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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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nichts. Garnichts. Unterm Strich gab es inzwischen zwei Parteien, die mich dazu anhielten, Geheimnisse zu bewahren. Was sollte das bedeuten? Wem sollte ich trauen? Ich richtete mich ruckartig auf, als könnte ich so den Fragen entkommen und hielt mir meinen Kopf. Eins nach dem Anderen, die Ruhe bewahren. Ich stand auf und sah wieder aus dem Fenster. Im Haus von Leonard brannte jetzt Licht. Die Aufregung wegen meines Vorhabens, ihn zu besuchen, um mich zu entschuldigen, versetzte mir einen Stich in den Magen. Mir war etwas schwindelig, vielleicht auch vom Wein. Unten ging die Tür. Dann hörte ich Neve:
     „Kira? Bist du da?“
    „Ja!“, rief ich und ging nach unten. Ich hatte kein Licht im Haus gemacht und es war inzwischen stockdunkel.
    „Warum ist hier alles so duster?“ Sie knipste die Küchenlampe an und stellte zwei pralle Umhängetaschen ab.
    „Ich hab ein bisschen auf dem Bett gedöst, war ein anstrengender Tag. Warst du shoppen?“
    „Ja, neue Sachen. Ich hoffe, ein paar werden dir gefallen!“ Neve durchbohrte mich mit ihrem hellen Blick.
    „Du wirkst aber sehr durcheinander. Ist heute irgendwas passiert?“
    „Naja … ich bin ein bisschen zu hart umgegangen mit Leonard beim Kräfte messen. Ich wollte gerade noch mal los, mich entschuldigen.“
    Neve machte nur „Hm …“, als würde ihr meine Antwort nicht ganz reichen. Aber sie beließ es dabei und begann, die Taschen auszupacken.
    „Ich leg dir ins Zimmer, was für dich ist und dann kannst du ja mal schauen“, sagte sie.
    „Oh, danke, aber ich hab doch schon so viele neue Sachen …“
    „Denkst du!“, Neve lachte auf. „Du wirst noch staunen, wie hoch der Verschleiß hier ist. Dein Shirt mit den Brandlöchern habe ich gleich weggeworfen.“
    Ich sah Neve verwirrt an:
    „Aber du machst doch nicht auch noch meine Wäsche!“
    „Nein, das kannst du selbst. Einmal durch den Fluss hinterm Haus ziehen und auf die Leine daneben, dann ist alles wieder blitzsauber und im Handumdrehen trocken.“
    „Ahh, okay … dann … ich geh kurz rüber zu Leo. Bis später …“
    „Wenn mich nicht alles täuscht, hat Leonard wohl seinen Meister gefunden“, kicherte Neve hinter mir, als ich das Haus verließ. Ich tat so, als hätte ich es nicht mehr gehört.
     
    Die riesige Tanne vor Leos Haus rauschte. Zwei Stufen führten zur schweren Eingangstür aus schwarzem Ebenholz. Das Haus hatte eine Etage und einen spitzen Dachboden mit einem kleinen Fenster. Ich sah, dass es Lampionblumen waren, die auf seinem Fensterbrett brannten. Ich wagte durch die Fensterscheibe einen Blick ins Innere. An der gegenüberliegenden Wand stand eine kleine Küchenzeile aus schwarz glänzendem Material. Sie sah aus, als hätte sie noch nie jemand benutzt. Ich wich erschrocken zurück, weil Leo plötzlich am Fenster auftauchte. Aber er sah nicht hinaus und verschwand in die linke Ecke des Hauses. Es machte nicht den Eindruck, als ob er gerade Besuch hatte. Das war schon mal gut. Sollte ich wirklich klopfen? Zwei Besuche an einem Tag, bei fremden Männern in fremden Häusern. Das war nicht gerade meine Stärke. Ich gab mir einen Ruck und hämmerte selbstbewusst mit dem Klopfer an die Tür.
    Leonard öffnete und machte ein überraschtes Gesicht.
    „Kira …“
    „Hi… ähh … Ich dachte, ich bin mal dran mit einer Entschuldigung.“
    „Hey … Komm doch rein! Ich wollte gerade anfangen, mich zu langweilen. Und da kommst Du!“
    Ich schmunzelte. Leonard schien sich richtig über meinen Besuch zu freuen.
    „Hast du denn keine Hausaufgaben?“, witzelte ich und konnte meinen Blick kaum von Leonard losreißen. Er trug eine knielange Jeans, die mit Absicht ausgefranst und eingerissen war und dazu nur ein schwarzes Muskelshirt. Seine schwarzen Haare hatte er nachlässig zu einem Zopf gebunden. Ein paar Strähnen fielen ihm ins Gesicht.
    „Ach so, doch. Ich sollte noch ein paar Leute in Brand setzen, so zur Verteidigung“, witzelte er zurück.
    Ich seufzte und senkte den Blick.
    „Tut mir leid. Wirklich. Ich wollte das nicht. Ich war wütend …“
    Leonard lehnte sich gegen den Kühlschrank und verschränkte die Arme.
    „Worauf denn? Auf mich etwa?!“
    Er grinste. Es gefiel ihm wohl. War da schon wieder eine Spur von Arroganz in seiner Stimme? Sollte ich es bereuen, hierher gekommen zu sein?
    „Auf Typen wie dich im allgemeinen. Aber deshalb muss man sie ja nicht gleich umbringen. Schon richtig.“
    „So leicht bringt man mich nicht um. Keine Sorge.“
    „Dann brauche

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