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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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die lästige Gasmaske vom Kopf, schnappte nach Luft, verkroch sich in den hintersten Winkel des Mannschaftsraums und guckte umher wie ein verschrecktes Tier.
    Der Unbekannte war äußerlich völlig unscheinbar. Man suchte vergeblich nach irgendwelchen auffallenden Merkmalen in seinem blassen Gesicht. Erwähnenswert waren höchstens sein dichter, grau durchsetzter Bart und seine großen schwarzen Augen, in denen die Angst wie eine fette Kröte hockte.
    Alle Versuche, mit dem Fremdling zu kommunizieren, schlugen fehl. Egal, ob man streng oder freundschaftlich auf ihn einredete – der merkwürdige Gast blieb verstockt. Nur den Becher Tee, den ihm seine Gastgeber angeboten hatten, schlürfte er gierig leer.
    Die Durchsuchung seiner Habseligkeiten brachte auch keine Anhaltspunkte. Ein Stück Dörrfleisch, eine klapprige AS Wal mit einer Handvoll Patronen, ein Messer, Salz und Verbandszeug – die Standardausstattung eines jeden Stalkers. Interesse weckte nur ein Stapel alter Landkarten, die mit einer Schnur zusammengebunden waren. Auf einigen von ihnen waren mit Bleistift unverständliche Symbole und Zahlen eingezeichnet.
    Als man dem Bärtigen den Fund präsentierte, änderte sich schlagartig die Situation. Der notorische Schweiger wurde kreidebleich, riss den Mund auf und begann heftig zu gestikulieren.
    »Ich hab’s!«, rief plötzlich der Heide und schnippte mit den Fingern. »Der Typ ist taubstumm! Lasst mich mal machen, ich kenn das von früher …«
    Der Arzt setzte sich kurzerhand dem Fremdling gegenüber. Endlich kam Bewegung in die Sache. Gleb konnte es kaum erwarten, dass der schweigsame Dialog zu Ende ging. Jedes Mal, wenn der Heide wieder eine Serie von Gesten verstanden hatte, schnalzte er beeindruckt mit der Zunge und warf einen vielsagenden Blick zum Kommandeur, als wollte er sagen: Schau mal einer an, was der Schlingel alles angestellt hat.
    Taran gab sich äußerlich gelassen, obwohl seine Wangen bereits verräterisch pulsierten. Der Chirurg hatte das wohl bemerkt und wollte die Geduld des Stalkers nicht über Gebühr strapazieren. Er beendete das stumme Geplauder und wandte sich den anderen zu.
    »Darf ich vorstellen: Das ist der ›Fußgänger‹. Ihr werdet nicht glauben, wo dieser Lump ausgebüxt ist. Ich hatte anfangs auch meine Zweifel, aber diese Beweismittel hier sprechen eine eindeutige Sprache.« Der Chirurg klopfte mit seinen schmalen Fingern triumphierend auf den Stapel mit den Karten, als hätte er gerade einen komplizierten Mordfall gelöst. »Unser neuer Bekannter hat sie beim Ölsucher-Orden geklaut. Im Einzugsgebiet der Wolga gibt es tatsächlich eine solche Gruppierung. Es handelt sich um einen motorisierten Nomadenklan. Sie durchkämmen verlassene Siedlungen und suchen nach Resten von Treibstoff und Erdöl – immerhin das Schwarze Gold der neuen Welt … Nur dass sie mit unserem geschätzten Zufußgeher nicht recht warm geworden sind. So wie ich das verstanden habe, mögen sie keine Pazifisten im Orden. Aber das Witzige ist: Der Fußgänger hat uns für Ölsucher gehalten, und das war der Grund, warum er Reißaus genommen hat. Er war ziemlich erleichtert, als ihm klar wurde, dass wir diese Karten zum ersten Mal sehen.«
    Der Gast nickte beflissen – etwas überraschend angesichts dessen, dass er nichts verstand. Doch als Taran ihn fragte, wie er sich seine Verletzung zugezogen habe, lächelte er nur dümmlich und blickte sich Hilfe suchend nach seinem rotäugigen Übersetzer um.
    »Eine ganz triviale Prellung«, erklärte der Chirurg. »Er ist halt blöd hingefallen. Ich habe ihm angeboten, ihn zu untersuchen, aber er hat abgelehnt. Er meint, er käme schon zurecht. Was soll’s. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.«
    »Frag ihn genauer über diesen Klan aus.« Taran faltete eine der Karten auseinander und studierte die handschriftlichen Eintragungen. »Wie viele sind das? Wo stecken sie? … Wir haben immerhin einen Tank mit Treibstoff auf der Ladefläche. Wenn die das rauskriegen, werden wir sie womöglich nicht mehr los.«
    »Ich habe schon gefragt. Ihr derzeitiges Lager befindet sich weiter östlich Richtung Wologda. Es wäre also gefährlich, auf der bisherigen Route weiterzufahren. Aber der Fußgänger hat uns einen guten Tipp gegeben. Es ist einfacher, über den Fluss zu fahren, als sich durch Matsch und Schnee zu kämpfen. Bis zum Rybinsker Stausee ist es nur ein Katzensprung, und von dort könnten wir auf der Wolga weiterfahren. Da gibt’s keine Moorlöcher und

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