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Hingabe

Hingabe

Titel: Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Postert
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Vielleicht würde sie sich dann ganz viele Sorgen machen?Oder er saß bei ihr am Frühstückstisch und hatte nur – zerstreut wie er manchmal war – sein Handy zu Hause liegen gelassen. Oder sein Ladegerät. Dann würde sie sich wirklich lächerlich machen. Sie beschloss, ihm eine Mail zu schreiben und es heute noch einige Male zu versuchen. Wenn er sich nicht bis heute Abend melden würde, erst dann würde sie morgen früh etwas unternehmen.
    Entschlossen legte Lena das Handy zur Seite. Also morgen.
    Sie ging zurück ins Bad. Ihr Frühstücksbuffet wartete.
    Nach dem Frühstück packte Lena ihre Sachen. Ihre Versuche, Marcus zu erreichen, blieben sowohl auf seinem Handy als auch bei seinem Festnetz-Anschluss erfolglos. Sie hatte es fast so erwartet. Als sie auscheckte, wurde sie vom Portier zum wartenden BMW geleitet. Frederick wartete bereits auf sie.
    „Sie verlassen uns ja wieder. Aber man hat mir mitgeteilt, dass Sie in zwei Wochen wieder da sind. Ich habe Anweisung, Sie zum Flughafen zu fahren. Da wir noch ein wenig Zeit haben, kann ich Ihnen wieder eine kleine Sightseeing-Variante anbieten.“
    „Danke, Frederick. Das ist sehr nett. Ich möchte aber direkt zum Flughafen. Lieber einchecken und dort noch ein wenig relaxen.“
    „Wie Sie wünschen. Machen Sie es sich bequem.“
    Lena setzte sich auf den Rücksitz, während Frederick das Gepäck verstaute. Der Wagen setzte sich in Bewegung.
    Nachdem sie das Gepäck aufgegeben hatte, setzte sie sich noch in eine Bar und bestellte einen Latte Macchiato. Sie nahm ihr Handy und versuchte, Marcus zu erreichen. Keine Chance. Sie schrieb ihm eine SMS mit der Bitte, sie zurückzurufen oder sich zumindest zu melden. Es war ihr mittlerweile egal, ob sie sich lächerlich machte oder nicht. Sie wollte einfach nurwissen, dass es ihm gut ging, dass er okay war. Doch er meldete sich nicht. Die ganze Zeit nicht. Zuletzt musste sie, als sie im Flugzeug saß, ihr Handy ausschalten.
    ‚Du hast bis morgen früh Zeit, Marcus. Wenn du dich dann nicht in irgendeiner Form gemeldet hast, werde ich die Polizei einschalten.‘
    Als der Flieger landete, war Lena froh, wieder in Hamburg zu sein. Sie wollte nur noch ins Bett. Die beiden letzten Tage waren überaus anstrengend gewesen. Dazu die Ereignisse der letzten Tage. Sie lösten langsam bei ihr nicht nur körperliche, sondern auch geistige Müdigkeit aus. Mechanisch lief sie dem Strom der Menschen hinterher, zum Gepäckband. Als sie sah, dass ihr Koffer auftauchte, schaute sie auf ihre Uhr. 21:20 Uhr. Wenn sie jetzt direkt ein Taxi erwischte, könnte sie in einer guten halben Stunde im Bett liegen. Sie nahm ihr Handy und versuchte, Marcus zu erreichen. Seit zwei Tagen kein Lebenszeichen von ihm.
    Auch jetzt hatte sie sofort die Mailbox dran. Mehr als merkwürdig. Sie gab sich noch einen Tag. Ansonsten müsste sie die Polizei benachrichtigen. Das war nicht Marcus. Das sah ihm nicht ähnlich. Allmählich machte sie sich ernsthafte Sorgen.
    Sie ging in Richtung Taxistand. Der Fahrer kam und packte ihren Koffer in den Kofferraum. Sie murmelte ihre Adresse und setzte sich hinten in den Fond. Normalerweise genoss sie es, durchs abendliche Hamburg zu fahren.
    Heute schössen ihr unkontrolliert viele Gedanken durch den Kopf, sodass sie nicht viel von Hamburg wahrnahm.
    Marcus, Berlin, M., Hamburg, Marie, neuer Job, das Hotelzimmer, Herr Dr. von Hagen, Marcus meldet sich nicht und ist nicht zu erreichen, die Tiefgarage. Ihre Gedanken fuhren Karussell.
    Sie bemerkte kaum, dass das Taxi langsamer wurde undgegenüber ihrer Haustür hielt. Mechanisch bedankte sie sich, gab dem Fahrer Geld und Trinkgeld und ließ sich den Koffer aus dem Kofferraum geben.
    In ihrem Briefkasten steckte ein brauner DIN-A4-Umschlag.
    Sie zog ihn aus dem Briefkasten, schloss die Tür auf.
    ‚Eigentlich will ich jetzt nur noch ins Bett. Aber er ist von M. Ich muss ihn lesen, ich will ihn lesen und ich soll ihn lesen. Jetzt gleich, heute Abend noch.‘
    Sie ging die Stufen hinauf bis zu ihrer Wohnung. Kaum war sie drinnen, ließ sie den Trolley stehen, nahm den Umschlag und ging auf den Balkon. Die Abendluft war kühl und angenehm.
    Lena setzte sich in ihren Liegestuhl und öffnete den Umschlag.
    Ein Brief.
    Ein Brief von M.
    Was sonst.
    „Lena,
Du bist wieder da.
Hast du noch Kraft?
Für mehr?
Wenn du willst, NUR wenn du willst,
in 30 min hält ein Taxi vor deiner Wohnungstür.
Es wird genau eine Minute warten.
Wenn du nicht einsteigst, Wird es wegfahren.
Ohne

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