Himmlisch Verliebt
so anziehen wie Savannah, stimmt’s? Das bringe ich nicht.«
»Warum nicht?«
»Du kennst Savannah! Sie ist cooler als ein Eskimo mit einem Eis am Stiel im Schneegestöber. Coolness ist ihr zweiter Vorname.« Tracy zuckt mit den Schultern. »Wenn ich einen so kurzen Rock tragen würde wie sie, würden meine Knie schreien: ›Huhu! Wir sind die Knubbelknie-Zwillinge!‹«
»Deine Knie sind nicht knubbelig!« Tracy hat tolle Knie, obwohl ich sie bisher nur dreckverschmiert auf dem Fußballfeld gesehen habe.
»Sie sehen aus wie übergroße Walnüsse!«, entgegnet sie. »Wo ist eigentlich Savannah? Sie wollte um sieben hier sein.«
»Wahrscheinlich überlegt sie immer noch, mit wem sie ausgehen soll«, sage ich lachend. Plötzlich habe ich eine Idee. »In der
Teengirl
gibt es gerade einen Artikel zum Thema ›Wie mache ich Jungs auf mich aufmerksam‹.« Ich ziehe Tracy hoch und schiebe sie in Richtung Tür. »Komm, die Zeitschrift liegt in meinem Zimmer.«
»In der
Teengirl
gibt es immer einen Artikel darüber, wie man Jungs auf sich aufmerksam macht.« Tracy rümpft die Nase, als sie nach mir die Treppe hochkommt.
Als wir oben auf dem Flur sind, höre ich Mum mit Ben in seinem Zimmer verhandeln.
»Wenn du jetzt ins Bett gehst, kannst du morgen ganz früh aufstehen und mit der Xbox spielen.«
»Aber Mum, warum kann ich nicht jetzt Xbox spielen und morgen früh ausschlafen?«
Wir schleichen an der Tür vorbei und huschen in mein Zimmer.
»Das ist ein besonderer Artikel.« Ich schnappe mir die Zeitschrift und halte ihn Tracy vor die Nase.
»Oh, krass.« Sie schnappt sich die
Teengirl
und lässt sich aufs Bett plumpsen. »›Zehn Tipps, wie man sich einen Traumtypen angelt.‹ Na, ich werde ungefähr hundert brauchen.«
Ich ignoriere ihr Gejammer und krame in meinem Kleiderschrank. Was Tracy jetzt braucht, ist kein Mitgefühl. »Hier.« Ich werfe ihr einen schokofarbenen Minirock und ein türkises Oberteil zu. Dad sagt immer, ich werde mir den Tod holen, wenn ich es trage, also heißt das, es ist sexy.
»Okay.« Ich schlage einen strengeren Ton an. Ich muss Tracy einfach dazu bringen, sich von dem Fußballtrikot zu trennen. »Du ziehst jetzt diese Sachen hier an, und dann kommst du runter, damit wir an deinem Gang arbeiten können.«
»An meinem Gang?« Tracy klingt schockiert, aber bevor sie noch mehr rumstöhnen kann, mache ich mich schnell mit der Zeitschrift aus dem Staub. In dem Artikel gibt es einen ganzen Abschnitt zum Thema Laufen. Wenn ich mit Tracy fertig bin, wird sie wie ein Supermodel dahinstolzieren.
Ich bin so in den Artikel versunken, dass ich Bens Schuh übersehe, der am Treppenabsatz liegt. Ich stolpere darüber und rase schneller ins Wohnzimmer als beabsichtigt.
Dann lasse ich mich auf die Couch fallen. Die
Teengirl
flattert aufs Kissen, und die Horoskop-Seite liegt aufgeschlagen vor mir. Die leuchtenden Worte schreien mich an: Was sagen die Sterne über dein Leben, deine Liebe und dein Glück? Ich seufze und muss an meine superuncoole Aufgabe beim Online-Magazin denken. Mit meinem Zeh schließe ich die Tür.
Waage. Eigentlich will ich das Horoskop gar nicht lesen, doch ich kann den Blick einfach nicht abwenden.
Diese Woche kümmerst du dich nur um dich. Maniküre und Pediküre, eine entspannende Gesichtsmaske und ausreichend Schlaf sind wichtig. Hülle dich in Satin und Spitze und schwelge im Fashiontraum eines jeden Mädchens.
Oh, bitte. Das ist so schwach. Wird so etwa mein Leben aussehen? Werde ich eine mittelmäßige Journalistin sein, die dummes Zeug für eine extrastrenge Chefredakteurin schreibt?
Ein Verzweiflungsmonster fängt an, auf meiner Brust herumzusteppen, und freut sich, mich in seine dunkle Welt des unendlichen Leids entführen zu können. Ich male mir meine Preisverleihung aus.
Dieses Mal stehe ich nicht mehr auf dem Podest. Stattdessen hält eine glamouröse Blondine mit perfekten glatten Haaren den Preis hoch, während das Publikum jubelt. Ich sitze in der letzten Reihe, neben der Wettertante vom Frühstücksfernsehen, und klatsche verhalten.
Die Wettertante beugt sich zu mir hinüber. »Hast du nicht gesagt, du schreibst die Horoskope?«
Ich seufze. »Ja.«
»Weißt du, was diese Woche für den Steinbock vorhergesagt ist?« Sie schenkt mir ein strahlendes Lächeln und checkt nicht, dass mich niemand mehr was anderes fragt.
Als ich nach einer Serviette greife, um die Wettertante zu knebeln, öffnet sich die Wohnzimmertür, und Tracy kommt rein. Ich schrecke
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