"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten
erwidert die Seniorin und nickt.
»Wissen Sie was, ich stelle Ihnen die Sitzheizung an, das ist besonders angenehm.«
Dankbar nimmt sie das Angebot an und bestätigt wenige Minuten später, dass es in der Tat »sehr schön warm« sei.
Alles klappt reibungslos. Der Enkel wartet bereits, um die Oma in Empfang zu nehmen. Micha rennt ums Auto, öffnet die Tür und hilft ihr heraus. Gleichzeitig umweht uns ein unangenehmer Geruch.
»Oh, die Wärme scheint alle Schleusen geöffnet zu haben«, kommentiert er die Tatsache, dass die wohl inkontinente Dame auf den Beifahrersitz gepinkelt hat.
Nina
Hauptsache gespart!
Raststätte Medenbach Ost an der A3. Wir sind mit zwei Mitfahrern unterwegs auf dem Weg von Heidelberg nach Oberhausen und genießen auf dem Parkplatz noch eine Weile das schöne Wetter, bevor wir wieder weiterfahren.
Ein poppig angezogener junger Mann mit Käppi, signalroten Sneakers und weiter Jeans steigt einige Meter neben uns aus seinem weißen Golf und läuft zielstrebig und bewusst lässig die Böschung hinauf, hält sich dabei an den kleinen Bäumen und Sträuchern fest, um nicht abzurutschen. Ganz klar, was er plant: Er will das Geld für die Toilette sparen!
Max möchte bereits Wetten abschließen, dass »der Typ sich gleich auf die Fresse legt«. Niemand hält angesichts des vom Regen aufgeweichten Bodens dagegen.
So stehen wir also da, verfolgen genüsslich sein Treiben und nippen derweil an unserem Kaffee. Just in dem Moment, als er eine passende Stelle gefunden hat und sich erleichtern will, gerät er ins Stolpern, rutscht rückwärts den
Hang runter und landet mit halb heruntergelassener Hose bäuchlings im Schlamm.
Aber: Hauptsache, 70 Cent gespart!
Petra & Nina
Keine weiteren Fragen
Die 21-jährige Lehramtsstudentin, die mit mir und zwei weiteren Mädchen von Oberhausen nach Frankfurt fährt, trägt ausgesprochen zur allgemeinen Belustigung bei. Hätte sie uns nicht schon während der Fahrt erzählt, dass ihr ständig blöde Sachen passieren – spätestens in dem Moment wäre es uns aufgegangen, als sie von der Toilette kommt und im Hosenbund eine meterlange Klopapierschlange wehend hinter sich herzieht.
Petra
Lost in translation
Diesmal steht Dresden – Heidelberg auf dem Programm, ich fahre selbst und habe drei Mitfahrer an Bord. Besonders mit einem von ihnen unterhalte ich mich sehr angeregt. Josua erzählt voller Begeisterung von seinem großen Faible für Japan und alles Japanische und dass er am nächsten Tag eine wichtige Japanischklausur an der Uni schreiben muss. Deshalb verbringt er auch einen großen Teil der Fahrt damit, die Nase in sein Lehrbuch zu stecken.
»Ohne wäre ich total aufgeschmissen. Zum Glück dürfen wir es bei der Klausur benutzen. Da stehen nämlich sämtliche Merk- und Lernhilfen drin, die ich mir in den letzten zwei Jahren notiert habe.«
In Heidelberg setze ich alle Mitfahrer am Bahnhof ab und fahre nach Hause. Erst da sehe ich es: Der Japanfan hat sein Lehrbuch auf dem Boden vor dem Beifahrersitz liegen lassen. »Total aufgeschmissen«, fällt mir ein, doch ich kann es nicht ändern, weil ich weder Josuas Adresse noch Telefonnummer kenne. Und auch er meldet sich nicht. So liegt das Buch
bis heute mit anderen vergessenen Utensilien in einer Kiste für Fundstücke. Ich hoffe bloß, er hat seine Klausur auch so bestanden.
Nina
Asphaltcowboys
»Der Typ will mich nicht aufs Klo lassen.«
Austreten mit Auflagen
»Wartest du auch auf Wolfgang?«, fragt das junge Mädchen mit dem Bigpack-Rucksack am Ostbahnhof in München und hält einen Ausdruck der Mitfahrzentrale in der Hand.
Ich nicke. »Ja, Heidelberg, gell?«
Sie lächelt. »Cool. Hab ich mir schon gedacht. So viele stehen ja hier nicht rum.«
Sie macht eine Pause. »Ich bin noch nie bei so was mitgefahren. Du?«
»Ja, schon oft. Eigentlich regelmäßig«, sage ich. »Ich heiße übrigens Petra.«
Sie streckt die Hand aus. »Anja.« Sie zeigt
auf den Ausdruck: »Muss man das hier abgeben?«
Ich schüttle den Kopf. »Nee, du hast ihn ja angerufen, nehme ich an. Das reicht.«
»Echt? Und das klappt immer?«
Als alter MFG-Hase kann ich ihr berichten, dass die meisten Fahrten völlig problemlos über die Bühne gehen. Klar, manchmal seien schon komische Vögel dabei, sage ich, aber das mache das Ganze ja auch irgendwie spannend und witzig. Sie scheint erleichtert zu sein. »Gut, ich bin nämlich ein bisschen aufgeregt. Und mein Freund wollte gleich gar nicht, dass
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