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Himmlische Leidenschaft

Titel: Himmlische Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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die Wände eindeutig von Menschenhand erbaut.
    Die Ruinen schienen nicht mehr als vier oder fünf kleine Räume zu umfassen, mit ein paar steinernen Trockengerüsten für Maiskolben auf einer Seite des Gebäudes.
    »Schloß?« fragte er. »Sieht mir eher nach Ställen aus.«
    »Wer immer hier einmal gewohnt haben mag, hat besser gelebt als wir auf der Lost River Ranch«, sagte Sarah trocken.
    »Du solltest lieber versuchen, die Fugen zwischen den Holzbalken abzudichten, statt nach verschwundenen Schätzen zu suchen.«
    »Es wird das Haus keinen Zentimeter größer machen, wenn die Fugen abgedichtet sind
    »Aber eine ganze Ecke wärmer«, gab Case zurück. »Ein zusätzliches Schlafzimmer wäre auch nicht verkehrt.«
    »Conner wird es nicht brauchen«, erwiderte sie. »Er wird bald fort sein, auf der Schule.«
    »Ich dachte dabei eher an dich«, sagte er. »Nicht an deinen Bruder.«
    »Was ist mit mir?«
    »Ein Mädchen sollte sein Schlafzimmer nicht mit jedem verletzten Herumtreiber teilen müssen, der auf der Ranch aufkreuzt. Wäre diese Art von Ungestörtheit nicht ein Schatz, für den zu arbeiten sich lohnen würde?«
    Sarah gab keine Antwort.
    Er sah ihr störrisch vorgeschobenes Kinn, fluchte unterdrückt und schob seinen Hut aus der Stirn zurück.
    »Und was tun wir jetzt, nachdem wir dieses sogenannte Schloß gefunden haben?« fragte er.
    »Wir suchen nach Silber.«
    »Hast du mir nicht erzählt, das Silber wäre am Fuß einer hohen Säule aus rotem Fels vergraben?«
    »Dort soll es angeblich gewesen sein. Ich kann aber nicht sagen, wo es jetzt sein könnte.«
    »Wenn der Schatz ein paar hundert Pfund gewogen hat und dein Ehemann zu betrunken war, um sich daran zu erinnern, daß er ihn gefunden hatte, wird er sich ihn wohl kaum auf den Rücken geladen haben.«
    Sarah hatte über diese Frage nachgedacht. Schon sehr oft. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte Hal das Silber nicht wegtransportiert. Andererseits ...
    »Ich habe um sämtliche Steinsäulen in diesem Canyon gegraben«, sagte sie fest. »Jetzt ist es an der Zeit, sich die Ruinen vorzunehmen.«
    »Und wenn dort auch nichts ist, was dann?«
    »Dann versuche ich es im nächsten Canyon.«
    »Und dann?«
    »Dann nehme ich mir den nächsten Canyon vor und dann den übernächsten und so weiter, bis mir die Canyons ausgehen oder bis ich endlich das verdammte Silber finde.«
    Case betrachtete die zerkratzte, vielbenutzte Schaufel, die hinter ihrem Sattel festgebunden war.
    »Na schön. Immer noch besser, als Gräber auszuheben«, sagte er mit einem resignierten Seufzer.
    Er schwang sich aus dem Sattel und schlang sich den Tragriemen seiner Schrotflinte über den Kopf. Dann band er die Zügel um Crickets Hals zusammen, zog das Gewehr aus der Sattelscheide und wandte sich zu Sarah um.
    »Nach dir«, sagte er.
    »Wozu die Waffen? Hast du vor, einen Krieg anzufangen?« fragte sie, als sie absaß.
    »Falls Culpeppers vorbeikommen, um sich ihre Ration Blei abzuholen, w^rde ich sie nur ungern enttäuschen.«
    Sein Tonfall war trocken, aber der Ausdruck in seinen Augen war nicht im geringsten humorvoll. Denselben kalten, trostlosen Blick hatte Case auch gehabt, als er nach dem Überfall der Banditen ins Haus zurückgekehrt war.
    Schweigend legte Sarah Shaker Fußfesseln an, schnappte sich ihre eigene Schrotflinte und die Schaufel und strebte in raschem Tempo zu den Ruinen. Bei jedem Schritt des Weges versuchte sie, nicht wieder daran zu denken, wie unerträglich es gewesen war, mit Conner im Inneren des Hauses zu warten und nicht zu wissen, ob Case lebte oder tot war oder irgendwo draußen in der kalten Dunkelheit im Sterben lag.
    Zweimal war sie zur Tür gestürzt. Das erste Mal hatte Conner sie zurückgehalten, indem er ihr wortlos eine Hand auf den Arm gelegt hatte. Beim zweiten Mal war er gezwungen gewesen, seine Schwester zu Boden zu ringen und sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie zu setzen, um sie im Haus zu halten.
    Ihr Bruder mochte die darauffolgenden Minuten vielleicht als unterhaltsam empfunden haben, aber Sarah war noch immer wütend und fühlte gleichzeitig einen eisigen Schauder den Rücken hinunterrieseln, wenn sie sich ausmalte, wie Case hilflos draußen im Dunkeln lag, vielleicht an der Schwelle des Todes, während Conner sie gewaltsam im Haus festhielt und daran hinderte, Case das Leben zu retten.
    Schaufel und Schrotflinte über der Schulter kletterte Sarah den Abhang hinauf. Dank Ute trug sie neue Mokassins an den Füßen. Leider würden die

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