Hindernisse zum Glück (German Edition)
ein.
Natürlich war Michelle am nächsten Morgen noch nicht wach, als Johann sich um sieben Uhr seinen Kaffee kochte. Sie würde erst aufstehen, wenn Alma im Haus war und das Frühstück bereitgestellt hatte. Er trank seinen Kaffee wie jeden Morgen im Stehen und blätterte in der Zeitung, dann ging er nach draußen. Auf dem Hof wurde er wi e jeden Morgen von seinem Hund `Kalli´ begrüßt.
Ihn hatte er damals so getauft um seinen Freund Kalli zu ärgern. Die beiden hatten, als Johann den Welpen bekam zu viel getrunken und Quatsch gemacht, dabei hatte der Hund seinen Namen bekommen. Der Schäferhund begleitete ihn mit wedelndem Schwanz in den Stall.
Jeanette war mit dem Misten beschäftigt und Marie verteilte Hobelspäne und Heu in den Boxen, die fertig waren.
„Guten Morgen, die Damen!“ begrüßte Johann sie freundlich.
„Guten Morgen, Chef!“ riefen beide wie einstudiert zurück.
„ Jeanette, ich weiß nicht, ob Marie dir erzählt hat, dass wir heute zwei Ankaufs -U ntersuchungen haben und wenn alles gut geht verkau fen wir zwei Pferde nach Dubai!“ verkündete Johann erfreut.
„Ja, sie hat so etwas erwähnt!“ meinte Jeanette teilnahmslos.
Johann machte sich auf seinen allmorgendlichen Rundgang. Jeden Morgen ging er durch den Stall und schaute, was seine Angestellten machten, wie es den Pferden ging und ob an den Koppeln, der Halle oder am Reitplatz irgendwelche Arbeiten anfielen. Mit der Morgenarbeit würden sie erst beginnen, wenn Paul um halb neun kam und Marie und Jeanette gefrühstückt hatten.
Am Misthaufen stand Marie, als er vorbei kam. Sie hatte graues Heu aussortiert, das sie den Pferden nicht füttern konnte und somit auf den Mist werfen musste. Johann wusste, dass die letzte Heulieferung nicht die Beste gewesen war und kommentierte es nicht weiter. Er warf einen Blick auf den Misthaufen und sagte laut: „ Ich muss den Bauer Schmid anrufen, der soll Mist holen!“ und fügte leise hinzu: „ Alles in Ordnung b ei dir? Hast du gut geschlafen?“
Marie nickte. „ Ja, all es gut! Hast du gut geschlafen?“
„Hätte besser sein können!“ Er zwinkerte ihr zu. Ein Grinsen huschte ihr über das Gesicht. Sie warf einen Blick zum Stall, wo Jeanette mit einer vollen Schubkarre Mist herauskam.
„ Tj a, den werde ich heute anrufen!“ betonte Johann sachlich auf den Mist bezogen und wandte sich ab, um seinen Rundgang fortzusetzen.
Danach ging er zum Frühstücken ins Haus.
„Guten Morgen, Herr Buchenland!“ begrüßte ihn Alma herzlich. „ Haben sie das Essen gestern Abend gefunden, das ich ihnen hingestellt habe?“
„ Ja, Alma! Es hat wie immer vorzüglich geschmeckt! Ich hatte einen Bärenhunger. Es hat mir das Leben gerettet!“ log Johann.
Alma strahlte vor Glück über das ganze Gesicht. Sie liebte es, ihren Chef zu bemuttern, vor allem weil seine richtige Mutter nicht hier war.
Im Esszimmer lag die Zeitung auf seinem Platz und der Kaffee war eingeschenkt. Alma machte das nur für ihn, aber nicht für Michelle, das wusste er.
„Guten Morgen!“ sagt er knapp zu seiner Frau, die am Tisch saß und vergrub sich hinter seiner Zeitung.
„Guten Morgen!“ antwortete Michelle und schaute von der Illustrierten hoch, die sie durchblätterte. „ Du stin kst nach Stall!“ bemerkte sie trocken.
Er hatte auf den Spruch gewartet. Sie sagte es jeden Montag, wenn sie sich nach dem Wochenende zum ersten Mal begegneten.
„ Ich stinke seit über vierzig Jahren nach Pferd!“ murm elte er hinter seiner Zeitung. „ Es gibt Leute, die das nicht stört, stell dir mal vor!“ Johann war der Appetit vergangen und er trank wie immer, wenn Michelle mit ihm am Tisch saß, nur Kaffee.
„ Ach ja, deine Stallgespenster draußen, die stinken auch den ganzen Tag nach Pferd, die merken das nich t mehr!“ stichelte Michelle weiter.
„ Tja, meine Liebe, wir verdienen damit unser Geld, das du am Woc henende wieder ausgeben kannst!“ sagte er trocken.
„ Na hör mal! Mir steh t ein Teil deines Vermögens zu!“ rief sie entrüstet.
Johann holte tief Luft. Er hatte das Gefühl, dass er gleich explodierte und wunderte sich gleichzeitig über sich selbst, wie ruhig er sein konnte.
Langsam und ordentlich faltete er seine Zeitung zusammen, ließ sie a uf den Tisch fallen und sagte: „ Im Gegensatz zu dir muss ich für mein Ve rmögen arbeiten!“ Er stand auf und ging nach draußen. Michelle blickte ihm entrüstet nach. So hatte er noch nie mit ihr gesprochen! Sonst war er immer ruhig
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