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"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten

"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten

Titel: "Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Ich bin froh, als er kurz nach dem Start einschläft.
    »Irgendwoher kenn ich den«, flüstert meine Beifahrerin Franka mir plötzlich zu und schürt damit aufs Neue Misstrauen und Unbehagen bei mir.
    »Bist du sicher?«
    Sie nickt und kratzt sich nachdenklich am Kinn. »Schon am Bahnhof kam er mir bekannt vor, und ich habe ihn darauf angesprochen. Da meinte er nur, er sei nicht aus München und deshalb könne ich ihn gar nicht kennen. Irgendwie merkwürdig. Weißt du eigentlich, wie er heißt?«
    »Nicht wirklich. Er hat was von ›Jo‹ gesagt. Aber vielleicht seid ihr euch ja woanders begegnet. Jedenfalls bin ich froh, dass ich nicht allein mit ihm bin und dass er früher aussteigt.«
    »Bis wohin will er denn?«

    »Bonn«, flüstere ich leise.
    Nachdenklich schaut Franka aus dem Fenster. »Bonn, Bonn«, murmelt sie vor sich hin. Doch irgendwann schläft schließlich auch sie ein.
    In der Nähe von Mannheim fahre ich auf einen Rasthof, und die beiden werden langsam wieder wach.
    »Nanu, sind wir schon da?«, fragt der Typ von hinten.
    Ich finde ihn jetzt noch verdächtiger als vorher. Zittert nicht seine Stimme verräterisch? Und dann der Schweiß auf der Stirn …
    »Nein, nein«, sage ich schnell, »ich muss nur mal zur Toilette und hole mir einen Kaffee. Wir haben noch zwei Stunden vor uns.«
    Erleichtert lässt er sich wieder zurücksinken. »Gut.«
    »Alles okay mit dir?«, frage ich. »Du siehst ein bisschen mitgenommen aus.«
    »Nee, alles in Ordnung«, sagt er und winkt ab. »Hab nur schlecht geträumt.«
    Obwohl Jo ganz offensichtlich lieber im Wagen vor sich hin gedöst hätte, bestehe ich darauf, dass er ebenfalls aussteigt. Nach wie vor traue ich ihm nicht über den Weg. Ich habe mich regelrecht in diese Sache hineingesteigert.

    Auf der Toilette höre ich Franka plötzlich rufen. »Petra? Peeeetra? Ich weiß es jetzt, ich weiß es wieder.« Aufgeregt zieht sie an meinem Ärmel, sobald ich aus der Kabine komme. »Mir ist es eingefallen: Ich hab den Kerl vor etwa einem Jahr mal mitgenommen und ihn ebenfalls in Bonn rausgelassen.«
    »Und?«, frage ich.
    »Er ist ausgestiegen, hat sich verabschiedet und ist mir nichts, dir nichts in einen wartenden Bus gestiegen, ohne zu bezahlen.«
    Wir sehen einander an und sagen fast gleichzeitig: »Ein Wiederholungstäter!«
    Wir beginnen das Ganze von einer heitereren Seite zu sehen, denn zumindest ist er kein gefährlicher Verbrecher, sondern nur ein Schwarzfahrer. Allerdings schwören wir uns, dass wir ihn daran hindern werden, die gleiche Masche noch mal abzuziehen.
    Nach kriminalistischen Planungen  – wir wollen ihn im Auto einsperren, bis er zahlt  – geht es weiter Richtung Bonn. Der Schwarzfahrer schläft wieder.
    Kurz vor dem Ziel drehe ich mich um. »Wir sind gleich dahaa«, rufe ich betont munter.
    Schlaftrunken rappelt sich der Typ auf. »Wow,
cool. Ich hab echt durchgepennt. Konnte das ganze Wochenende kaum schlafen, weil die Kinder meines Bruders die Nächte durchgebrüllt haben.«
    Ich nicke bloß, verlasse die Autobahn und steuere den Parkplatz an, wo er aussteigen will. Mein Herz pocht wie wild. Wird er zahlen?
    »Hey, weißt du was«, sagt er plötzlich lächelnd zu Franka. »Ich kenne dich doch! Du hast mich vor einem Jahr oder so mal von München aus mitgenommen.«
    »Allerdings!« Franka ist überrascht.
    »Mensch, weißt du eigentlich, dass ich total vergessen hab, dir damals deine Kohle zu geben! Ich hatte nur den Bus im Auge, weil ich den nicht verpassen wollte.« Er lacht leise. »Mann, voll peinlich.«
    Entschuldigend schaut er Franka an, die schweigt. »Gut, dass ich in München noch Geld abgehoben habe und dich gleich ausbezahlen kann. Mit etwas Verzögerung halt. Sorry noch mal«, sagt Jo, drückt uns beiden je 25 Euro in die Hand und läuft rasch auf die andere Straßenseite, wo gerade ein weiß-roter Bus hält.
     
    Petra
    Hier qualmt nur einer  – aus den Ohren
    Konstantin macht schon beim Start den Eindruck, ein vorsichtiger Zeitgenosse zu sein. So weist er uns gleich darauf hin, dass er »aus Sicherheitsgründen« das Geld immer vor der Fahrt einsammelt. Und dass er wegen »niederer Beweggründe wie Rauchen« keine Pause einlegen wird.
    Enrico, Kettenraucher und Spaßvogel, Silvia, Gelegenheitsraucherin und Barkeeperin, und ich, gerade mal wieder Raucherin, akzeptieren seine Bedingungen, denn schließlich ist die Fahrt von München nach Ludwigsburg relativ kurz.
    Während wir drei »Passagiere« uns blendend amüsieren,

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