"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten
du uns noch mal raus?«
Ich: »In Pasing.«
Hilde: »Ach ja, genau. Danke.«
Eine halbe Stunde später fragt sie erneut: »Wie heißt dieser Bahnhof doch gleich?«
Ich, mittlerweile verwundert, betone jede Silbe: »Mün-chen-Pa-sing!«
Hilde, nervös lachend: »Ach ja, genau. Danke.«
Etwa eine weitere Stunde später: »Äh, fährst du eigentlich auch zum Hauptbahnhof?«
Mein Beifahrer Torben schaut sich ungläubig um. Ich schüttle energisch den Kopf. »Ich fahre nur nach Pasing. Das ist für mich Endstation.«
Hilde schlägt sich theatralisch gegen die Stirn. »Na klar, stimmt ja. Okay.« Dann holt sie ihr Handy aus der Hosentasche und telefoniert kurz darauf mit ihrem Freund. »Du, Schatzi, kannst du mich gleich abholen?« Und nach einer Pause: »Nee, nicht am Hauptbahnhof. Die lässt uns in – äh – Breslau raus.«
Nina
Die Wortverwechslerin: Berufswünsche
Die verhinderte Flashdancerin und ich sind nun etwa bei Köln, als sie aus heiterem Himmel nach längerer Pause plötzlich wieder zu reden beginnt: »Ich wollte früher was ganz anderes werden. Zuerst Balletttänzerin, dann Sängerin, dann Schauspielerin. Dann Kindergärtnerin.«
»Ja, das kenne ich. Als Kind hatte ich auch jede Woche eine andere Idee, was aus mir werden könnte. Bäuerin, Polizistin oder Königin von Deutschland.« Ich lache.
»Königin von Deutschland? Das geht doch gar nicht.«
»Das weiß ich heute als Mittzwanzigerin auch. Mit sieben war mir das allerdings noch nicht klar.«
Stille.
Nach einiger Zeit redet die Mitfahrerin weiter: »Reporterin wollte ich ebenfalls mal werden. Und Lehrerin. Und Psychopathin. Aber dafür hätte mein Abischnitt nicht gereicht.«
Nina
Kein Empfang im Oberstübchen
Zu dritt geht es von Pasing nach Heidelberg, ich habe zwei junge Frauen dabei, mit denen ich mich nett unterhalte. Es geht gerade um unsere Jobs, und ich erzähle, dass ich seit ein paar Jahren bei der gleichen Firma bin.
»Ich bin bei BMW«, erzählt Steffi, die neben mir sitzt. »Auch schon seit Längerem. Echt klasse, genau das, was ich immer wollte.«
»Also ich bin seit Kurzem bei der Telekom«, wirft Britta ein. »Und ich finde es eigentlich besser, wenn man mal wechselt.«
»Ja«, sage ich, »ist bestimmt nicht verkehrt. Aber wenn man zufrieden ist, gibt es eigentlich keinen triftigen Grund.«
»Na ja«, fährt Britta fort, »man ahnt manchmal gar nicht, was man woanders alles geboten bekommt.«
»Mag ja sein«, gesteht Steffi ihr zu. »Allerdings kann ich mir für mich im Moment nichts Besseres vorstellen. Deshalb bleibe ich auch da, wo ich bin.«
»Ja, eben«, sage ich. »Außerdem fängt man woanders wieder bei null an. Und ich habe inzwischen einen unbefristeten Vertrag!«
»Einen unbefristeten Vertrag?« Britta ist sichtlich schockiert. »Na, dann gute Nacht.«
»Wieso?«, fragen Steffi und ich im Chor.
»Wieso? Da kommst du doch nie wieder raus. Ich hab jetzt einen 24-Monats-Vertrag und kann anschließend wieder wechseln.«
»Warum 24 Monate?«
»Bei E-Plus hatte ich einen Jahresvertrag, aber der kam mich viel zu teuer. Also hab ich jetzt bei der Telekom die doppelte Laufzeit genommen. Und ein Handy gab’s gratis dazu.«
Nina
Die Wortverwechslerin: Enthüllungsstorys
Ich bin noch immer mit der Flashdancerin, die gerne mal Psychopathin werden wollte, auf dem Weg nach Heilbronn. Kurz hinter Wiesbaden fällt ihr was Neues ein: »Manchmal finde ich die Welt total komisch. Also, was so alles passiert gleichzeitig überall auf der Welt, das ist schon krass, oder!?«
Ich habe keinen Schimmer, was sie meint, ahne nur, dass mir eine neue Rätselgeschichte bevorsteht, und reagiere deshalb mit einem unverbindlichen »Hm«.
Mitfahrerin: »Aber gut, dass es noch Menschen gibt, die was bewegen. Finde ich total super.«
Noch immer beschränke ich mich auf »Hm, ja«, während ich meine Gehirnzellen schon mal in Alarmbereitschaft versetze.
Mitfahrerin: »Ich meine, denk mal an den Typen von Wikipedia. Hammer, was der so alles macht, oder!?«
»Hm?« In meinem Kopf formt sich ein großes Fragezeichen.
Mitfahrerin: »Na, komm, das wirst du doch gehört
haben, oder? Wie der sich einsetzt, damit wir alles erfahren.«
Ich tappe unverändert im Dunklen und befürchte schon, selbst auf der Leitung zu stehen. »Ja, klar, stimmt schon. Man kann halt zu fast jedem Thema was nachschlagen.«
Mitfahrerin, energisch zustimmend: »Ja, Wahnsinn, oder? Und dafür wollen sie ihn gleich anklagen und
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