Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
Vom Netzwerk:
zu brennen, sobald ich mit einem Jungen mehr als ein Wort wechselte!
    „Na dann, gute Nacht …“, antwortete ich nur und bog ab zu dem Turmhaus von Neve.
    „Gute Nacht“, rief Leonard hinter mir her. Ein wenig Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit. Was hatte er denn erwartet? Dass ich ihm vor Dankbarkeit um den Hals fallen würde? So, wie es wahrscheinlich die meisten Mädchen hier machten, sobald er ihnen seine Gunst schenkte? Trotzdem konnte ich nicht umhin, mich über seine Entschuldigung zu freuen. War er wirklich nur bekifft gewesen? Allerdings, bei unserer ersten Begegnung hatte er mich auch im nüchternen Zustand veralbert. Oder hatte ihm Kay von unserem Gespräch beim Mittagessen im Café erzählt? Hatte ich ihn mit meiner Art, die mich selber beeindruckt hatte, etwa auch beeindruckt? Nein, das war zu weit hergeholt. Wer weiß, vielleicht zog er auch einfach nur eine Machomasche ab. Erst wird das Opfer in den Dreck gezogen und danach empfindet es auch noch tiefe Bewunderung und Freude, weil der Leopard ihm nicht den letzten Todesstoß verpasst, sondern überraschender Weise die Samtpfote zeigt. Schon vom Namen her kam das hin. Naja, aber nicht mit mir. Ich war keine dumme Antilope.
     
    Neve stand in der Küche und goss gerade einen Erdbeershake mit Minze ein. Die Erdbeeren dufteten köstlich.
    „Hi Kira. Willst du? Sie sind frisch aus dem Wald.“
    „Hm, gerne. Das riecht lecker.“

Neve zeigte auf die Brandlöcher an meiner Schulter.
    „Wie war dein erster Tag? Scheint ja gleich zu Sache gegangen zu sein. Hast du dich etwa mit Feuer angelegt?“
    „Nein, eigentlich nicht. Leo hat sich gerade bei mir entschuldigt wegen seiner blöden Anmache letztens.“ Ich steckte die Lampionblüte in ein kleines Astloch auf dem Tisch. Die Flamme brannte immer noch.
    „Er hat sich entschuldigt? Na, das erleb‘ ich zum ersten Mal.“
    Ich setzte mich hin.
    „Und wieso hat er dich dabei gleich angezündet?“, wollte Neve wissen.
    „Keine Ahnung …“
    Sie machte eine Grübelfalte auf der Stirn. Neve trug heute ein himmelblaues Kleid mit weißer Spitze und kleinen Perlmuttknöpfen und sah darin aus wie aus einem anderen Jahrhundert.
    „Nicht, dass er verknallt ist in dich …“, überlegte sie und war dabei ganz ernst.
    „Was? Quatsch … Eigentlich war es nicht seine Hand, die plötzlich ganz heiß war, sondern meine Schulter.“
    Neves Grübelfalte vertiefte sich.
    „Bist du sicher?!“
    „Nicht wirklich … aber … ich meine … Kann es vielleicht auch sowas wie Doppelbegabungen geben?“
    „Du meinst, zwei Elemente?! Ja, hab ich schon einiges drüber gelesen. Kommt aber nicht oft vor. Die letzten, die das hatten, waren wohl gefährliche Leute. Ist aber zwanzig Jahre her.“
    „Sie waren gefährlich?“
    „Ja, sie wollten die magische Welt revolutionieren und den Rat stürzen. Mit ziemlich radikalen Mitteln. Aber mehr weiß ich nicht. Ich interessiere mich einfach nicht für Politik. Warum fragst du? Meinst du …“
    Ich zog an meinem Strohhalm. Dieser Erdbeershake war mit allen bisherigen, die ich getrunken hatte, nicht zu vergleichen. Gegen die Gerüche, das Aussehen und den Geschmack, die die magische Welt boten, war die wirkliche Welt blass und fade.
    „Wer weiß, vielleicht habe ich zwei Elemente oder so …“
    „Hm, eher unwahrscheinlich. Irritationen am Anfang sind wahrscheinlicher. Doppelbegabungen gibt es, aber sie kommen selten vor.“
    Ich nippte nachdenklich an meinem Shake. Ich musste in der Bibliothek stöbern, mir selbst einen Überblick verschaffen.
    „Und, wie war es so mit Jerome? Hast du Leute kennengelernt?“
    Ich erzählte Neve, was ich erlebt hatte, nur das mit Atropa ließ ich aus.
    Stattdessen fragte ich Neve:
    „Gibt es in der magischen Welt auch sowas wie Geister?“
    „Du meinst, die Gnome und Sylphen, Salamander, Undinen? Das sind eher Völker als Geister …“
    „Nein, ich meine richtige Geister …“
    „Ich habe über Waldgeister gelesen und Geister von Toten, die nicht zur Ruhe kommen. Aber ich weiß nicht, ob das nur Legenden sind. Ich selbst habe noch keinen Kontakt zu einem Geist gehabt, obwohl ich Äther bin. Warum fragst du? Hast du noch Symptome?“
    „Symptome? Ich weiß nicht. Manchmal fühle ich mich … nicht allein …“, erklärte ich vorsichtig.
    „Du hast noch Angst vor den Schatten, die dich in der Realwelt verfolgt haben.“
    „Vielleicht… Können das Geister gewesen sein?“
    „Geister? Aus der Schattenwelt? Ich denke, dass ist

Weitere Kostenlose Bücher