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Hinter dem Mond

Hinter dem Mond

Titel: Hinter dem Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wäis Kiani
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ich wurde manchmal sogar rot, während ich unsicher an meinem Oberteil herumzupfte, was ich noch mehr hasste, weil ich nicht wollte, dass die Jungs merkten, dass ich eigentlich verklemmt bin. An den Spitznamen »Titten-Lilly« hatte ich mich schon gewöhnt. Als mich einmal ein Lehrer auf dem Schulhof erwischte, wie ich eine leere Chipstüte einfach neben mir auf der Treppe liegenließ, und wissen wollte, wie ich hieß, antwortete ich ernst:
    »Ich bin Titten-Lilly.«
    Mir konnte auch kaum mehr ein Junge in die Augen sehen, denn sein Blick blieb immer vorher schon an meinem prallen Vorbau hängen, ob er wollte oder nicht. Ich trug keine enganliegenden T-Shirts mehr, vor lauter Angst, dass jemand die Kontrolle verlieren und einfach über mich herfallen könnte. Sogar mein Vater fragte, wo ich den Busen herhätte, und ich solle ihn gefälligst bedecken. Sonja hatte einen wunderschönen, perfekten 75-B-Busen, genau den, den ich gern gehabt hätte. Aber alles andere war gleich, auch die Schuhgröße, eine coole Vierzig, ich war also nicht mehr das Mädchen mit den größten Füßen, und wir konnten sogar Schuhe tauschen.
    An diesem Party-Donnerstag setzten wir uns noch nicht einmal an den Esstisch in Sonjas Küche, um das miese Essen der Batschi zu verweigern, sondern nahmen uns etwas von dem frischen Naan, die Butter und den Honigtopf und gingen nach oben in Sonjas Zimmer. Ich breitete alle meine Sachen aus. Sonja tropfte etwas von dem Honig auf ihren Teppichboden.
    »Iiih, weg da!«, schrie ich und zog meine blaue Satinhose zur Seite.
    »Ich will mir so eine Flechtfrisur machen.« Sonja zeigte auf ein Bild in der Mädchen , wo ein Model die Haare um den Kopf geflochten hatte, was sehr süß aussah.
    »Okay. Setz dich hin! Und gib mir zwei Kämme!«
    Um sieben waren wir fertig. Ich hatte mir die Finger halb wund geflochten an Sonjas langen Haaren und musste zweimal von vorne anfangen, weil es schief war. Dafür hatte ich ihr schwarzes Jackett zu der himmelblauen Discohose an.
    Am Montag nach der Party war irgendwie für alle klar, dass Sonja mit Michael zusammen war und ich mit Cyrus. Ich wusste eigentlich so gut wie nichts von Cyrus. Nur dass er eine Riesenklappe hatte, einen kleineren Bruder, blaugrüne Augen und dunkle Sommersprossen. Ich mochte seine Sommersprossen und die Tatsache, dass er auf mich stand, der Rest war mir egal.

    Seit Sonja und ich beide als Pärchen unterwegs waren, standen wir jeden Tag nach der sechsten Stunde unter einem immensen Druck. In dem Moment, wenn das Tor in der Mauer zu unseren Jungs aufging, mussten wir sofort einen unvergesslichen Eindruck machen. Und das zwischen den vielen anderen hübschen Mädchen, die auch in ihren engen Jeans den Weg nach unten entlangwackelten. Michael und Cyrus warteten immer schon hinter dem Tor auf uns und fingen mit demselben Programm an, nämlich uns zu begrabschen und mit eindeutigen Anspielungen zu verunsichern.
    »Hey, Lilly, was hast du da auf dem T-Shirt?«
    Ich hatte ein langärmeliges Shirt mit einer Frau darauf an, die einen Turban trug und eine Zigarettenspitze aus Glitzer zwischen den Fingern mit den rotlackierten Nägeln hielt. Das Shirt hatte ich in London gekauft und liebte es sehr.
    »Ey, Mann, guck woanders hin.«
    »Hast du was drunter an? Hast du bestimmt.«
    »Ey, Mann …«
    »Nee, echt, du hast bestimmt einen neuen BH, bitte, zeig ihn mir, los, bitte!«
    Cyrus grabschte nach mir, Michael lachte dreckig, und Sonja schämte sich. Einen Boyfriend zu haben, war irgendwie schrecklich.
    »Lass mich los!«
    »Erst wenn ich deinen BH sehen darf! Welche Farbe hat er?«
    »Geht dich nichts an, du Arsch …«
    »Bitarbiat, du kannst doch nicht Arsch zu mir sagen!«
    »Arsch! Arsch! Arsch!«
    »Baba, komm, Michael, lass uns gehen, die sind mir zu bitarbiat …«, sagte Cyrus dann gespielt beleidigt.
    An einem Nachmittag wollte ich nach der Schule gleich mit zu Sonja, deshalb ging ich nicht wie sonst zum Bushof, und die Jungs machten auch keine Anstalten, sich in Richtung Süden zu bewegen.
    »Müsst ihr nicht zu euren Bussen?«
    »Nein, wir bleiben heute hier. Gleich ist Fußball. Ich bin mit dem Motorrad gekommen. Mein Vater darf das aber nicht wissen.« Michaels Stimme überschlug sich und quiekte manchmal plötzlich ganz merkwürdig.
    »Wieso nicht?«
    »Weil ich mit dem Motorrad offiziell nicht zur Schule fahren darf.«
    Ich war beruhigt, dass die Jungs auch einige Dinge nicht durften.
    »Also, wir gehen jetzt zu Sonja …« Ich scharrte

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