Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)
Figur … Seitdem spionierte
er Lena nach, um die Motive für ihr Versteckspiel
herauszufinden und für seine Seminararbeit auszuwerten.
Zuerst hatte er kriminelle Machenschaften vermutet. Jetzt
war es sich dessen nicht mehr so sicher. Wenn er nur nicht seine
Pläne in der Redaktion erwähnt hätte! Er könnte sich selbst
verfluchen. Aber es bot sich ihm auch eine Chance. So viel
Glück hatte man nur selten im Leben.
Ausgerechnet sein neuer Kollege entpuppte sich als Lenas
Verflossener. Sie schien ihm nachzutrauern, sich aber trotzdem
mit anderen Männern zu treffen. Er betrachtete die wirklich sehr
gelungenen Aufnahmen auf seinem Heimcomputer. Lena vor
einer Palme, im Hintergrund der Papagei. Lena im
Schmetterlingshaus. Ihr Lächeln. Wenn sie nicht so verdammt
süß und nett wäre ...
Er verdrängte diesen unprofessionellen Gedanken. Die
Bilder musste er freilich noch überarbeiten. Die Hintergründe
brauchte er nicht. Mit der Story würde er groß herauskommen,
sich eine Stelle im Zeitungsverlag sichern. In der Fabrik
kündigte er, da er jetzt einen richtigen Auftrag hatte. Er hoffte,
davon zu profitieren, dass sein Name als freier Mitarbeiter in der
Stadt bereits bekannt war.
„Dein Artikel muss noch vor Weihnachten druckreif
vorliegen!“
Er hörte die Worte seines Chefs noch sehr deutlich. Leider
war bisher alles vergebliche Mühe gewesen, er hatte nichts von
ihr erfahren. Und jetzt verließ sie ihre Wohnung nicht mehr.
Nachdenklich drehte er den kleinen silbernen Schlüssel
zwischen seinen Fingern, als es an der Tür klopfte. Er erblickte
Lena durch den Spion.
Na, die kommt gerade richtig! Ich muss mehr
herausfinden, vor allem, wann sie wohin geht, dachte er,
während er sie freundlich begrüßte und in die Wohnung führte.
Schnell schaltete er den Monitor aus. Unauffällig räumte er
währenddessen ein paar Notizen zur Seite und legte den
Schlüssel in eine Schublade.
„Lena, schön dich zu sehen. Geht es dir wieder besser?“,
begann er eine Unterhaltung.
„Ja.“
„Ich habe mir Sorgen gemacht. Was war denn mit dir
los?“, hakte er vorsichtig nach.
„Du, ich brauchte mal eine Auszeit, musste eine Weile für
mich sein. Es war alles ein bisschen viel für mich in letzter Zeit.“
Lena wich seinem Blick aus. Warum war sie bloß immer so
zurückhaltend? Wie konnte er sie nur hinter ihrer Fassade
hervorlocken?
„Hast du ein bisschen Zeit und Lust auf ein Spiel?“, fragte
er und erklärte grinsend: „Ich habe eine niegelnagelneue
Spiele-Konsole, bei der man die Fernbedienung bewegen muss.
Die Wii! Schon mal davon gehört? Macht irre Spaß.“
„Hm.“
„Komm, Lena. Spaß hat noch niemandem geschadet.“
„Okay, ich kann‘ s mir ja mal anschauen. Übrigens tut es
mir leid, dass ich letztens so schnell weggelaufen bin.“
„Ach, ist doch kein Problem.“
„Du wolltest mir noch von deiner Reportage erzählen,
Paul! Jetzt habe ich Zeit.“
„Ja, klar, ich brauche von dir auch noch einen Lebenslauf.
Ich schreibe über die verschiedenen Mitarbeiter einen kurzen
Bericht, setze ein Foto dazu und füge alles wie in einem Puzzle
zu einer Reportage zusammen. Mich interessiert besonders,
warum Menschen in einer Fabrik arbeiten, was sie vorher
gemacht haben, wie sie die Arbeitsatmosphäre empfinden, und
so weiter“, log er.
„Hm, einen Lebenslauf kann ich aufstellen, ist aber nicht
besonders spannend“, murmelte Lena.
Sie spielten an der Konsole Tennis und konzentrierten
sich auf das Spiel. Zuerst hatte sie Probleme mit der
Handhabung der Fernbedienung, aber bald hatte sie den Dreh
raus. Beide hüpften, um den Ball zu treffen. Schlugen mit den
Armen um sich. Lena sprang in die Höhe, wenn sie sich über
einen Sieg freute. Sie erzählte strahlend, dass sie früher mal
Tennis gespielt hatte, und schlug Paul mehrfach. „Ha, super, ich
zeig es Dir. Matchpoint. Das war‘ s!“
So locker hatte Paul Lena noch nie erlebt.
„Okay, okay, ich gebe mich geschlagen. Komm, wir
machen eine Pause und trinken was“, stöhnte er theatralisch und
war überzeugt, einen guten Schauspieler abzugeben. Erhitzt
ließen sich die beiden auf seine Couch fallen. „Sag mal, Lena“,
er rutschte etwas näher an sie heran und beugte sich vor, „du
wolltest mir doch noch sagen, warum du dich in letzter Zeit so
verändert hast“, versuchte er es auf direktem Wege. Aber Lenas
Gesichtsausdruck veränderte sich augenblicklich.
„Wieso, ich habe doch nur
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