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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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immer nicht, las aber die Worte von seinen Lippen ab. »Verschwinde!«
    Ich nickte. Die Verantwortung für die Graien lag bei mir, doch sie mussten warten, bis sie an die Reihe kamen. Ich wusste noch immer nicht genau, ob ein Sprung in Ordnung war oder nicht, und aus Billy bekam ich nichts Vernünftiges heraus. Als ich unter dem Tisch hervorkriechen wollte, schloss sich eine Hand hart wie Eisen um meinen Fuß. Pritkin krabbelte mit einer Hand zwischen den Tischen hervor und hielt mich mit der anderen fest. Verdammt!
    »Cassie!« Beim Klang der vertrauten Stimme sah ich zur Seite – Marlowes Krauskopf lugte unter den Resten der Bühne hervor, und ich fragte mich, was er dort noch machte. Es brannte überall, und Vamps hatten ungefähr den gleichen Flammpunkt wie Feuerzeugbenzin. Er bedeutete mir, aus dem Weg zu gehen, und ich machte mich so flach wie möglich, ohne nach dem Warum zu fragen. Als ich nach hinten blickte, wurde Pritkin von einer unsichtbaren Hand gepackt und über die umgestürzten Tische nicht weit vom Hauptkampf entfernt geworfen. Mit einem Wink forderte Marlowe mich auf, zu ihm zu kommen, aber das war unmöglich. Noch immer ging im Bühnenbereich ein Regen aus brennender grüner Seide nieder und schuf eine Art Minenfeld aus magischem Feuer, das für mich ebenso gefährlich war wie normales Feuer für einen Vampir. Ich konnte es nicht riskieren. Rasch sah ich mich um, doch es gab keine anderen Möglichkeiten. Der Kampf hinter mir versperrte den Weg zum Haupteingang, das Hinterzimmer war eine Sackgasse, und der Nebeneingang stand in Flammen – eine Feuerkugel hatte den dortigen Bambusvorhang getroffen, und er brannte lichterloh, zusammen mit einem großen Teil der Wand. Mir blieb keine andere Wahl, als mich erneut auf meine Macht zu besinnen.
    Diesmal war sie bereit und strömte so unter meinen Fingerspitzen, als hätte jemand ein Schleusentor geöffnet. Mir schwindelte fast vor Erleichterung, und ich suchte nach einem geeigneten Ort. Plötzlich flog Pritkin über die Tische zurück, mit ausgestreckten Händen, und ich bekam es mit der Angst zu tun und sprang ohne Ziel. Ich dachte nur daran, Myra zu finden. Wo auch immer sie sich befand, jener Ort konnte kaum schlimmer sein als die Hölle, in die sich das Dantes – nomen est omen – verwandelt hatte.
    Diesmal gab es keine die Knochen durchrüttelnde Landung. Das Feuer um mich herum wurde nach und nach dunkler und wich einer dunklen Straße, die ebenso langsam Konturen gewann. Nach einer Weile hatten sich meine Augen so weit angepasst, dass ich ein großes Gebäude sah, das mit einem Schild von sich behauptete, das Lyceum Theatre zu sein. Ich wusste nicht, wie spät es war. Die Straße erstreckte sich leer vor mir; von Mitternacht bis Morgen kam praktisch jeder Zeitpunkt infrage. »Ich habe dich schon erwartet«, sagte Myra hinter mir. Ich wirbelte herum und hob beim Klang der selbstgefälligen, kindlichen Stimme ganz automatisch die Hand. Zwei Dolche flogen los, direkt auf sie zu, aber Myra blieb unbesorgt mitten auf der Straße stehen. Einen Sekundenbruchteil später wurde mir der Grund dafür klar, als meine eigenen Waffen auf mich zurasten. Sie verletzten mich nicht, aber ihre Wucht genügte, mich von den Beinen zu reißen und übers schmutzige Pflaster rutschen zu lassen. Myra hob die Hand. Ein glänzendes Amulett, das meinem ähnelte, baumelte an ihrem Handgelenk. Bei ihr bestand es nicht aus kleinen Messern, sondern einander überlappenden Schilden. »Ein Geschenk von neuen Freunden. Um faire Bedingungen zu schaffen.«
    Ich stand auf. »Wann ist es dir jemals um Fairness gegangen?«
    Myra lächelte. »Gute Frage.« Dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, als sie mich musterte. »Es ist dir also gelungen, das Ritual zu vervollständigen. Herzlichen Glückwunsch. Leider ist deine Regentschaft dazu bestimmt, die kürzeste in der ganzen Geschichte zu sein.«
    Ich richtete ebenfalls einen aufmerksamen Blick auf Myra. Zum ersten Mal schien sie feste Substanz zu haben. Es ergab durchaus einen Sinn, wenn man berücksichtigte, dass sie das letzte Mal als Geist angegriffen worden war. Allerdings wirkten ihre Augen dadurch nicht weniger unheimlich, fand ich.
    »Beantworte mir eine Frage«, sagte ich. »Warum immer London? Warum 1889? Das wird allmählich langweilig.«
    »Die Synode findet in diesem Jahr in London statt«, antwortete Myra bereitwillig. »Das ist die zweijährliche Versammlung des Europäischen Senats.«
    »Ich weiß!«
    »Oh,

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