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Hin u Weg - Verliebe Dich Ins Leben

Hin u Weg - Verliebe Dich Ins Leben

Titel: Hin u Weg - Verliebe Dich Ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Quarch
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unaufgearbeiteter Ängste und Abhängigkeiten, etwa – um den klassischen Fall zu wählen – von der Mutter oder dem Vater. (Wie recht hattest du, dich dagegen zu wehren, von mir mit meiner Mutter verwechselt zu werden!)
    Als Teenager hatten wir davon keine Ahnung (was ganz normal ist), und gerade deswegen konnten diese undurchschauten Bedürftigkeiten unsere jugendlichen Liebesgeschichten untergründig bestimmen. Wir suchten uns als Partnerin eine zweite Mama oder eine Anti-Mama – und als Partner einen zweiten Papa oder einen Anti-Papa. Und wenn es ganz dumm lief, fanden wir sie auch noch.
    Dumm ist nur, dass dann etwas in uns glaubte, den perfekten Partner gefunden zu haben, weil der Schlüssel genau in unser Schloss passte. Nur dass das Schloss den Weg zu unserer Entwicklung und Entfaltung gerade verschließt. Es ist ein Kettenschloss, das uns auf der Stelle treten lässt und verhindert, dass wir vorankommen. Weil es von einem Thema herrührt, das wir – um wirklich zu uns kommen – auflösen müssten, anstatt es dadurch zu fixieren, dass wir einen Partner finden, der uns darin stabilisiert oder bestätigt. Und so tauchen wir ein in Verliebtheiten, die unslähmen, statt uns zu beflügeln. Bis sie anfangen, uns Kummer zu bereiten; bis etwas in uns aufbegehrt, weil es aufbrechen und weitergehen will.
    Und dann geht das ganze Elend los: Trennung, Trennungsschmerz, Liebeskummer. Die, die ich doch so dringend brauchte, ohne die ich nicht leben konnte – sie verlässt mich. Er, der dir Halt und Sicherheit gab, ohne den du nicht leben konntest – er verlässt dich. Das schöne Gleichgewicht der „zwei Hälften“, die einander gefunden und stabilisiert hatten, bricht zusammen. Hinein mischt sich der Schmerz des Nicht-mehr-gewollt-Seins, des Verschmäht-Seins, des Betrogen-Seins; der Schmerz, dass dieses Ich, das so an seiner „besseren Hälfte“ hing, nun nichts mehr gilt in deren Augen. Gerade in meinen jungen Jahren, als sich das Ich eben erst herausbildete, war es äußerst schmerzhaft, wenn meine Freundinnen sich von mir abwandten. Und das ist mir verdammt häufig widerfahren.
    Tja, und wem das einmal passiert ist, der wird sich künftig zu schützen wissen vor den Schmerzen von Trennung und Ablehnung. Fortan mischt sich Angst in die Verliebtheit, vermengt mit undurchschauten Projektionen und Bedürfnissen. Und das ist nicht gut. Das ist der Mix, aus dem allzu viele Partnerschaften und Ehen gemischt sind, die ich kenne. Angst, Begehren, Projektionen, unerlöste eigene Themen sind die Zutaten, die aus dem köstlichen Wein des In-der-Liebe-Seins nur allzu oft einen trüben Fusel machen. Unseren ersten Durst stillt er. Das ist gut so. Dass er teilweise bitter und fad schmeckt, lässt sich nicht vermeiden. Sich mit ihm zufriedenzugeben, wäre töricht. Aber fortan ganz auf das Trinken zu verzichten, führt nur zum inneren Verwelken. Ergo: Nicht trinken ist auch keine Lösung.
    Was also ist zu tun? – Das, was ich allen Menschen vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen mit dir, mit anderen Frauen, mit dem Leben im Ganzen zurufen möchte: Reinemachen! Die kraftvollen, weiterführenden, begeisternden Anteile des Verliebtseins von den schwächenden, lähmenden, betäubenden Anteilen trennen. Die Ängste, Ich-Verhaftungen, Projektionen und Verstrickungen herausfiltern, indem wir sie uns zuBewusstsein bringen, um so immer freier, reiner, tiefer und wacher in der Liebe zu sein; um immer mehr zu werden, was wir sind; um immer glücklicher zu werden; um uns immer tiefer, umfassender und bewusster verlieben zu können – um uns ins Leben zu verlieben und voll erblühte Menschen zu werden.
    Du hast mich auf diesen Weg gebracht. Dir habe ich es zu verdanken, dass ich heute mit einem verliebten Blick in die Welt sehen kann; dass mein Herz vibriert, wenn im Winter der erste Schnee fällt, wenn sich in meinem Garten die erste Rose öffnet, wenn ich ein italienisches Schnulzenlied höre, wenn ich ein Gemälde von Tiepolo anschaue, wenn ich die Nachbarskinder spielen sehe, wenn meine Tochter in ihrem Bettchen träumt, wenn mir schöne und inspirierende Frauen begegnen, wenn ich mit Freunden Fußball spiele, wenn ich mit meiner Frau nach einem langen Tag ein Glas Wein trinke, wenn ich dich in einer magischen Augustnacht unter dem toskanischen Vollmond treffe, wenn ich an deinem Grab stehe. Mein Herz ist dann offen und weit. Es ist, als ströme alle Liebe der Welt durch es hindurch. Nicht gemacht und ungerufen. Dann bin ich

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