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Himmlische Leidenschaft

Titel: Himmlische Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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verkraftet.
    Ich werde auch diesen verkraften.
    Irgendwie.
    »Sarah?«
    Cases Stimme war so gedämpft, daß sie nur wenige Meter weit trug.
    »Ich bin wach«, erwiderte sie leise. »Ist irgendwas nicht in Ordnung?«
    Er materialisierte sich aus der Dunkelheit neben ihr.
    »Das gleiche wollte ich dich fragen«, sagte er. »Du hast um dich geschlagen wie ein Fisch an einem Angelhaken.«
    Seine breitschultrige Gestalt verdeckte ein Stück sternenübersäten Himmels. Der selbstfabrizierte Poncho, den er trug, schwang um seine Knie, so dunkel wie die Nacht.
    Sarah schöpfte zitternd Atem. Die Luft war noch immer kalt und sauber, doch jetzt roch sie nach Leder, Wolle und Mann.
    »Ich hatte nur einen Alptraum«, erklärte sie.
    »Die Flutkatastrophe oder dein Ehemann?«
    »Beides, glaube ich. Ich erinnere mich nicht mehr an viel, außer an die Ang;st.«
    Obwohl Sarahs Worte sachlich waren, bebte ihre Stimme noch immer von dem Nachhall des Grauens.
    Case erwiderte nichts, sondern setzte sich nur auf das Fußende ihres Schlafsacks. Sanft zog er Sarah auf seinen Schoß, wickelte sie in eine Decke von der Bettrolle und hielt sie mit beiden Armen umfangen.
    »Manchmal dauert es eine Weile, bis Alpträume verblassen«, sagte
    er.
    Der Verlust der Lost River Ranch war etwas, was niemals in ihrer Erinnerung verblassen würde, ebensowenig wie der Tod ihrer Familie. Aber sie wies nicht den Trost zurück, den er ihr anbot. Sie stieß einen zittrigen Seufzer aus und lehnte sich an ihn.
    Stille und das weiche Flüstern ihres sich miteinander vermischenden Atems erfüllten die Nacht.
    »Sieh dich um«, murmelte Case nach einer Weile. »Die Landschaft ist so schön wie der Gesang einer Wiesenlerche.«
    Sarah brauchte sich nicht umzuschauen. Das Land war unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingeprägt, war in ihrem Herzen und ihrer Seele.
    »Morgen wird der Schnee schmelzen«, sagte sie ruhig. »Aber bis dahin wird alles wie ein Weihnachtsengel sein, über und über glitzernd und schimmernd vor Licht.«
    Sein Atem stockte einen winzigen Moment lang, dann ging er wieder ruhig und gleichmäßig trotz der Erinnerungen, die wie messerscharfe Klingen durch sein Herz schnitten.
    »Hattet ihr früher auch einen Engel an der Spitze eures Weihnachtsbaums?« fragte Case.
    Sie nickte. »Von all dem Weihnachtsschmuck fand ich den Engel immer am schönsten.«
    »Emily liebte den Engel auch ganz besonders.«
    Der Widerhall von Schmerz in seiner Stimme ließ Sarah zusammenzucken. Schweigend verlagerte sie ihr Gewicht auf seinem Schoß, bis sie ihre Arme um ihn legen konnte. Der Griff seiner Arme um sie verstärkte sich.
    Schnee schimmerte wie die Flügel eines Engels, weiß und glitzernd, fedrige Schleier von Reinheit und Unschuld, die die schroffe Schönheit des Landes milderten und zugleich hervorhoben.
    Wie kann ich all das hier verlassen ? dachte Sarah verzweifelt.
    Ein gebrochener Seufzer entrang sich ihrer Kehle.
    »Fürchtest du dich noch immer?« fragte Case.
    »Ich kenne den Unterschied zwischen Alptraum und Nacht«, war alles, was sie erwiderte.
    Er zog sie noch fester an sich und schmiegte ihren Kopf unter sein Kinn. Mit jedem Atemzug inhalierte er den sauberen Duft ihres Haares.
    Zärtlichkeit und Verlangen tobten in seinem Inneren.
    Beide gewannen den Kampf.
    »Woran denkst du?« fragte er nach einer Weile.
    »An Land und Silber und Conner.«
    »Er war so aufgeregt, daß er Freudensprünge gemacht hat.«
    »Aber nur so lange, bis ich wieder davon angefangen habe, ihn auf eine Schule im Osten zu schicken«, gab Sarah zurück.
    »Conner hatte die Idee, das Silber für gutes Vieh und einen Brunnen und solche Dinge auszugeben.«
    »Das kann er tun, nachdem er ein Universitätsstudium abgeschlossen hat. Falls er das dann immer noch will.«
    Case öffnete den Mund, um sie darauf hinzuweisen, daß Conners Zukunft einzig und allein seine Entscheidung war, nicht ihre.
    Doch am Ende sagte er gar nichts.
    »Hunter war nicht sonderlich erfreut über das Silber«, meinte sie.
    »Weil es Probleme bedeutet.«
    »Wir waren arm und hatten Probleme. Und jetzt sind wir reich und haben Probleme. Ich würde lieber den Kummer und das Silber haben.«
    Wieder hielt Case den Mund.
    Dann überlegte er es sich anders. Wenn er Sarah begreiflich machen konnte, wie ungeheuer groß das Risiko geworden war, seit sie das spanische Silber gefunden hatten, vielleicht würde sie sich dann Conner schnappen und so schnell wie möglich von der Ranch verschwinden, während sich der

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