"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten
erweist sich unser Steuermann als ziemliche Spaßbremse. Er scheint über nichts, aber auch gar nichts lachen zu wollen – oder zu können.
Kurz vor Ulm bittet Enrico um einen kurzen Stopp, und Silvia schließt sich an: »O ja, das wäre echt gut.«
»Was? Jetzt schon? Müsst ihr zur Toilette?« Konstantin passt das gar nicht in den Plan, und so ignoriert er die Bitte erst einmal.
»He, da wäre doch die Raststätte gewesen!« Silvia tippt ihm von hinten auf die Schulter.
»Nein, nein, wir fahren auf einen Rastplatz, wo es nur Toiletten gibt. Alles andere ist zu überlaufen und dauert zu lang.«
Enrico beißt sich auf die Lippe. Dumm gelaufen, denke ich. Er wollte wohl nicht nur rauchen, sondern auch Zigaretten kaufen.
Schließlich halten wir an einem Rastplatz mit einem dieser hässlichen, stinkenden Klohäuschen und sonst weit und breit nichts. Ich steige mit den anderen beiden aus, gehe mit ihnen in Richtung Toiletten.
Enrico flüstert Silvia zu: »Hey, hast du Kippen dabei?«
»Ja«, erwidert sie und steckt ihm heimlich eine zu. Ich komme mir vor wie in der Schule, wo man seine Fluppen vor den Lehrern versteckt und heimlich in einer dunklen Ecke des Schulhofs raucht. Oder eben auf dem Klo wie jetzt.
Zigarettenpausen dauern länger als Pinkelpausen, und so trommelt Konstantin schon ungeduldig auf dem Lenkrad herum – und schnallt natürlich sofort, dass geraucht wurde. Weil er einen solchen Geruch überhaupt nicht in seinem
Auto duldet, müssen wir drei eine Viertelstunde vor dem Auto stehen bleiben und auslüften.
Das Einzige, was uns bleibt, ist die Schadenfreude, dass die Verspätung, die wir uns dadurch einhandeln, unseren Kontrollfreak erheblich mehr stört als uns.
Petra
Mit der Lizenz zum Rasen
»So, sind alle angeschnallt?« Die flippige Blondine mit den riesigen Ohrringen macht trotz oder wegen der frühen Morgenstunde Stimmung.
»Ja«, erwidern wir drei Mädels im Chor.
»Gut, dann kann es ja losgehen.«
Ihr blitzblanker schwarzer 3-er BMW ist zweifellos getunt, wie das Heulen des Motors verrät. Flotte Frau, flottes Auto – passt.
»Und was macht ihr so in München?«, will die Fahrerin wissen. Ob wir dort studieren und des Öfteren als Mitfahrer unterwegs sind. Typisches Kennenlerngeplänkel eben.
Es ist eine nette Truppe, und Claire vom Rücksitz meint: »Ich bin froh, dass wir nur Frauen sind. Ich fahr nicht gerne mit Männern. Die rasen immer so.«
Die Fahrerin, Corinna, hebt die Hand. »Oh, dazu sollte ich euch ein paar Takte sagen.« Sie legt eine bedeutungsvolle, irgendwie unheilschwangere Pause ein, und wir machen betretene Gesichter.
»Wieso?«, fragt Julia zaghaft.
»Ich bin Rennfahrerin, und das ist ein Testwagen,
den ich um acht in München abgeben muss.«
Die Uhr zeigt kurz nach sechs. Macht sie Witze? In zwei Stunden von Heidelberg nach München? Utopisch!!
»Wie schnell fährst du denn so?«, will ich wissen.
»Ich habe die letzten Tage ausprobiert, was man aus der Kiste rausholen kann. 280 geht ganz gut. 300 hab ich nach Frankfurt auch schon geschafft. Kann man natürlich nicht die ganze Strecke über fahren.«
300 Sachen? Wir schlucken hörbar.
Corinna versucht uns zu beruhigen. »Glaubt mir, keiner fährt sicherer als ein Rennpilot. Ihr werdet die Geschwindigkeit kaum merken.«
Trotzdem: Unser Unbehagen bleibt, und die Lust auf nette Plauderei ist uns vergangen. Verängstigt schweigen wir, während unsere Rennfahrerin mit Höchstgeschwindigkeit über die Autobahn brettert, und sehnen nur noch das Ende der Fahrt herbei. Kurz vor acht sind wir am Ziel. Knapp zwei Stunden nach dem Start in Heidelberg.
Petra
Technik, die begeistert
Ich sitze bei einem Typen im Auto, der Testfahrer bei BMW ist, sich zur Abwechslung aber mal einen Mercedes als Mietwagen genommen hat, um den neuen Abstandsregeltempomaten der Konkurrenz zu testen, wie er mir und zwei anderen weiblichen Mitfahrerinnen schon vor dem Start in München erzählt. Autofanatiker sind nicht wirklich mein Ding, und entsprechend sehe ich der Fahrt mit gemischten Gefühlen entgegen.
Und tatsächlich müssen wir einen Spurwechsel nach dem anderen über uns ergehen lassen, damit unser Technikfreak ausprobieren kann, wie direkt der Wagen reagiert. Und das alles bei einer Geschwindigkeit, bei der sich mir der Magen hebt.
»Kannst du vielleicht etwas langsamer fahren«, bitte ich ihn gequält. »Bevor mir ganz übel wird.« Immerhin müssen wir noch nach Heidelberg, und das ist nicht
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