"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten
gerade um die Ecke.
Er lacht. »Na klar, kein Problem.«
Doch sein Versprechen ist sogleich vergessen, als ein Porsche mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit an uns vorbeirauscht. Ich küsse fast die
Windschutzscheibe, und die Mädchen im Fond kreischen. Erst als er mich ernstlich hinter vorgehaltenem Taschentuch würgen sieht, beendet er den Versuch und schaltet den Tempomaten aus. Aber da sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Ziel.
Petra
Selbst ist der Mann
Ein absolutes Unikat von Auto – und Mann – lerne ich auf einer Fahrt von München nach Bochum kennen, als Arne, ein Student älteren Semesters, mich in seinem etwa 20 Jahre alten grauen Golf mitnimmt.
Wir sind nur zu zweit, und so sitze ich selbstverständlich vorne neben dem Fahrer und kann in aller Ruhe bestaunen, wie ein Bastler seinem Auto ein ganz individuelles und originelles Outfit zu geben vermag.
Beispiel Radio. Als ich es einschalten will, erklärt Arne mir: »Ja, der Knopf ist abgegangen, da habe ich einfach den von meiner alten Waschmaschine genommen.«
Ich muss grinsen und entdecke kurz darauf rechts über mir an der Decke einen mit ellenlangem Paketklebeband befestigten Joghurtbecher.
»Ach das«, sagt er, bevor ich nachfragen kann. »Da ist ein kleines Loch im Dach, das sich nicht reparieren lässt. Wenn’s regnet, leere ich einfach den Becher ab und zu.«
Ich muss mich zusammenreißen, um nicht loszulachen. Doch als ich sehe, was von innen
den Außenspiegel steuert, ist alles zu spät. »Ach so, ja … Nachdem der Regler abgebrochen ist, wollte mir absolut nichts Besseres einfallen als eine Zahnbürste. Erfüllt aber ihren Zweck.«
Der Clou folgt dann ein Weilchen später. Arne gesteht, dass er »irgendwas mit der Elektronik« nicht richtig gemacht habe, als er das Radio zu reparieren versuchte, und wie zur Demonstration dieser Behauptung gehen die Scheibenwischer an, als ich das Radio anschalte.
Petra
Die Natur, sie greift uns an!
»Ich hoffe, ihr habt nichts dagegen. Ich höre beim Autofahren immer dieselbe CD, weil ich bei der am besten abschalten und entspannen kann.« Unser Fahrer wirkt ein bisschen wie ein übrig gebliebener Hippie.
»Kein Problem«, versichert der Beifahrer.
»Solange wir dadurch umso sicherer in Mannheim ankommen, ist mir alles recht«, ergänze ich.
Zunächst geht’s erst einmal gut gelaunt am Münchner Hauptbahnhof los, und wir Mitfahrer schauen interessiert zu, wie Marius die CD reinschiebt, und ich versuche die Schrift auf der Hülle zu entziffern. »Sommer: Wenn es singt und zirpt.« Merkwürdig, denke ich. Trotzdem lehne ich mich entspannt zurück, um kurz darauf wie von der Tarantel gestochen vom Sitz zu schießen. Aus den Boxen scheint ein Insektenschwarm ins Auto vorzudringen – zumindest hört es sich so an, als ob Wespen, Mücken, Bienen, Grillen und anderes Getier vereint zum Angriff blasen würden. Robin vor mir kratzt sich bereits intuitiv.
»Ziemlich lebensecht, oder?«, fragt stolz unser
Althippie. »Man meint doch wirklich, die Viecher schwirren um einen herum.«
»Krass. Was ist denn da sonst noch drauf?«, frage ich ängstlich und hoffe auf Besserung
Falsch gedacht.
»Nahezu alles«, entgegnet der tiefenentspannte Marius glücklich und grinst in den Rückspiegel, »vom Meeresrauschen bis zum Pferdegewieher.«
Das tosende Unwetter vergisst er zu erwähnen, und so schrecken wir gewaltig zusammen, als es aus den Boxen donnert und kracht.
»Wartet erst auf den Wasserfall«, meint er, »der ist richtig geil. Da glaubt ihr, ihr kommt nicht mehr lebend raus.«
Petra
Meuterei im Audi
Eine zunächst unaufgeregte Fahrt von Essen nach München erreicht schnell ihren spektakulären Höhepunkt, als Nils auf dem Beifahrersitz aus seinem Rucksack eine Wasserflasche Evian herausholt und aufdreht.
»Was machst du da?«, fragt Arnold, der Fahrer, fast panisch.
»Äh, trinken vielleicht?«, entgegnet der andere.
»Nicht in meinem Auto!«
»Wie bitte? Ich hab aber Durst!«
»Trotzdem. Das geht nicht. In meinem Auto wird weder gegessen noch getrunken. Sonst ist hinterher alles schmutzig.« Tatsächlich sieht sein Audi A4 wie geleckt aus.
»Das ist mir herzlich egal. Ich habe Durst, und zwar jetzt.«
Als Nils die Flasche ansetzt, bremst der pingelige Arnold mit quietschenden Reifen und fährt auf den Randstreifen. Er ist sichtlich auf hundertachtzig. »Schmeiß sofort die Flasche raus oder steig selbst aus.«
»Was soll denn das?«, mischt sich jetzt mein
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