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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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war das ohnehin seine Absicht, jetzt, nachdem er seinen Zweck erfüllt hatte.
    Ich kniff die Augen zusammen und sah die Konsulin wortlos an. Ich hatte beobachtet, wie sie zwei alte Vampire mit kaum mehr als ihrem Blick getötet hatte, als sie weiter von ihr entfernt gewesen waren als ich in diesem Moment. Aber ich fühlte nicht das Brennen von Wüstensand auf meinem Gesicht, nicht den geringsten Hinweis auf Kraft. Plötzlich wurde mir klar, dass ich in einem Saal voller magischer Geschöpfe überhaupt keine Magie fühlte.
    »Sie haben eine Nullbombe eingesetzt, nicht wahr?«
    Die Konsulin lächelte. Es wirkte nicht besonders freundlich. »Du hast einige übersehen.«
    Wenn man alles berücksichtigte, sah ich kaum einen Grund, mich dafür zu entschuldigen, jene Dinge mitgenommen zu haben. »Schade. Ich werde versuchen, beim nächsten Mal gründlicher zu sein.«
    »Wir haben keine Zeit für ein Rededuell«, mischte sich ein alter Magier ein und warf mir einen finsteren Blick zu. »Die Wirkung hält nicht lange an, und Sie wissen, dass wir es uns nicht leisten können, noch eine Nullbombe …« Ein anderes Senatsmitglied, eine Brünette in einem Reifrock, unterbrach ihn, indem sie ihn an der Kehle packte und hochhob. Sie sah fragend zur Konsulin, doch das Senatsoberhaupt schüttelte den Kopf. Der Schaden war bereits angerichtet. Ich musste nur genug Zeit gewinnen, bis die Wirkung des Nullbomben-Zaubers nachließ. Dann konnte ich Tomas und mich selbst mit meiner Macht fortbringen. Leider wusste ich nicht, wie viel Zeit das war. »Es geht mir nur um Tomas«, sagte ich zur Konsulin. »Sie wollten ihn töten, und daraus schließe ich, dass Sie ihn nicht vermissen werden.« Mein Versuch, einen Dialog zu beginnen, schlug fehl. »Ich wünschte, das wäre nicht notwendig, Cassandra«, erwiderte die Konsulin. Sie sah zu den Vampiren in ihrer Nähe – sie gehörten zu den mächtigsten auf der ganzen Welt. »Packt sie«, sagte sie schlicht.
    Ich versuchte nicht wegzulaufen. Das hatte keinen Sinn. Unter anderen Umständen wäre es fast lustig gewesen. Was erwartete die Konsulin von mir, wenn sie ein halbes Dutzend Meister der ersten Stufe beauftragte, mich zu ergreifen? Ich hatte meine Macht verloren, und mein Schutzzauber bockte selbst der jüngste Vampir im Saal wäre problemlos in der Lage gewesen, mich in eine Mahlzeit zu verwandeln.
    Dann begriff ich, dass die Sorge der Konsulin nicht mir galt. »Nimm ihn weg!« Mircea kam näher und blieb kurz vor dem Tisch stehen. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber er hatte die Fäuste geballt. Kein gutes Zeichen bei jemandem, der normalerweise nie die Beherrschung verlor. Die anderen Vampire schienen das ähnlich zu sehen wie ich, denn ihre Blicke waren nicht etwa auf mich gerichtet, sondern auf ihn.
    »Mircea.« Die Konsulin trat hinter ihn und legte ihm eine glatte, bronzefarbene Hand auf die Schulter. Es sah nach einer beruhigenden Geste aus, aber er schüttelte die Hand ab. Die Vampire schnappten nach Luft, und die Südstaatenschönheit riss erschrocken die Augen auf. Aus der Hand der Konsulin wurde ein Arm um Mirceas Kehle, doch er schien es gar nicht zu bemerken. »Du solltest ihm seinen Wunsch besser erfüllen«, sagte sie zu mir. Ich stellte fest, dass Mircea trotz ihres Griffs näher kam, wenn auch nur Zentimeter um Zentimeter. »Was hoffst du zu gewinnen, indem du erlaubst, dass dies weitergeht?«
    »Das was weitergeht?« Mein verwirrter Blick verließ die Konsulin und richtete sich auf Mircea, dessen bleiches Gesicht maskenhaft starr blieb. Doch in seinen Augen schien es zu lodern.
    »Es hat lange genug gedauert«, sagte die Konsulin. »Befrei ihn davon, und wir sprechen freundschaftlich über alles. Andernfalls …«
    »Andernfalls was?« Ich versuchte zu verstehen, was los war, doch eine Drohung erkannte ich sofort, wenn ich es mit einer zu tun bekam. »Ich lasse ihn los«, sagte die Konsulin ruhig. »Dann werden wir sehen, ob du mit den Ergebnissen deiner Rache fertig werden kannst. Wir mussten es lange genug.« Es blitzte in den dunklen Augen, und ich verstand plötzlich, wie sie es geschafft hatte, schon als Teenagerin über ein großes Reich zu herrschen. »Ich brauche ihn, Cassandra! Wir sind im Krieg. Ich kann ihn nicht auf diese Weise sich selbst überlassen, nicht jetzt.«
    »Cassie …« Mircea hatte es irgendwie fertiggebracht, den rechten Arm zu heben, obwohl ein Senatsmitglied fast so alt wie die Konsulin daran hing. Emotionale Ranken gingen von der Hand aus, wie

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