Hingebungsvoll
also gut möglich, dass sie noch nichts von seiner Anwesenheit wusste.
Sie wirkte gelassen und ruhig. Rasch hatte sie ihre Sachen zusammengepackt und drehte sich gerade um, um das Kabel des Projektors aus der Steckdose zu ziehen. Nur ein Student war noch übrig und er beeilte sich, ihr zur Hand zu gehen. Jetzt, da sich Stille über den Raum gelegt hatte und auch der Lärm vor der Tür verstummt war, hatte Dale keine Probleme mehr, das Gespräch unten zu verstehen.
„Vincent, es geht wirklich nicht.“
„Ach, Doktor Keyes. Ich bin doch ohnehin schon fast fertig mit dem Studium.“
Interessiert spitzte Dale die Ohren, obwohl er schon eine Ahnung hatte, worauf das Gespräch hinauslaufen würde.
„Gerade deswegen verstehe ich nicht, was du überhaupt hier in meinem Anfänger-Kurs willst.“ Sie zwinkerte ihm zu und ermunterte ihn unabsichtlich. Vermutlich war ihr dies nicht einmal bewusst.
Vor Dales Augen wuchs Vincent glatt noch einmal um zwei Zentimeter und stellte sich viel zu dicht neben Vivian. „Nur einen Kaffee – mehr will ich doch gar nicht.“
Davon war Dale nicht unbedingt überzeugt; auch Vivian schien ihrem Studenten nicht wirklich zu glauben. „Nein, Vincent, ich arbeite hier, du bist ein Student – unprofessionell ist da nur das erste Wort, das mir einfällt.“
Als sie nach ihrem Laptop griff, um ihn in ihrer Tasche unterzubringen, legte Vincent tatsächlich seine Hand auf ihre. Dale musste sich zurückhalten, um sich nicht sofort bemerkbar zu machen, nach unten zu stürmen und Vincent an den Ohren aus dem Raum zu schleifen.
Gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, dass er und Vivian sich ja auf ein Verhältnis ohne Verpflichtungen geeinigt hatten – nicht, dass er vorgehabt hätte, sich daran zu halten, ganz im Gegenteil. Aber er konnte doch wenigstens versuchen, den Anschein zu wahren.
Vivian starrte derweil verblüfft auf Vincents Hand, die noch immer auf ihrer lag und sagte: „Das ist keine kluge Idee.“
Offensichtlich funktionierten Vincents Ohren nicht sonderlich gut, denn er trat noch einen Schritt näher.
Nun war es doch um Dales Selbstbeherrschung geschehen. Er stand auf und stellte sich gut sichtbar auf die oberste der Stufen, die in den Saal hinab führten. Mit verschränkten Armen räusperte er sich laut.
Vincents Kopf fuhr herum und auch Vivian sah nach oben. Auf ihrem Gesicht breitete sich ein sinnliches Lächeln aus. Ihr Student hingegen reagierte sichtlich verärgert und fauchte: „Was? Brauchen Sie den Raum hier?“
Dale spazierte lässig die Stufen nach unten und schüttelte den Kopf. Endlich zog Vivian die Hand unter Vincents hervor und sagte: „Das ist mein fester Freund.“
Im Bruchteil einer Sekunde wechselte Vincent mindestens dreimal die Gesichtsfarbe, bevor er sich seinen Rucksack schnappte und fluchtartig den Raum verließ. Dale blickte ihm amüsiert hinterher, während er darauf wartete, dass Viv ihre Sachen einpackte.
„Ich glaube nicht, dass der liebe Vincent noch einmal in deinen Kurs kommt.“
Lässig zuckte Vivian mit den Schultern. „Ich werde ja glücklicherweise nicht nach Anwesenden bezahlt.“ Belustigung schwang in ihrer Stimme mit.
„Hast du nicht trotzdem etwas dick aufgetragen, als du mich als deinen Freund bezeichnet hast?“ Dale sah sie nicht an und doch konnte er spüren, dass sie wütend wurde. Vielleicht war es gut, wenn er sie ab und zu daran erinnerte, dass sie eigentlich nicht mehr zusammen waren.
Sie nahm ihre Tasche und wollte Dale ganz offensichtlich stehenlassen, doch er griff geistesgegenwärtig nach ihrem Oberarm. Empört schnappte Vivian nach Luft und blitzte ihn aus ihren Augen an. Er fand es unwiderstehlich, wenn sie das tat. „Nicht so schnell. Du hast doch nicht etwa unsere Abmachung vergessen?“
Trotzig schwieg sie, was ihm nur ein leises Lachen entlockte. Ihr Blick folgte seinen Fingern, die zuerst über ihren Rock strichen, sich dann auf ihren nackten Oberschenkel legten und nach oben fuhren. Vivian wollte sich ihm entwinden, aber er hielt sie mühelos fest.
Je höher er kam, desto heftiger zappelte sie. Dale ließ ihren Arm los und umfasste stattdessen ihren Rücken, presste sie an sich heran. Seine Finger verharrten kurz vor dem Ziel. Er sah ihr direkt in die Augen. „Hast du dich an meine Anweisung gehalten?“
Das leichte Zittern, das durch ihren Körper lief, konnte sie nicht unterdrücken, als sie atemlos flüsterte: „Ja, Sir.“
„Werden meine Finger jetzt auf irgendetwas stoßen,
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