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Himmlische Leidenschaft

Titel: Himmlische Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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abzureagieren, die ihn aus umschatteten, nebelgrauen Augen beobachtete.
    Wenig später traf das Blatt der Schaufel auf etwas, das weder Stein noch Erde war. Er ignorierte den Schmerz in seinem verletzten Schenkel, als er in die Knie ging und begann, rechteckige Blöcke von Trümmern wegzuzerren. Scherben von Tongeschirr kamen in dem Loch zum Vorschein. Er sah sich jede einzelne sorgfältig an, bevor er sie beiseitelegte.
    »Was ist das?« fragte Sarah eifrig.
    »Das weiß ich noch nicht.«
    Neugierig eilte sie herbei und stellte sich neben ihn, während er weitergrub.
    »Geh ein paar Schritte zurück«, befahl er. »Ich möchte dich nicht in der Nähe der Mauern haben.«
    »Du bist ja auch dicht an der Mauer.«
    »Das ist etwas anderes.«
    Sie machte sich nicht erst die Mühe, mit einem so unlogischen Geschöpf zu diskutieren, sondern blieb einfach, wo sie war, und schaute ihm zu.
    Doch statt ihren Blick auf die Stelle zu heften, wo er grub, wurde sie abgelenkt von dem kraftvollen Spiel seiner Muskeln unter seiner straffen Haut, als er sich vorbeugte und streckte, um den hinderlichen Schutt zu entfernen. Wie Wasser, das rasch über Felsen dahinströmt, besaß er sowohl Kraft als auch Eleganz. Die seidenglatte Beschaffenheit seiner Haut hatte etwas derart Verlockendes an sich, daß es sie förmlich in den Fingern juckte, ihre Handfläche über seinen Rücken gleiten zu lassen.
    Sie hatte die Hand schon halb nach seiner Schulter ausgestreckt, bevor ihr bewußt wurde, was sie tat. Abrupt riß sie die Finger zurück, als ob sie sich verbrannt hätte.
    Was ist eigentlich in mich gefahren? fragte sie sich. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen Mann streicheln wollen.
    Außer Case.
    Sie wußte nicht, warum er eine so starke Anziehungskraft auf sie ausübte. Sie wußte nur, daß es so war. Etwas tief in seinem Inneren rief nach ihr, lockte sie auf unwiderstehliche Weise, so sicher wie der Flug eines wilden Habichts.
    Genauso wie sie ihn verlockte, ganz gleich, wie hartnäckig er es zu ignorieren versuchte.
    Ich hasse es, dich zu begehren. Es bedeutet, daß doch nicht soviel von mir gestorben ist, wie ich gehofft hatte.
    Sie konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob die Fähigkeit zu lieben nicht eines der Dinge war, die selbst die Schrecken des Krieges nicht völlig in ihm abzutöten vermocht hatten.
    Der Gedanke war wie der Mann selbst - beunruhigend und verführerisch zugleich.
    Case räumte weitere Trümmer beiseite, dann griff er vorsichtig in das schultertiefe Loch hinein.
    »Ich hab’s«, sagte er triumphierend.
    »Das Silber?«
    Er gab keine Antwort.
    »Was ist es denn?« fragte sie gespannt.
    »Nur die Ruhe. Du brauchst nicht gleich vor Aufregung ins Schwitzen zu kommen.«
    »Wieso? Du schwitzt doch auch so, daß du dein Hemd ausgezogen hast.«
    Case hob mit einem Ruck den Kopf und erkannte augenblicklich, daß sie nicht in das Loch hineinschaute. Statt dessen sah sie ihn an, so wie ein Kind ein halb ausgepacktes Weihnachtsgeschenk betrachtet. Begehrlich.
    In dem Moment hätte er nichts lieber getan, als ebenfalls ein paar Hüllen zu entfernen.
    Sei nicht dümmer, als Gott dich gemacht hat, sagte er sich grimmig. Du verführst sie, und bevor du begreifst, wie dir geschieht, wird sie Träume von Heim und Herd und Kindern um dich herum spinnen.
    Kinder.
    Ein eisiger Schauder überlief Case und ließ ihn erstarren.
    Sarah hatte schon genug Schlimmes im Leben durchmachen müssen. Er wollte ihr nicht noch mehr Schmerz zufügen. Aber wenn er dem wilden Hunger nachgab, der in ihm wütete, würde er sie früher oder später verletzen, so sicher, wie die Sonne im Osten aufging.
    Er konnte ihr nun einmal nicht geben, was sie brauchte. Alles, was er hatte, war ein Hunger, der gefährlich für sie beide war.
    Vielleicht hat sie recht, dachte Case. Vielleicht sollte ich die Hälfte des Silbers nehmen und machen, daß ich wegkomme.
    Vielleicht sollte ich einfach machen, daß ich wegkomme. Punktum.
    Und dennoch - noch bevor die Idee vollständig Gestalt in seinen? Kopf angenommen hatte, verwarf er sie wieder mit einer Endgültigkeit, die ihn bis ins Innerste erfüllte.
    Es war schon schlimm genug, die Hände in den Taschen behalten zu müssen, wenn er mit der begehrenswertesten Frau zusammen war, die er jemals getroffen hatte.
    Die Vorstellung, auch noch das Land aufzugeben, war einfach undenkbar.
    »Paß auf!« rief Sarah.
    Sie ließ sich hastig auf die Knie fallen und streckte die Hände vor, in der Absicht, eine Wand des

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