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Hinter dem Mond

Hinter dem Mond

Titel: Hinter dem Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wäis Kiani
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befangen mit dem Fuß und bewegte mich einen halben Meter zur Seite. Zu viel körperliche Nähe mit den beiden war mir mehr als unangenehm.
    »Hey, Sonja wohnt doch gleich hier vorne!« Cyrus schrie fast. »Wir kommen nach dem Fußball auch!«
    Sonja und ich starrten uns an und wussten nicht, ob das jetzt supertoll oder superschrecklich war.
    »Ja, gut, meinetwegen. Aber ihr dürft nicht zu viel Schulugh machen. Meine Stiefmutter ist schwanger.« Sonja sprach schnell und nervös.
    Schulugh heißt Krach.
    »Hmm, geil, schwanger! Hat deinVater sie gebumst!« Cyrus lachte dreckig und bog sich dabei über seine riesigen Adidas-Schuhe in Größe 46.
    Mir ging das ständige Sex-Gequatsche der beiden auf die Nerven.

    Bei Sonja zu Hause gingen wir sofort nach oben in ihr Zimmer und begannen, das Chaos einigermaßen aufzuräumen. Überall lagen Klamotten, Perlen und Silberzeug herum. Außer der Batschi , die unten wie immer den Mittagstisch für uns gedeckt und irgendetwas Übelriechendes gekocht hatte, war mal wieder niemand zu Hause, selbst Sarah war bei einer Freundin.
    »Wer soll das schon sein, die hat doch gar keine Freundin!«, murmelte Sonja.
    Ich legte die »Breakfast in America«-Kassette in Sonjas Kassettenrekorder, nahm das Apfelshampoo von ihrem Schreibtisch, was da nur deshalb stand, damit Sarah es nicht benutzte, und ging mit der grünen Flasche ins Bad, um mir noch schnell die Haare zu waschen. Seit ich bei einigen Mädchen in der Schule aus Versehen an deren fettigen Haaren gerochen hatte, wusste ich, wie ungewaschene Köpfe riechen, und war von der Angst besessen, auch so zu riechen. Überhaupt hatte ich Angst vor Gestank aller Art, vor allem, seit ich den Geruch der armen Leute in der Praxis meines Vaters kannte.
    Wir malten uns gerade die Augen mit Kajal schwarz, da hörten wir unten das Knattern einer Geländemaschine, und eine Minute später klingelte es Sturm.
    Sonja ging herunter, und ich hörte die Jungs mit lautem Gegröle hereinpoltern. Ich zog noch einen klebrigen Erdbeer-Lipgloss-Schmollmund vor dem Spiegel und ging nach unten. Neben der Haustür lagen zwei Helme, und ich hörte Michaels Stimmbruchstimme aus dem Wohnzimmer.
    »Heeeeey, da bist du ja! Habt ihr euch für uns schön gemacht?« Cyrus lachte laut und dreckig und sah mich gierig an.
    »Nein«, sagte ich. »Bilde dir bloß nichts ein.«
    Die Jungs lachten und wollten Sonjas Zimmer sehen.
    Wir gingen mit ihnen nach oben. Cyrus schaute aus dem Fenster in den Garten hinunter und sagte: »Geil, man kann von hier oben in den Pool hinunterpinkeln.«
    Ich sah ihn an, diese Idee war mir neu.
    »Dann komm doch mal zu uns nach Hause und pinkel von meinem Balkon in den Pool meiner Großmutter, bitte«, schlug ich ihm vor.
    »Ja, klar, kann ich gerne machen.«
    Cyrus sah mich an, seine grünblauen Augen glänzten, es sah irgendwie unheilvoll aus.
    »Wann soll ich kommen?« Er kam näher, legte den Arm um mich und schob mich aus dem Zimmer nach nebenan in Sarahs Zimmer. Dann schloss er die Tür und drückte den Knopf in dem runden Knauf hinein, damit sie abgeschlossen war. Die meisten Türen in Teheran hatten statt einer Türklinke so einen runden Knauf zum Drehen mit einem Knopf in der Mitte.
    »Hey, was machst du da?«
    Er antwortete nicht.
    »Wieso sperrst du die Tür ab, Mann?«
    Er kam auf mich zu und hatte immer noch diesen komischen Blick.
    »Ich will raus! Lass uns raus zu Sonja und Michael!«
    Er schlang seine Arme um mich, presste seinen mageren Körper an meinen, aber so fest, dass ich mir Sorgen machte, er könnte merken, wie groß meine Brüste wirklich waren, und da er ja viel größer war, musste er sich ziemlich weit hinunterbeugen, um mich zu küssen.
    Ich schloss die Augen und küsste ihn zurück, ließ aber die Lippen geschlossen. Als ich sie leicht öffnete, bohrte seine Zunge sich schnell und brutal durch meine halbgeschlossenen Lippen und fing an, sich wie ein Stück wildgewordenes Fleisch in meinem Mund hin und her zu wälzen.
    Es war wahnsinnig eklig und peinlich, und ich dachte, ich muss sofort kotzen.
    Ich stieß ihn mit aller Gewalt weg.
    »Iiih, du Schwein!« Ich fuhr mir mit dem Handrücken über den Mund.
    Er sah mich erstaunt an. »Was ist denn?«
    »Du bist supereklig!«
    Er kam wieder ganz nah heran und atmete mir schwer ins Gesicht.
    »Und total scheiße!«
    »Wieso? Findest du Küssen nicht geil?«
    »Nein!« Ich sah verzweifelt zur Tür und wollte einfach nur weg, aus diesem Zimmer, dieser peinlichen Situation,

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