Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)
die Reihe und berührte
abwechselnd die verschiedenen Menschen mit den Vibrationen
des Instruments, sodass der ganze Raum in ein
leises,verzaubertes Schwingen geriet.
Thilo war nun an der Grenze zum Reich der Träume
angelangt. Langsam sah die Welt für ihn wieder etwas farbiger
aus …
***
„Das noch, und das auch … ach und diese Hose hier!“
Mit diesem Pulli war es immer besonders gemütlich
gewesen, wenn Jan und ich auf der Couch lagen. Die Hose hat er
besonders geliebt. Ich stopfte alles in Säcke, die am nächsten
Tag von der Altkleidersammlung abgeholt wurden. Die letzte
abgetragene Jacke, dann band ich den dritten Sack zu. Mein
Kleiderschrank gähnte vor Leere.
Eigentlich war ich sehr erschöpft. Am Morgen war es mir
wieder besser gegangen. Da ich nicht arbeiten musste, hatte ich
meinem Vater geholfen, das Haus zu säubern. Berge von Müll
hatten sich angesammelt.
Aber trotzdem wollte ich noch in die Stadt fahren, mir
eine neue Garderobe zulegen. Das alte Zeug war viel zu weit.
Mit meinem neuen Wonderbra konnte ich engere Oberteile
tragen.
Jetzt in der Vorweihnachtszeit waren die Busse alle
überfüllt. Vielleicht hätte ich doch irgendwann den Führerschein
machen sollen!
Autofahren. Unfälle. Ich sehe die Bilder in den Zeitungen
vor mir. Je blutiger desto besser. Erst gestern waren Jugendliche
gegen einen Baum gefahren. Da nahm ich doch lieber mein gutes
altes, schon leicht verrostetes Rad. Damit ersparte ich mir auch
die beinahe unmögliche Parkplatzsuche vor Weihnachten in der
Stadt. Billiger war es auch.
Dank Mutters Spende ging ich heute groß einkaufen. Da
hatte sich wohl ihr schlechtes Gewissen gemeldet, was in
unregelmäßigen Abständen geschah.
In der Stadt luden die Schaufenster mit ihren festlichen
Lichtern zum Geldausgeben ein. Ich klapperte das
Einkaufszentrum ab und fand das eine oder andere
Kleidungsstück. Dort war es nicht so kalt wie in den kleinen
Läden in den verwinkelten Gassen der Altstadt.
„Hallo … Lena.“
Ein Mann sprach mich an. Ich schaute auf. Sein Gesicht
kam mir bekannt vor. Wie hieß er noch gleich?
„Hallo Lena. Ich bin`s - der Peter.“
„Hallo, ich habe dich nicht sofort erkannt.“
„Geht´s dir wieder besser? Du warst ja damals auf der
Party so schnell weg. Ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht.
Was ist denn überhaupt passiert?“
„Hm, ist lange her. Vielleicht hatte ich den Sekt zu schnell
getrunken“, log ich und wich seinem Blick aus. Peter machte
einen Schritt auf mich zu.
„Ich musste gerade auch zweimal hinschauen. Du hast
dich verändert. Schicke Frisur übrigens. Ich dachte, du hättest
grüne Augen.“ Er sah mich genau an.
„Mhm.“
„Naja, vielleicht habe ich mich auch getäuscht. Bei dem
Disco-Licht sieht man das ja alles nicht so genau. Braun steht dir
auch gut. Sehr sogar.“
„Peter, mach´s gut, ich muss weiter“, sagte ich, während
ich mich bemühte, mit überfüllten Tragetaschen auf mein
Fahrrad zu steigen. Komischer Typ!
„Ja, dann, man sieht sich. Vielleicht treffen wir uns mal
wieder“, rief er mir noch nach.
Nur noch eine neue Winterjacke, dann wollte ich wieder
heimfahren. In einer kleinen Boutique hatte ich Glück. Dort hing
eine dicke Daunenjacke in einem schönen Grauton, der gut zu
meinen dunklen Haaren passte.
Süße, so langsam kannst du dich wirklich sehen lassen.
In meiner Wohnung angekommen, wärmte ich mich mit
einem heißen Kaffee auf. Dann räumte ich meinen Schrank ein.
Dort türmten sich jetzt fünf neue Winterpullis, dazu Jeans im
modisch engen Röhrenschnitt, ein paar dunkelbraune
Lederstiefel mit passenden kurzen, jedoch warmen Röcken und
die neue Winterjacke. Erschöpft, aber glücklich ließ ich mich ins
Bett fallen. Die Kartoffeln! Die musste ich noch aus dem Keller
holen. Ich flitzte die Treppe hinunter, eine Stufe nach der
anderen. Ich lief in die nächste Etage. Und in die nächste.Und in
die nächste. Wie viele Etagen waren das? Dabei wurde ich
immer kleiner. Und kleiner. Und kleiner.
„Lena, nicht, bleib hier, du darfst da nicht rein!“
Wer rief mich? Ganz langsam drehte ich mich um, konnte
aber niemanden sehen. Dann wurde es dunkel. Hatte jemand das
Licht ausgeschaltet? Meine Kehle war zugeschnürt, die Haut
brannte. Vor mir war eine Tür. Ich zitterte. Alles drehte sich, mir
wurde schwindelig. Ich drehte mich. Im Kreis. Die Tür wurde
immer größer und verschwamm vor meinen Augen. Plötzlich
ertönte
Weitere Kostenlose Bücher