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Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Titel: Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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störrisch wie ich und ich hatte aufgehört, die widerspenstigen Knötchen jeden Abend zu zählen. Bevor ich mir mein karges Lager auf der Couch herrichtete, sah ich noch mal durch die offene Tür. Er lag dort gut, sagte ich mir, er war in Sicherheit, ich war in Sicherheit, was wollte man mehr? Zufrieden kroch ich unter die weichen Decken und wünschte mir, traumlos zu schlafen bis zum Morgen.

8. Kapitel
    Geschwisterliebe
     
     
     
    M ein Wunsch erfüllte sich tatsächlich. Als ich die Augen wieder aufschlug, war es schon nach Mittag. Ich rollte mich von meinem Lager und betätigte die elektrischen Rollläden. Als die ersten Lichtstrahlen den Raum erhellten, sah ich Richtung Schlafzimmerfußboden. Levian war verschwunden.
    Mein Bauch krampfte sich schmerzhaft zusammen und zuerst war ich mir sicher, dass er ein zweites Mal getürmt war. Doch ein vorsichtiger Blick ins Bett belehrte mich eines Besseren. Da lag er in den Decken, seinen Kopf hatte er zur Wand gedreht und seine hellen Haare schimmerten wie feine Sonnenstrahlen. Begleitet von dem Geräusch seiner ruhigen Atemzüge schloss ich lautlos die Tür.
    Während ich in meiner eher spartanischen Küchenzeile stand und auf das Dosenblut aus dem Aggregatwandler wartete, bereitete ich mich seelisch auf den heutigen Abend vor. Diese Veranstaltungen waren immer eine echte Bewährungsprobe für meine nicht sehr ausgeprägt vorhandene Geduld. Man musste höflich sein und danke und bitte sagen und das möglichst oft. Man musste hinnehmen, dass die Eltern keinen Versuch unterließen, den potenziellen Ehekandidaten in den Himmel zu loben, bei dem man dann auch noch so tun sollte, als würde man ihn ganz besonders nett und interessant finden. Man musste die perfekte Schwester ertragen, die den perfekten Ehemann und noch perfektere, kleine und sehr niedliche Kinder hatte. Man musste den ganzen Abend der Mutter zusehen, wie sie als eloquente Gastgeberin glänzte und dabei auch noch grandios aussah. Man musste nett zurechtgemacht sein, natürlich in langem Kleid, und man musste glitzerndes Zeug an Ohren, Fingern und Handgelenken tragen, das in jedem Kampf unglaublich hinderlich sein würde.
    Ich schlich zurück ins Schlafzimmer und öffnete vorsichtig die Türen meines Kleiderschranks. Verflucht, ich hatte mich richtig erinnert. Das jadegrüne Kleid lag völlig verdreht im Halbdunkel auf dem metallenen Boden. Schon als ich es anhob, um es hervorzuziehen, fielen mir die schrecklichen Knitterfalten auf, die sich wie eingebrannt auf der kostbaren Seide abzeichneten.
    »O verdammt noch mal«, brummte ich und schmiss den Fetzen zurück auf den Boden. Das zweite Kleid war ein bodenlanger Traum aus nachtblauem Chiffon, das leider etwas schief auf seinem Bügel zu hängen schien.
    Erst da fiel mir ein, dass ich mir bei dem aus Versehen den rechten Träger abgerissen hatte. Natürlich hatte ich versäumt, es wieder reparieren zu lassen. Kleid Nummer drei hatte zwei Blutflecken, leider direkt am Dekolleté und somit konnte ich sie quasi nicht verstecken. Kleid Nummer vier war ein schwarzes Meisterwerk und ein Geschenk meiner Eltern. Leider war es am Busen zu weit und um die Taille zu eng. Ich bekam also den Reißverschluss gar nicht erst zu und selbst wenn, könnte ich in den halb leeren Cups noch einen blinden Passagier mitnehmen. Natürlich hatte ich meiner Mutter versprochen, es ebenfalls umnähen zu lassen, doch leider ging meine Begeisterung für Abendkleider nur bis zu den Türen meines Kleiderschranks. Fakt war, ich hatte für heute Abend kein Kleid. Als ich noch bei meinen Eltern wohnte, hatten Dutzende dieser raffiniert geschnittenen Dinger in meinem Schrank gehangen. Nur zu gern hatte ich sie bei meinem Auszug in eine Truhe und von dort aus in einen der unzähligen Kellerräume verbannt. Vermutlich hatte das ewig feuchte Klima sie bereits verschimmeln lassen. Das hoffte ich zumindest.
    Zuerst überlegte ich, einfach wegen des Kleides abzusagen. Doch ich würde mir einen ziemlich nervigen Vortrag über die Pflege kostbarer Kleidungsstücke und einen Termin mit der Schneiderin meiner Mutter einhandeln, der vermutlich in der elterlichen Villa noch am gleichen Tag umgesetzt wurde. Da ging ich doch lieber nackt. Na gut, vielleicht nicht unbedingt nackt, aber vielleicht etwas weniger festlich gekleidet. Ich dachte an meine abgetragenen, hautengen Lederhosen und die verwaschenen Shirts ohne Passform, die mir, wie ich fand, am besten standen und genau in diesem Moment verwarf ich die

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