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Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Titel: Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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verstecken. Das war einfach unmöglich. Ich sprang in eine Lederhose und erwischte ausgerechnet das älteste Modell. Abgeschabt und mit derben gerippten Polstern über den Knien. Dafür saß sie sehr tief und war an den Knöcheln so eng, dass ich sie nur mit Mühe über meine Füße bekam. Das kombinierte ich spontan mit einem schlichten weißen Shirt, weil ich es in einer Ecke des Badezimmers fand. Dementsprechend sah es aus wie ein besserer Putzlappen, aber ich hatte zurzeit wirklich dringendere Sorgen. Das Bettzeug auf der Couch musste verschwinden. Wieso sollte ich auf der Couch schlafen, wenn ich ein Bett besaß? Ich sprintete zur Couch, schnappte mir Decke und Kissen und musste dann mit dem Fuß die Schlafzimmertür öffnen, weil ich keine Hand mehr frei hatte.
    Levian schien immer noch zu schlafen. Ich ließ das Bettzeug in der Mitte des Raums auf den Boden fallen. »Engel«, zischte ich, weil er dann sicher schneller erwachte, als wenn ich ihn beim Namen rief. Er rührte sich gerade so viel, dass ich wusste, er lebte noch. »Es ist dringend! Du musst unbedingt …«
    Plötzlich klopfte es an meiner Wohnungstür. O nein, jetzt war ich dran. Jetzt flog alles auf. Ich war noch zu jung für ein ewiges Leben hinter Gittern auf einem eisigen Gefängnisplaneten in einer anderen, finsteren Dimension. Ein zweites, energischeres Klopfen riss mich aus meiner theatralischen Selbstbemitleidung. Ich kniff mir in den Bauch, um die Gedankenspirale zu durchbrechen und zwang mich, ruhiger zu werden. Ich war eine Jägerin, ausgebildet für Extremsituationen und geschult, innerhalb von Sekunden rationale Entscheidungen zu treffen. Normalerweise. Aber seit ich auf Levian getroffen war, schien mir selbst das abhandengekommen zu sein. Nun, der Besuch meiner Schwester war so eine Extremsituation.
    Mein Blick scannte das halbdunkle Zimmer.
    Verstecken konnte ich den Engel nicht mehr, dafür war es zu spät. Dann sah ich den Schlüssel an der Innenseite der Schlafzimmertür. Das war es! Ich würde das Zimmer einfach abschließen. Schließlich hatte ich ja einen Wasserschaden. Die Ausrede war perfekt. Ich schloss die Tür hinter mir und drehte den Schlüssel im Schloss. Blieb nur zu hoffen, dass Levian sich ruhig verhielt.
    Meine Schwester schien nicht erfreut, weil sie eine volle Minute vor verschlossenen Türen hatte warten müssen. Sie zog ein Gesicht, als hätte sie soeben verdorbenes Blut getrunken. An ihrer linken Hand baumelte eine große Tasche, an der rechten hielt sie eine meiner drei kleinen Nichten.
    »Nikka«, grüßte Mayra mich kühl und zog Tasche und Nichte hinter sich her in meine Wohnung.
    »Mayra«, erwiderte ich und beugte mich hinab. »Hallo Aymi. Wie geht es dir?«
    Aymi sah aus wie ein Abbild ihrer Mutter nur in klein. Dasselbe ernste Gesicht, die schwarzen Haare mit dem tiefroten Schimmer, dieselben großen Augen. Sie trug ein winziges Kostüm mit Bluse aus feinem Wollstoff, das dem ihrer Mutter vermutlich nicht aus purem Zufall glich. Die kurzen Beinchen steckten in einer hellen Strumpfhose und endeten in kleinen Lederballerinas in zartem Flieder. Sie sah aus wie ein lebendes Spielzeug.
    »Guten Tag, Tante Nikka. Danke, mir geht es gut«, erwiderte sie wohlerzogen.
    Mein Blick verharrte eine Sekunde lächelnd auf ihrer kleinen Gestalt, dann sah ich zu Mayra hoch. »Sie soll mich nicht Tante nennen, wie oft haben wir das schon diskutiert?«
    »Es gehört für uns zur Etikette, Nikka«, erwiderte Mayra und ihr Lächeln deutete an, dass sie mit uns die gesamte Familie ausgenommen meine unwürdige Wenigkeit meinte. Der Besuch fing ja schon wirklich gut an. Ich lächelte Aymi noch einmal zu, doch sie sah sich gerade interessiert meine karge Einrichtung an, ohne jedoch die Hand ihrer Mutter loszulassen und auf Erkundungstour zu gehen, wie es wahrscheinlich jedes andere Kind getan hätte.
    Manchmal tat sie mir leid. Wie man schon auf die Idee kommen konnte, ein Baby Aymaleandria zu nennen, würde sich mir nie erschließen. Der Name klang verstaubt und Furcht einflößend. Außerdem stellte ich es mir sehr hinderlich vor, mehrmals am Tag einen sechssilbigen Namen quer durchs Haus zu rufen: Ay-ma-le-an-dri-a, es gibt jetzt Essen! Ay-ma-le-an-dri-a, Zeit für ein Bad! Ay-ma-le-an-dri-a, jetzt geht es ins Bett …
    »Hier ist das Kleid«, unterbrach Mayra meine Gedanken. »Und nenne Aymaleandria bitte nicht Aymi, wir möchten keine Kosenamen.« Schon wieder dieses ausgrenzende wir .
    »Dank dir«, sagte ich. Ich griff

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