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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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alles ist in Ordnung. Wenn, dann muss ich mich entschuldigen, dass ich dich so angefahren habe. Aber vor den Anderen ging es nicht anders.“
    Er sah mir tief in die Augen.
    „Was ich dir jetzt sagen werde, wird dich vielleicht ein bisschen verwirren, aber …“
    „Ich bin keine Erde …“, platzte ich dazwischen.
    Er sog die Luft ein und lehnte sich wieder etwas zurück.
    „Doch, du bist Erde. Daran besteht kein Zweifel.“
    Ich atmete tief durch. Er wollte es also nicht wahrhaben. Aber dann fuhr er fort und brachte mich wirklich aus dem Konzept.
    „Aber nicht nur. Du bist auch Feuer. Ich wusste es von Anfang an. Ich weiß, dass du das Bett bei deinem Freund nicht mit Zigaretten angezündet hast. Und dass man nicht zufällig überlebt, wenn man durch den Wasserdurchgang hierher kommt. Oder sagen wir, solche Fälle hat es gegeben. Allerdings entwickelt man danach nicht unbedingt Kräfte dieses Elements.“
    Jerome machte eine kleine Pause und ließ das Gesagte auf mich wirken. Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Ich war durch Atropa auf Feuer und Wasser aus gewesen. Aber Jerome hatte recht. Meine Erdkräfte zeigten sich deutlich. Ich war Erde. Er war sich sicher. Das hieß, ich war richtig bei ihm und das beruhigte mich. Dann hatte Atropa mit dem Wasser unrecht.
    „Aber das mit Fabian …“, überlegte ich laut weiter.
    „Ich bin mir nicht sicher. Es kann sein, dass du zusätzlich eine Affinität zu Wasser hast. Eine Doppelbegabung und eine Affinität zu einem dritten Element. Oder auch eine Dreifachbegabung. Es ist nicht ausgeschlossen.“
    Mir stand der Mund offen.
    „Was bedeutet das?“, flüsterte ich.
    „Zunächst einmal großes Talent und viel Arbeit, es zu formen und in den Griff zu bekommen. Später bedeutet es … sehr große Macht.“
    „Aber warum hat niemand im Rat … warum sollte ich … Warum hast du …?“ Ich wusste nicht, wie ich meine ganzen andrängenden Fragen in die richtige Reihenfolge bringen sollte.
    „Deshalb bist du hier. Genau darüber wollte ich mit dir reden“, unterbrach mich Jerome. Er goss mir etwas von der glitzernden Flüssigkeit in ein zweites Glas ein und reichte es mir.
    „Trink einen Schluck und entspann dich. Du hast überhaupt nichts zu befürchten. Im Gegenteil, du kannst dich glücklich schätzen. Es ist wie ein Sechser im Lotto der magischen Welt.“ Er lächelte mir verschwörerisch zu.
    Ich nippte an dem Glas. Es war etwas alkoholisches, aber es schmeckte köstlich.
    „Quellwein“, erklärte Jerome. „Aus einer Art Wasserschlingpflanze mit süßlichem Aroma.“
    Ich nahm noch zwei Schlucke. Es entspannte wirklich. Ich rutschte ein bisschen weiter auf das kalte schwarze Sofa und lehnte mich an.
    Jerome machte ein ernstes Gesicht.
    „Es ist so … Schon immer hat es in den vergangenen Jahrtausenden Menschen mit diesen Doppelbegabungen gegeben, manchmal sogar mit einer Dreifach – oder gar Vierfachbegabung. Aber die letzte Dreifachbegabung liegt gut zwei Jahrhunderte zurück. Und eine Vierfachbegabung ist nur einmal überliefert. Vor circa 1000 Jahren soll es einen Priester gegeben haben, der sie besaß. Eine Doppelbegabung dagegen kommt vielleicht ein- oder zweimal im Jahrhundert vor.“
    Ich beobachtete Jerome. Es war klar, dass der Rat davon nichts erfahren sollte. Alles lief darauf hinaus. Nur, warum nicht?! Weil Atropa recht hatte und Jerome in irgendwas verwickelt war? Mir war ein bisschen mulmig.
    Jerome ließ mich nicht aus den Augen. Mir wurde bewusst, wie allein ich hier mit ihm war. Ich lächelte, versuchte entspannt zu wirken, neugierig und interessiert. Er durfte mir mein Misstrauen nicht anmerken.
    „Dann kennst du jemanden, der auch eine Doppelbegabung hat?“, fragte ich ihn.
    „Ja und nein. Ich kannte jemanden …“, antwortete Jerome.
    „Der letzte Mensch mit einer Doppelbegabung starb vor circa zwanzig Jahren, sieben Tage vor seinem zwanzigsten Geburtstag. Er war noch jung, sehr jung …“
    Jerome sah traurig aus. Es war eindeutig, dass ihm dieser Mensch was bedeutet hatte. Gleichzeitig kam mir ein gruseliger Gedanke: „Starb er an seiner Doppelbegabung?“
    „Oh, nein. Nein, nein. Man hat ihn gejagt. Der Rat hat ihn gejagt. Er wollte einige Sachen ändern, die dem Rat nicht passten, in der magischen Welt und auch in der realen, beide Welten näher zusammenbringen, sie voneinander profitieren lassen. Er hieß Alexander. Er hatte Anhänger… und Feinde. Die Meinungen über ihn und seine Ansichten gingen weit

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