorne lag.
    „Kira, du musst dich mehr konzentrieren!“, belehrte mich Jerome. Dann sollten wir wechseln. Leo legte Feuer und ich sollte es mit Erde löschen. Ich hatte Leo und Marie beobachtet. Marie hatte kaum eine Chance gehabt. Das sollte jetzt anders werden. Leo sollte sein Fett abbekommen.
    „Okay, kann‘s losgehen?“, fragte Leo.
    Ich stand breitbeinig da, leicht nach vorne gebeugt, die Hände auf den Knien, den Blick auf einen aufgewühlten Erdhügel gerichtet und nickte.
    „Pass auf dein Kleid auf“, gab er hinterher.
    Blöder Macho. Das hätte er nicht sagen sollen. Ich richtete meine Energie auf einen großen Stein. Er flog gegen seinen Knöchel.
    „Au“, jaulte er.
    „Pass auf deine Knochen auf!“, gab ich zurück. Er schmunzelte.
    Ein Lauffeuer kroch in Windeseile auf mich zu, als hätte jemand eine Ölspur gelegt und sie angezündet. Ich ließ Sand regnen. Augenblicklich war Leo in eine dicke Staubwolke eingehüllt. Ich hörte ihn husten.
    „Pass auf deine weißen Sachen auf!“, lästerte ich.
    Am Anfang ging es gut. Er wurde wütender und ließ die Flammen höher schlagen. Ich ließ die Erde zu einer Wand aufstehen und sie auf Leo stürzen. Er sprang im letzten Moment zur Seite. Leonard kam ins Schwitzen. Ich geriet in einen regelrechten Rausch. Ich spürte, dass ich ihn besiegen konnte. Und ich wollte noch mehr. Ich wollte ihn nicht nur besiegen. Ich wollte ihm Angst machen. Ich wollte mich an ihm rächen für alle Idioten, die sich jemals im Leben lustig über mich gemacht hatten.
    Leonard schlug einen Kreis von Feuer um mich. Das durfte er nicht. So waren die Regeln. Der Kampf sollte sich zwischen den Elementen abspielen und nicht auf Personen gerichtet sein. Er war wütend, dass ich ihn besiegte und vielleicht auch, dass ich ihm nicht sofort um den Hals fiel, nur weil er sich entschuldigt hatte. Seine Wut machte mich nur noch entschlossener. Ich nahm mir vor, ihn komplett in einem Kerker aus Erde einzuschließen. Ich sprang aus meinem Flammenkreis, als könnte ich fliegen und versuchte, Erdmauern um Leo zu errichten, genau da, wo er stand. Aber Erde gehorchte mir nicht. Stattdessen errichtete ich einen Feuerkreis um ihn, dessen Flammen über ihm zusammenschlugen. Leonard schrie. Alle waren gleichzeitig da. Jerome löschte den Feuerkreis im Handumdrehen. Jetzt steckte Leo bis zu den Knien in einer Sanddüne. Fabian gelang es, einen Nieselregen aus dem Graben zu zaubern. Immerhin. Leonard befreite sich aus dem Sand und schüttelte sich. Sein weißes Outfit war mit Brandspuren übersät, während mein Kleid nur ein paar Staubkörner abbekommen hatte.
    „Seid ihr wahnsinnig!?“, brüllte Jerome. „Nicht auf Personen! Das ist nicht nur eine alberne Spielregel! Das ist eine Überlebensregel! Habt ihr das nicht kapiert?!“
    Jerome baute sich vor uns auf, als würde er sich sogleich in eine Erdlavine verwandeln, die alles mit sich riss. Ich zitterte. Ich war an allem Schuld.
    „Sie war das!“, zischte Leonard, der sich langsam wieder fing.
    „Ich hab gesehen, wie DU einen Feuerkreis um sie gezogen hast!“, brüllte Jerome ihn an.
    „Aber, sie …!“ Leonard machte Anstalten, auf mich loszugehen.
    „Sie hat sich gewehrt!“, verteidigte Jerome mich und stellte sich zwischen uns.
    „Ja, mit Feuer! … von wegen Erde …“Leo fuchtelte mit seinen Armen hilflos vor Jeromes Gesicht herum. Jerome ging nicht auf Leos Behauptung ein.
    „Schluss für heute! Das reicht! Marie, du gehst heute Nachmittag Cynthia im Steinbruch helfen. Fabian, denke ich, hat genug für den Rest des Tages und sollte sich eine Stunde schlafen legen. Kira, dich erwarte ich nach der Mittagspause um 15 Uhr bei mir, Gasse 5, das letzte Haus. Und Leo, du kommst mit, sofort.
    Jerome drehte sich um und trabte in weit ausholdenden Schritten los. Leo folgte ihm. Ich sah den beiden nach und spürte immer noch seine Wut. Fabian und Marie, beide wieder getrocknet durch die Feuersbrunst, standen beschämt da und machten den Eindruck, als wollten sie eigentlich nur schnell weg hier.
    „Okay, dann bis später“, brachte Fabian hervor. Marie gab nur ein leises „Ja, genau …“ hinterher.
    „Ich kann dich noch zum Steinbruch bringen“, bot Fabian Marie an.
    „Das wäre prima“, antwortete Marie.
    „Sie ist nicht gern allein im Wald“, entschuldigte sich Fabian bei mir.
    Ihr Verhalten war deutlich. Sie wollten mich nicht dabeihaben.
    „Okay“, seufzte ich und wartete, bis sie ebenfalls

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