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Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)

Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)

Titel: Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia M. Dölger
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Meine Hände fanden die Wohnzimmerwand. Ich schlug
darauf ein. Die Wut lenkte mich. Linke Faust für Mutter, rechte
Faust für meinen Vater, linke Faust für Tina, rechte für ... Alle
wollte ich treffen. Alle, die mir weh getan hatten, nicht für mich
da gewesen sind. Die Wand wehrte sich nicht. Den Schmerz in
den Händen spürte ich anfangs kaum. Er betäubte aber die Wut,
und das war die Hauptsache. Endlich sank ich erschöpft auf den
Wohnzimmertisch. Die Schleuse öffnete sich wieder. Tränen
strömten hindurch. Und ich? Wer kümmert sich um mich? Ich
kann und darf doch nicht in Selbstmitleid versinken, darf nicht
weinen. Ich muss stark sein! So wie früher. So wie Mutter. Wie
oft hat sie mir das gesagt? „Werde nicht so schwach wie dein
Vater, Anna-Lena!“ Alles hatte ich falsch gemacht. Immer.
Mager und hässlich war ich. Mehr nicht.
    Schluchzend ließ ich mich auf mein Bett fallen, wälzte
mich von der einen auf die andere Seite, wartete auf den
erlösenden Schlaf. Die Schleife aber drehte sich weiter um sich
selbst. Endlos schwirrten die Gedanken. Meinen Kopf musste ich
festhalten. Er war so schwer. Jetzt brannten auch meine Hände.
Ich nahm meine Fäuste vor den Mund und pustete.
    Papa hatte mich immer getröstet. Und ich ihn, wenn sie
ihn mal wieder betrogen hat. Er hat sich nie gewehrt. Ich wollte
nicht enden wie er. Er hätte sich mal sehen müssen. Erbärmlich!
So schwach! Das würde ich ihm nie verzeihen! Ich zitterte.
Schrie, bis die Stimmbänder schmerzten! Die Wut kam wieder!
Tat gut. Ich schlug auf die Matratze ein, obwohl auch sie nichts
dafür konnte. Ich weinte und schluchzte und weinte. Die Tränen
wollten nicht mehr versiegen. Die ganze Welt konnte mich mal!
... Ich habe nur mich ... nur mich ... mich.
     
    Plötzlich stellten sich meine Nackenhaare auf, eine
Gänsehaut lief von meinen Ohren bis zu den Zehenspitzen. Ein
kalter Schauer der Gewissheit lief über meinen Rücken. Meine
Brust war wie zugeschnürt, der Atem stockte. Nach so vielen
Jahren! Das durfte doch nicht wahr sein! Viele Jahre hatte ich
die Erinnerung an diese schrecklichen Erlebnisse beiseite
geschoben. Als wäre es gestern gewesen. Die ganze Zeit wollte
ich nicht wahrhaben, dass er mich nicht in Ruhe ließ ... Es war
doch alles vorbei, vergeben und vergessen, ewig lange her.
Warum tat es dann aber so weh?
     
    ***
     
    Thilo konnte sich kaum auf seine Arbeit konzentrieren.
Fast hätte er die kleine Patientin fallengelassen.
    „Ja, Frau Hermann. Da haben Sie recht. Das Leben ist
sehr kurz.“
    „Junger Mann, übersehen sie auch nichts?“
    „Nein. Bestimmt nicht, Frau Hermann.“
    Tröstende Worte spenden. Betten machen. Töpfe
wechseln. Ein Krankenpfleger. Zeit, dass er zu
seinen
Kindern
zurückkam. Lena verstand ihn. Er sollte wirklich nicht immer an
sie denken. Aber sie war nicht zum Yoga erschienen. Zur
Gruppe am Mittwoch auch nicht. Auch auf seine SMS hatte er
keine Reaktion erhalten. Was ist nur mit dieser Frau los?, dachte
er, während er die Patientin gründlich wusch. Ob seine
Antworten bei dem Treffen wirklich gut für Lena gewesen
waren? Was, wenn er wirklich auf etwas gestoßen war, das ihr
große Angst machte? Wenn sie sich jetzt ganz zurück in ihr
Schneckenhaus zog?
    Das ist kein Spiel, Thilo. Du könntest dir nie verzeihen,
wenn Lena etwas zustößt.
    „Was sagen Sie? Ich höre doch so schlecht, wissen Sie?
Auf dem rechten Ohr!“
    „Schönes Wetter heute. Es hat wieder geschneit“, schrie
er der alten Dame ins linke Ohr.
     
    ***
     
    Paul klopfte immer wieder. Schrieb mir Nachrichten übers
Intranet, aber ich reagierte nicht. Ich versank in meinem Bett.
Wie eine Verurteilte, deren Schuld besiegelt wurde. Mit diesen
verquollenen Augen musste mich niemand sehen.
    Als ich am nächsten Tag mit einer Leichenblässe meinen
aufsuchte, verordnete er mir Ruhe und schrieb mich für eine
Woche krank. Viele Stunden trauerte ich, badete in meinen
Schuldgefühlen. Ertrank vor Hilflosigkeit in meinen Tränen.
Fließende Ströme erleichterten mich. Befreiten mich von einer
großen Last. Endlich. Die Schleuse ließ sich nicht mehr
schließen. Ich weinte um Jan, um mich, um das Baby, das in
meinem Bauch wuchs, und um meinen Bruder.
     
    Natürlich hoffte ich insgeheim, jemand würde sich Sorgen
um mich machen. Mein Vater könnte anrufen.
    Am Ende der Woche war ich sehr einsam. Ich hätte mich
sogar über einen Anruf von meiner Mutter gefreut, um mit ihr

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