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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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in dir und du musst dich erst noch beruhigen. Vor allem musst du genug schlafen. Das ist wichtig am Anfang.“
    Neve stand auf. Ich wusch mein Glas ab. Ich fragte sie noch, ob sie Jerome näher kannte. Sie sagte nur, dass sie mit ihm keine Ebene hätte. Sie grüßten sich nur, aber sie redeten nie miteinander, auch damals in der Ausbildung nicht. Jerome war ihr zu hitzig, zu weltgewandt. Solche Leute verunsicherten Neve. Aber für den Rat war er gut. Er holte die Mitglieder oft aus ihrem Kopf oder ihren Gefühlen zu den Tatsachen und sorgte dafür, dass gehandelt wurde. Neve hatte nichts Negatives oder Verdächtiges über ihn zu berichten, auch wenn sie mit Jerome so gut wie nichts verband.
     
    Endlich lag ich im Bett. Ich ließ die Vorhänge ein wenig offen, um das Flimmern der Sterne zu bewundern. Ich war völlig erledigt. Der zurückliegende Tag kam mir endlos vor. Es war so viel passiert. Alles ging mir durch den Kopf, wild durcheinander, so dass ich eine Stunde lang nicht einschlafen konnte, obwohl ich todmüde war. Ich erwischte mich dabei, wie ich immer wieder die Situation mit Leonard durchging. Er hatte es irgendwie ernst gemeint. Das Triumphgefühl, dass einer wie er sich bei mir entschuldigte, war einfach zu schön. Meine letzten Gedanken vor dem Einschlafen galten Leo und überdeckten den Schmerz wegen Tim.
    ***
    Die Luft war so herrlich warm und die Sonne strahlte so schön durch das Fenster, dass ich mich für das dunkelblaue kurze Kleid entschied. Dazu zog ich eine Jeans an, die mir bis zu den Waden ging. Alles passte genau. Wie machte Neve es nur, genau die richtigen Sachen zu besorgen? Ich band meine inzwischen recht üppigen Haare mit einem dunkelblauen breiten Stirnband nach hinten und zog die dunkelgrünen Chucks an.
    Unten in der Küche begrüßte Neve mich mit den Worten:
    „Na, kein Wunder, dass sich gleich der Obermacho hier in dich verknallt.“
    „Pfff“, machte ich nur, während ich merkte, dass mir der Gedanke sogar gefiel. Nicht, weil mir Leo plötzlich gefiel, sondern weil sich die Machtverhältnisse dadurch umdrehten. Wie leicht man die Fäden in die Hand bekam, wenn man auf einmal schön war. War die Welt wirklich so einfach gestrickt, die reale wie die magische?
    Ich stocherte in den Rühreiern herum und sortierte den Speck aus. Es war der erste Morgen, an dem ich keinen besonderen Hunger verspürte. Vielleicht war das mit den Fressattacken endlich vorbei.
     
    Als ich die Empfangshalle betrat, bekam mein Herz einen Stich. Da standen nicht nur Jerome, Fabian und Marie. Da stand auch Leo, in einer weißen kurzen Hose und einem weißen Shirt, das einen intensiven Kontrast zu seinen schwarzen Haaren und den grünen Augen bildete.
     
    „Ahh, da kommt Kira. Dann kann es ja losgehen“, begrüßte mich Jerome und wandte sich an Leo.
    „Das ist Leonard …“
    „Wir kennen uns schon“, unterbrach ihn Leonard.
    Ich nickte zur Bestätigung und murmelte ein „Guten Morgen.“
    „Okay.“ Jerome klatschte in die Hände. „Dann auf in den Wald, wo ihr am wenigstens Schaden anrichten könnt.“
    Jerome lief vor. Marie ging neben Fabian. Und Leonard neben mir.
    „Und, brennt die Blüte noch?“, versuchte er, ein Gespräch anzufangen. Ich war beklommen.
    „Ja, sie brennt noch. Wie lange hält das?“
    „Solange man an denjenigen denkt, der sie einem geschenkt hat.“
    Ich sah ihn ungläubig an. Wollte er mich veralbern?
    Er grinste.
    „So‘n Blödsinn!“, sagte ich.
    „Nein, das stimmt!“, frohlockte er und beobachtete die Röte, die mir ins Gesicht stieg. Von wegen die Machtverhältnisse drehten sich um.
    „Tja, bekloppte Leute beschäftigen einen leider meist genauso wie nette Leute“, erklärte ich und fand mich wenig überzeugend.
    „Dann bin ich dir immerhin nicht gleichgültig.“ Er sagte das sehr freundlich und strahlte, als wenn ihm das sehr wichtig wäre. Trotzdem war ich wütend.
    „Okay, wenn‘s dir was bedeutet …“ Ich zuckte mit den Schultern und versuchte, so gleichgültig wie möglich zu klingen.
    Ich ging schneller. Warum musste ich überhaupt neben Leo laufen?! Leo ging auch schneller.
    „Du solltest übrigens immer dunkelblau tragen. Das steht dir absolut!“
    Ich verdrehte die Augen. Jetzt bitte nicht auf diese Weise! Dann überholte er mich, gesellte sich zu Jerome und ließ mich alleine zurück.
    Irgendwie war ich erleichtert, ihn los zu sein. Gleichzeitig war ich die, die sich jetzt irgendwie stehen gelassen fühlte. Das wurmte mich. Ich

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