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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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natürlich. Das vergesse ich immer wieder – du bist am Hof eines Vampirs aufgewachsen, nicht wahr? Nun, dann weißt du vielleicht auch dies. Normalerweise versammelt sich der Senat in Paris, aber in diesem Jahr hat man London gewählt, um eine alte Rechnung zu begleichen. Die Senatoren glauben, dass die Verbrechen, über die die Zeitungen berichteten, nicht von Jack the Ripper begangen wurden, sondern von Dracula. Er entkam aus ihrer Version eines Irrenhauses, und kurz darauf begann die Mordserie; es schien also tatsächlich einiges für diese Annahme zu sprechen.«
    »Was hat das mit mir oder Mircea zu tun?«
    Myra wirkte sehr zufrieden mit sich selbst. »Alles. Mircea und die Vampirin, die der Nordamerikanische Senat zusammen mit ihm losschickte …«
    »Augusta.«
    »Ja. Sie nahmen Jack gefangen und bewiesen mit ihm, dass ein Mensch hinter den Verbrechen steckte.«
    »Und Jack wurde bestraft.« Einen Teil davon hatte ich mit eigenen Augen gesehen.
    »Ja, aber offenbar begann Jack mit seiner Mordtour, um Dracula zu beeindrucken und einen Platz in seinem Stall zu gewinnen. Deshalb legt der Senat das Geschehene Dracula zur Last.«
    »Und er will ihn tot sehen.«
    »Endlich beginnst du zu verstehen!« Myra klatschte anerkennend. »Mircea brachte den Europäischen Senat dazu, ihm einige Tage Zeit zu geben, um seinen Bruder zu finden und festzusetzen, bevor drastische Maßnahmen gegen ihn ergriffen wurden. Aber nicht alle waren mit dieser Entscheidung einverstanden. Im Lauf der Jahre scheint sich Dracula einige Feinde gemacht zu haben.«
    Ich hatte das sehr unangenehme Gefühl, diese Geschichte zu kennen. Und sie endete nicht gut für Dracula. Einige Senatoren mit gutem Gedächtnis hatten ihn in einer nebligen Nacht in London gelyncht. In dieser Nacht. »Sie planen, ihn zu töten.«
    Myra lachte. »Oh, sie töten ihn – das ist Teil der Zeitlinie, deren Schutz dir so viel bedeutet, Cassie. Doch diesmal hat Mircea mit ein wenig Hilfe von mir seinen Bruder vor den anderen gefunden. Und etwas sagt mir, dass sie nicht zögern werden, auch deinen Vampir zu töten, wenn er versuchen sollte, sie an ihrer Rache zu hindern.«
    Und das würde er. Um einen Bruder zu retten, hatte Mircea jahrelang Vorbereitungen getroffen, die mich zur Pythia machen sollten. Er sah bestimmt nicht zu, wie ein anderer ermordet wurde.
    »Die Sache ist ganz einfach, Cassie«, sagte Myra munter. »Du willst das Amt? Kein Problem. Du brauchst nur besser zu sein als ich.«
    Sie verschwand, und im gleichen Augenblick wurde ich von hinten angegriffen. Wieder fiel ich auf die Straße, diesmal mit dem Gesicht voran. Doch das war nicht der Grund für meinen Schrei. Der
Geis
war tatsächlich noch immer da und hatte seine Meinung zu John Pritkin nicht geändert. Nach dem plötzlichen Schmerz zu urteilen, der von meinem Körper zu seinem sprang, hatte der Zauber Zorn mit Leidenschaft verwechselt. Der Magier war viel zu sehr Macho, um wie ein Mädchen zu schreien, aber er ließ mich ziemlich schnell los. Als ich mich umdrehte, lag er recht benommen auf dem Bürgersteig. Er versuchte nicht sofort, mich erneut anzugreifen, aber das beruhigte mich kaum. Wahrscheinlich schöpfte er nur Kraft. Bei meinem Sprung musste er mir so nahe gewesen sein, dass ich ihn huckepack mitgenommen hatte. Na toll. »Ich lasse es nicht zu«, keuchte Pritkin. »Auf keinen Fall!« Plötzlich war ich dankbar für den
Geis,
denn der Magier sah wirklich gemeingefährlich aus. Aber dass er mich nicht berühren konnte, bedeutete noch lange nicht, dass er keine Gefahr für mich darstellte – er konnte mich einfach erschießen. Ich beschloss, mich aus dem Staub zu machen, bevor er auf eine derartige Idee kam.
    Ich schlug ein Fenster des Theaters ein, kroch hindurch und gewann dabei einen ganz neuen Respekt vor Einbrechern. Ich schnitt mir in die Hand auf, zerriss das Kleid und kugelte mir fast die Schulter aus, schaffte es aber ins Innere des Gebäudes, bevor Pritkin mir folgen konnte. Leider war ich dabei nicht leise genug.
    »Wen haben wir denn hier?« Augustas Stimme erklang an meinem Ohr, und eine Sekunde später wurde ich auf die Beine gezogen und an die Wand gedrückt. Eine schmale Hand mit blauen Adern hielt mich dort mühelos fest.
    Mit der anderen Hand rückte Augusta ihren schwarzen Rock zurecht, der unten eine Verzierung aus schwarzer Seide aufwies. Sie passte gut zu den Verschlüssen des Gewands und der schwarzen Brosche vorn. »Hübsche Kleidung«, krächzte ich.
    »Danke, deine

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