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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Tiere …«, murmelte der Heide, der seine bitteren Erinnerungen endlich abgeschüttelt hatte. »Wahrscheinlich ist die Luft hier so vergiftet, dass sich nicht einmal Mutanten hertrauen. Keine Spur von Leben. Alles steril wie in einem OP -Saal – nur nicht so sauber …«
    Als das Industriegebiet schon ein gutes Stück hinter ihnen lag, verstummte das Dosimeter endgültig. Taran schaltete sogar die Lüftung wieder ein. Dank der Kohlefilter gelangten kaum Schadstoffe in den Innenraum.
    Der Raketentruck erreichte nun eine offene Eisfläche, die sich von Ost nach West erstreckte. Migalytsch, der den Platz am Steuer inzwischen zurückerobert hatte, schaute zur Sicherheit auf der Karte nach. Vor ihnen lag der Fluss Scheksna.
    »Das dort vorn ist übrigens die älteste russische Schrägseilbrücke«, trumpfte Migalytsch mit seinem heimatkundlichen Wissen auf. »Die Oktober-Brücke.«
    Die gigantische Konstruktion mit dem aufragenden A-Pylon sah beeindruckend, aber wenig vertrauenerweckend aus. Materialermüdung ist eine heimtückische Sache. Seit zwanzig Jahren hatte die Brücke niemand mehr inspiziert, geschweige denn instand gesetzt. Eine Spritztour über das rostige Monument war sicher eine prickelnde Angelegenheit, aber vielleicht trotzdem keine besonders gute Idee. Andererseits hatte Taran auch schwere Bedenken, die »Ameise« über das dünne Dezembereis zu lotsen. Die Gefahr, dass der tonnenschwere Lkw einbrach und unterging, bestand durchaus. Letztlich beschlossen die Abenteurer, ihr Glück doch in luftiger Höhe zu versuchen. Mit einigen Aufklärern als Vorhut schien das Risiko kalkulierbar.
    Als die »Ameise« im Kriechgang auf die Brücke mit dem schnörkeligen Geländer rollte, waren Taran und Gennadi schon ein ganzes Stück vorausgegangen und suchten den Straßenbelag akribisch nach Rissen und Bruchstellen ab. Gleb, der knapp hinter den Stalkern ging, konnte sich gar nicht sattsehen an dem grandiosen Ausblick, der sich von der Brücke bot. Besonders faszinierte ihn ein riesiger Frachter, der dreihundert Meter entfernt im Eis feststeckte. Auf welchen Routen war dieser Gigant gefahren und welche Häfen hatte er gesehen, bevor er für immer den Dienst quittierte und zu einem unnützen Haufen Stahl verkam?
    Vor lauter Gucken wäre der Junge beinahe gegen seinen Vater gerannt. Der Stalker hatte sein Sturmgewehr angelegt und spähte in den Dunst, der vor ihnen über der Brücke hing. Auch Dym hatte sein geliebtes NSW von der Schulter genommen, seine Selbstgedrehte mit den Fingern ausgedrückt und sich direkt daneben aufgebaut.
    Jetzt bemerkte auch Gleb, dass sich ungefähr zwanzig Meter vor ihnen etwas bewegte. Ein dunkler, länglicher Fleck, der schubweise vorwärtskroch – leicht watschelnd wie ein vollgefressenes Sumpfkrokodil.
    Taran gab den anderen ein Zeichen und näherte sich dem unbekannten Tier. Der Junge folgte ihm und sicherte nach hinten ab. Der Koloss Gennadi ging weiter links und versuchte, von der Seite an den Störenfried heranzukommen. Als dieser seine Verfolger bemerkte, erschrak er und beschleunigte seine Flucht. Doch gegen die hartnäckigen Zweibeiner hatte er keine Chance.
    Als das Ziel nur noch wenige Meter entfernt war, stellte der Junge zu seiner großen Verblüffung fest, dass das im Schnee zappelnde schwarze Etwas – ein Mensch war! Zwei Schritte weiter verflüchtigten sich auch die letzten Zweifel. Der Unbekannte, der einen völlig zerschundenen Schutzanzug trug und unbeholfen das Bein nachzog, kroch unbeirrt auf das Ende der Brücke zu. Aus seiner Gasmaske quollen unverständliche, panische Laute.
    »He!«, rief Taran. »He, Saboteur! Bleib stehen! Du sollst stehen bleiben, du Ratte!«
    Doch der Verletzte reagierte nicht und robbte stur weiter. Erst als Tarans Gewehrlauf seinen Nacken kühlte, überlegte er es sich anders und ließ entkräftet den Kopf in den Schnee sinken.
    »Wo kommst du her, Mann? Keine Sorge, wir tun dir nichts … Warum sagst du nichts?«
    Keine Antwort. Der Stalker hob die Schultern, sondierte die Umgebung und schwang seine Kalaschnikow auf den Rücken.
    »Na gut, Leute. Wir sollten hier nicht länger als nötig wie Zielscheiben herumstehen. Gena, schaff den Typ in den Truck. Wir werden schon rauskriegen, was das für ein Früchtchen ist.«
    Der Mutant pflückte den Verletzten mit einer Hand vom Boden und legte ihn sich über die mächtige Schulter. Der Mann ächzte, leistete aber keinen Widerstand. Erst in der »Ameise« wurde er plötzlich munter. Er riss sich

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