Himmlische Leidenschaft
geraubt.
Die weichen, melodischen Geräusche von tröpfelndem Wasser, während Sarah den Waschlappen ausspülte und auswrang, waren wie ihre Stimme. Beruhigend und erregend zugleich. Real und gleichzeitig unwirklich. Zum Greifen nahe und in weiter Ferne. »Vielleicht werde ich Sie in ein paar Tagen auch rasieren«, fuhr sie mit ge-dämpfter Stimme fort. »Aber nicht Ihren Schnurrbart. Er ist länger als der Bart auf Ihren Wangen, deshalb nehme ich an, daß Sie ihn immer tragen.«
Warmes Tuch streifte über ihn, sanfte Worte hüllten ihn ein. Case glitt mehr und mehr in echten Schlaf hinüber, überließ sich ihr mit einem Vertrauen, das ihn schockiert hätte, wenn er sich dessen bewußt gewesen wäre.
Aber er war es nicht. Er war ebenso eingelullt von Sarahs liebevoller Fürsorglichkeit wie jedes andere mißtrauische, wilde Geschöpf, das ihr in die Hände gefallen war.
Das Flanellaken glitt bis zu seinen Hüften herunter, und die Bewegung ließ ihn abrupt aus seinem entspannten Dämmerzustand aufschrecken. Er gab einen undeutlichen Laut des Protests von sich. Seine rechte Hand bewegte sich leicht, als versuchte sie, die Decke wieder hochzuziehen.
»Ruhig«, murmelte sie. »Alles ist gut, Case. Ich will Sie nur schnell waschen. Dann lasse ich Sie in Ruhe.«
Seine Hand entspannte sich wieder. Er stieß einen tiefen Seufzer aus.
»So ist es gut«, sagte sie beschwichtigend. »So ist es genau richtig. Schlafen Sie weiter und werden Sie gesund, bis Sie stark genug sind, um wieder zu fliegen. Obwohl Sie natürlich nicht fliegen werden, nicht? Sie werden sich einfach auf Crickets Rücken schwingen und davonreiten ...«
Das Murmeln von Wasser und Sarahs Stimme verschmolzen miteinander in Cases Bewußtsein. Er trieb erneut auf die Halbwelt zu, jenen Schwebezustand zwischen Schlafen und Wachen.
Warm, feucht und köstlich rauh leckte der Waschlappen über seine Arme und Brust, um alle Spuren seiner schmerzhaften Reise über den festgestampften Lehmfußboden zu beseitigen.
»Culpepper ... schleicht ... von hinten an.«
Case wußte nicht, daß er laut gesprochen hatte, bis Sarah ihm mit Worten und besänftigenden Bewegungen des Waschlappens auf seiner Brust antwortete.
»Haben Sie keine Angst, Case. Auf der Lost River Ranch wird Ihnen nichts geschehen«, murmelte sie. »Sie sind sicher bei mir. Schlafen Sie, Case. Ich werde nicht zulassen, daß Ihnen irgend jemand Schaden zufügt.«
Vage erkannte er, daß er Variationen jener Worte gehört hatte, als Schmerz und Fieber ihn derart unbarmherzig umklammert hielten, daß er geglaubt hatte, nur im Tod Erlösung zu finden.
Sicher auf der Lost River Ranch.
Schlafen Sie, Case.
Bei mir sind Sie sicher.
Sein Atem ging langsamer und gleichmäßiger, paßte sich den behutsamen Bewegungen der Hände an, die ihn so liebevoll umsorgten. Entspannt trotz seines verzehrenden Verlangens, ließ er sich von dem nach Rosen duftenden Traum von Frieden einhüllen.
Er protestierte nicht, als er spürte, wie sein Lendenschurz gelöst wurde. Alles, wonach er sich sehnte, war, jene süßen Liebkosungen auf seinem Körper zu fühlen. Beruhigt und sinnlich erregt zugleich, beinahe schlafend und dennoch vibrierend lebendig, wußte er nur, daß eine feuchte, köstliche Wärme ihn streichelte. Er gab sich ihr in wohliger Selbstvergessenheit hin, denn es war das eine, was er noch dringender brauchte als Luft zum Atmen.
Lust prickelte über ihn hinweg, pulsierte in seinen Lenden und ließ ihn erneut irgendwo zwischen Tag und Traum schweben.
Mit einem Seufzer, der fast ein Stöhnen war, versank Case schlagartig in tiefen Schlaf, um eine erschrocken dreinblickende Sarah zurückzulassen. »Was um Himmels willen ... ?« fragte sie.
Etwas Derartiges war niemals passiert, als sie Ute gesundgepflegt hatte, und er hatte sogar noch schlimmere Schußverletzungen davongetragen als Case.
»Eine Infektion?« flüsterte sie.
Sie beugte sich über seinen Körper und atmete eine undefinierbare Mischung aus Salz und Regen und Mann und Rosenseife ein.
»Gott sei Dank«, murmelte sie erleichtert.
Was immer mit ihm geschehen war, es war nicht durch eine Infektion verursacht worden.
Dann sah sie, daß seine Erektion langsam erschlaffte. Ihr Ehemann hatte genauso ausgesehen, nachdem er endlich Befriedigung bei seiner schweigsamen, starren Ehefrau gefunden hatte.
Auf einmal dämmerte ihr die Erkenntnis und färbte ihre Wangen glutrot in einer Woge von Hitze, die Verlegenheit und noch etwas anderes war, etwas,
Weitere Kostenlose Bücher