Himmlische Leidenschaft
daß der Lendenschurz seine Erektion verhüllte.
»So, jetzt strecken wir dieses Bein aus«, murmelte sie. »Es sollte nur einen winzigen Moment lang weh tun.«
Ihre Hände glitten unter das Knie und die Ferse seines verletzten Beins. Behutsam manövrierte sie sein Bein in eine etwas bequemere Lage.
»Es ist nur gut, daß ich immer nur einen Teil von Ihnen zur Zeit heben muß«, sagte sie leise. »Sie sind enorm groß und kräftig, selbst im Liegen.«
Ihre Hand glitt liebkosend an seinem Bein herab, während sie die Wärme und Straffheit seines Fleisches genoß.
»Was für eine Kraft«, sagte sie bewundernd. »Es muß ein herrliches Gefühl sein, wenn man so stark ist.«
Case gab keinen Muckser von sich, aus dem einfachen Grund, weil er nicht wollte, daß die sanften Liebkosungen aufhörten. Er konnte sich nicht erinnern, schon jemals etwas so Süßes und Betörendes gefühlt zu haben.
»Und staubig sind Sie auch«, fügte sie mit einem leisen Lachen hinzu. »Wie schaffen manche Leute es nur, eine Familie in einem Haus mit festgestampftem Lehmfußboden großzuziehen und die Kleinen sauberzuhalten?«
Während sie sprach, strich ihre Hand erneut sanft an seinem Bein herunter.
Er wußte, die Bewegung sollte beruhigend wirken. Er hatte beobachtet, wie sie ihren verletzten Habicht auf genau die gleiche sanfte, beschwichtigende Art gestreichelt und leise murmelnd auf ihn eingesprochen hatte, um dem Tier die Angst zu nehmen, wenn sie Salbe auf seinen Flügel rieb.
»Ich wünschte, Ute und Conner könnten sich eine Woche von der Farm freimachen, um in die Berge hinaufzureiten und ein paar Bretter für den Fußboden zu sägen«, murmelte Sarah. »Aber das ist wohl vergebliche Hoffnung. Zuviel Arbeit, zu wenig Zeit...«
Sie hob das Glas mit Salbe auf, deckte Case mit einem Flanellaken zu und bewegte sich von der Pritsche fort.
Er stieß einen stummen Seufzer aus, teils vor Enttäuschung, teils vor Erleichterung. So liebevoll gestreichelt zu werden war erregend und seltsam schmerzlich zugleich.
Sie würde eine gute Mutter sein, dachte er. Aber zuerst wird sie einen Mann finden müssen, der jung oder mutig oder auch töricht genug ist, Gott um Kinder zu bitten, die er nicht beschützen kann.
Case war nicht mehr derart jung. Er hatte sich nicht mehr jung und unbekümmert gefühlt seit dem Tag, als er nach dem Krieg nach Hause gekommen war und die blutigen Überreste der Familie seines Bruders gefunden hatte.
Noch fünf Culpeppers übrig, sagte er sich. Dann wird es endlich vorbei sein.
Er grübelte nicht lange über das nach, was getan worden war oder was noch zu tun blieb. Kein Mann genoß es, eine Abortgrube auszuheben, aber kein Mann, der etwas taugte, drückte sich vor dieser Pflicht, wenn die Arbeit ausgelost wurde und er den kurzen Strohhalm zog.
Jemand mußte die Culpeppers daran hindern, weiterhin zu plündern und zu vergewaltigen und zu morden.
Und Case hatte den kurzen Strohhalm gezogen.
Ein leichter Luftzug und der schwache Duft von Rosen sagten ihm, daß Sarah zurückgekehrt war.
»Ich hoffe, dies hier weckt Sie nicht auf«, sagte sie leise. »Nur ein warmer Waschlappen und etwas Seife. Es ist wirklich nichts, was einen starken Mann wie Sie beunruhigen sollte.«
Schlanke Finger glitten durch sein Haar und strichen es aus seiner Stirn zurück. Er genoß die Liebkosung auf eine seltsam losgelöste Art, wie in einem Fiebertraum.
Seifig und nach Rosen duftend glitt der Lappen über sein Gesicht. Er erinnerte ihn irgendwie an eine große, warme, leicht rauhe Zunge.
»Ich werde Ihr Haar morgen waschen, wenn Sie nicht mehr so erschöpft sind«, sagte sie besänftigend. »Ich habe gleich beim ersten Mal, als ich Ihr Haar berührt habe, gemerkt, daß Sie es gewohnt sind, es regelmäßig zu waschen und zu pflegen. Ich mag Sauberkeit bei einem Mann.«
Die murmelnde Stimme strich so sanft wie der Lappen über Case hinweg. Er schwebte an einem Ort irgendwo zwischen Schlafen und Wachen, während er die zärtlichen Worte und Berührungen in sich aufnahm, wie Wüstenboden Wasser nach einer langen Dürreperiode aufsaugt.
»Ihr Haar ist so schwarz und kühl und glatt wie eine Pferdemähne, nur viel seidiger. Es ist so schön wie Ihre Wimpern.«
Sich auf irgendeine Weise als »schön« bezeichnet zu hören amüsierte ihn, doch seine Miene ließ nichts von seiner Reaktion erkennen. Der Krieg und die schrecklichen Erlebnisse danach hatten ihm nicht nur seine Jugend, sondern auch seine Fähigkeit zu lachen
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