Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
Vom Netzwerk:
Zukunft, Häuptling.«
    Sitting Bull seufzte zerknirscht, nahm dem Neuen den Spüllumpen aus der Hand und machte sich selbst ans Geschirr, was Samuil Natanowitsch zu einem leisen Kichern inspirierte. Mit sichernden Griffen an die obere Haltestange balancierte Taran zu seiner Koje und ließ sich erschöpft auf der Wolldecke nieder.
    Gleb, der gerade die vom Orden erbeuteten Karten studierte, hob den Kopf und linste zu seinem Vater hinüber. Rund um dessen Augen zeichneten sich deutliche Fältchen ab. In seinem eingefallenen Gesicht regte sich keine Spur von Emotion, und sein entrückter Blick ruhte auf der schummrigen Gitterlampe. So schlecht hatte der Stalker nur ausgesehen, als er noch unter chronischen Anfällen litt. Doch diese Zeiten waren längst vorbei. Seine bedenkliche Verfassung musste eine andere Ursache haben. Hatte ihm der Zwischenfall mit den Allianzlern so arg zugesetzt? Erst jetzt fiel dem Jungen an seinem Vater etwas auf, das er bislang nicht bemerkt hatte: die grau melierten Schläfen. Die hatte er doch früher nicht gehabt … Taran war sichtlich gealtert.
    Der Körper des Söldners lechzte nach Erholung, doch kaum hatte er die Augen zugemacht, wurde die Panzerung des Trucks von einem heftigen Schlag erschüttert. Die Besatzung sprang von den Kojen und Bänken auf. Sitting Bull lugte erschrocken aus der Kombüse und rieb sich eine frische Beule auf der Stirn.
    »Ruhe bewahren!«, kommandierte Taran und schlug auf den Knopf der Sprechanlage an der Wand. »Migalytsch? Was ist los bei dir?«
    Nach einigem Zischen und Knacken im Lautsprecher blökte der Mechaniker los: »Weiß der Henker. Es war weit und breit nichts zu sehen, und dann hat sich plötzlich irgendein Trottel vor den Truck geschmissen!«
    »Ein Mensch?«
    »Keine Ahnung, das konnte ich nicht erkennen. Wohl eher ein Tier. Muss ein verdammt flinkes Vieh gewesen sein!«
    »Halt an. Wir gehen nachschauen.«
    Der Stalker nahm seine Gasmaske aus dem Wandschrank. Auch Dym und die anderen machten sich fertig und legten ihre Waffen bereit.
    Bei der Inspektion des Trucks fanden Taran und seine Leute einen riesigen Blutfleck an der Frontpanzerung der Fahrerkabine. Dickes Blut, das von der Stoßstange tropfte, hatte bereits tiefe Kuhlen in den harschigen Schnee geschmolzen. Doch als die Männer zum Unfallort zurückgingen, fanden sie dort weder eine Leiche noch einen Tierkadaver, sondern nur eine dampfende Blutlache im Schnee. Offensichtlich hatte sich der rätselhafte Lebensmüde aber auch nicht vom Acker gemacht, denn zum Ort des Geschehens führte nur eine einzige Spur. Eine ziemlich merkwürdige Spur …
    »Ein mutierter Wolf?«, mutmaßte Dym mit einem kritischen Blick auf die Fährte im Schnee. »Sieht ganz so aus.«
    »Ein Mensch war das jedenfalls nicht«, verkündete der Heide und pflanzte demonstrativ einen Abdruck seines Stiefels neben die Spur.
    Der Abdruck des Tiers war tiefer und wesentlich kürzer.
    »Mich beschäftigt eher die Frage, wo die Bestie abgeblieben ist.« Taran blickte besorgt zum Truck. »Gehen wir zurück. Wir müssen die ›Ameise‹ noch mal genau unter die Lupe nehmen. Alle Aufbauten, den Unterboden. Jeden Winkel.«
    Doch auch die zweite Inspektion verlief ergebnislos. Das mysteriöse Tier war wie vom Erdboden verschluckt.
    »Es muss doch abgehauen sein«, resümierte Migalytsch.
    »Das Opfer hat Unfallflucht begangen«, witzelte Samuil Natanowitsch. »Das ist zwar absurd, aber Fakt.«
    »Dann können wir ihm auch nicht helfen. Also los, einsteigen, Leute«, kommandierte Taran. »Uns steht vor Einbruch der Dunkelheit noch eine Stadtbesichtigung bevor.«
    Gleb horchte auf: »Eine Stadt, wo?«
    »Dort …« Der Stalker deutete auf schemenhafte Ruinen in der Ferne. »Das Wasserkraftwerk. Wir müssen über den Staudamm, und dahinter liegt Rybinsk.«
    Zu Glebs größtem Bedauern ergab sich keine Gelegenheit, die Überreste des Wasserkraftwerks, das seinerzeit die dritte Stufe der berühmten Wolga-Kama-Kaskade gewesen war, aus der Nähe zu betrachten. Nach der weiträumigen Umfahrung des Strahlungshotspots erreichte die Expedition glücklich die Ufer der Wolga, wo sich ein mindestens ebenso beeindruckendes Panorama bot. Die Ruine der riesigen Wolgabrücke, das Rybinsker Architektur- und Kunstmuseum mit seinen diversen Türmchen auf dem Dach, und die verfallene, aber immer noch prachtvolle Verklärungskathedrale mit ihrem fünfgeschossigen Glockenturm, dessen Spitze in die Wolken ragte.
    »Wunderschön«, schwärmte Aurora,

Weitere Kostenlose Bücher