Hinter dem Vorhang
Die
Antwort war ein kurzes, heiseres Lachen. „Sie werden nicht nur von einer Seite beobachtet... Beide
wollen sie vereinnahmen... Beide möchten verhindern, dass sie sprechen. Über diese Geschichte...
über andere Dinge... jene die hinter dem Vorhang der Weltbühne der Öffentlichkeit ablaufen.“
Knockout. Die Reifen des Wagens wollten nicht sofort greifen, als Kaey das Bremspedal beinahe
durch trat, sodass das Taxi etliche Meter über den Asphalt schlitterte. Funken stoben, als die
metallene Seite am Bürgersteig entlang schrammte. Sie hatte Mühe zu das Fahrzeug weitestgehend
unter Kontrolle zu halten, damit es nicht ausbrach und auf die andere Fahrbahn geriet. Die
Sekunden die es bedurfte ehe der Wagen zum Stillstand kam schienen sich endlos in die Länge zu
strecken, aber doch er hielt an. Kayla hielt sich am Lenkrad fest, als wäre es der letzte Ankerpunkt
auf Erden, während ihr Körper halt darüber gebeugt war, das Gesicht hinter den Haarsträhnen
versteckt. Wieso? Wieso mussten die nun mit ihr sprechen?! Warum hatte es nicht einfach den
gleichen Gang wie bisher nehmen können?! „Raus...“, flüsterte es unter dem blonden Haarwust
hervor. Indes zeigte sich der Fremde von dieser seltsamen Anwandlung nur wenig beeindruckt. Er
hatte eine Hand nach dem Armaturenbrett ausgestreckt um sich dort teilweise abzustützen, während
sich die wenigen sichtbaren Gesichtspartien keinen Deut bewegt zeigten, erst im Nachhinein
bildeten die schmalen aschgrauen Lippen ein dünnes Lächeln ab. Lässig zog er die Finger wieder
zurück, förderte einen Geldschein aus der Manteltasche zutage, den er schon beinahe liebevoll
stattdessen dort ablegte. „Die Welt ist ein einziger, großer Maskenball. Man muss nur lernen darauf
zu tanzen. Die grundlegenden Schritte haben sie bereits gelernt, nun müssen sie auf das Parkett, die
Frage ist nur... von wem wollen sie sich führen lassen?“ Mit diesen Worten öffnete er die Türe um
nach nur wenigen Blocks wieder auszusteigen. Ehe er sie wieder ins Schloss gleiten ließ, erklang die rauchige Stimme noch einmal, diesmal hatte sie jedoch einen fast schon beiläufigen Ton
angenommen. „Sie... sollten auf ihre Freundin acht geben. Cathrine, wenn ich mich nicht irre.“
Das Klingeln des Telefons riss Kim ruckartig aus seinen Gedankengängen und ließ ihn erschrocken
zusammen zucken. Hastig stand er auf, wobei er sich das Knie an der Tischkante stieß. Fluchend
humpelte er ins Wohnzimmer, nahm den Hörer von der Gabel und stöhnte ein gequältes „Ja?“ in die
Sprechmuschel. Die Antwort war ein prustendes Lachen, das zweifelsohne zu Marty gehörte. „Habe
ich dich bei irgendwas gestört?“ „Nein...“, entgegnete Kim knapp, wobei ihm das Blut ins Gesicht
stieg und es puderrot verfärbte. „Was willst du?“ „Ach ich wollte dir nur sagen, dass du heute frei
bekommst. Ich habe den Chef ein bisschen gequält und außerdem hat er eingesehen, dass du
überarbeitet bist. Ach wenn du schon mal wach bist schau ich auf dem Heimweg schnell bei dir
vorbei. In fünfzehn Minuten bin ich da. Setz doch schon mal Kaffee auf.“ Damit war das Gespräch
beendet. Typisch für Marty, einfach aufzuhängen ohne ein Tschüss oder etwas der Gleichen, aber
Kim hatte sich daran gewöhnt. Seufzend hinkte er zurück in die Küche.
Es hatte keine fünfzehn Minuten gedauert, wie Marty gesagt hatte, sondern fast eine Stunde. Aber
das gehörte zu Marty wie sein irgendwie schräger Humor. Ein Zwischending gab es da nicht. Auch
das entschuldigende Grinsen war nichts besonderes mehr für Kim, außerdem grinste Marty beinahe
die ganze Zeit, deswegen trug er den Titel 'Detective Grinsekatze“ auch nicht zu unrecht. Obwohl
Honigkuchenpferd wohl besser gepasst hätte. Kim stellte eine Tasse Kaffee vor Marty au die
Tischplatte, zündete sich eine Zigarette an und setzte sich. „Du sollst nicht soviel rauchen. Du wirst
noch zum Kettenraucher, weißt du das?“, tadelte Marty, wobei er – wie immergrinste.
„ Worüber wollen wir jetzt reden? Über meine Angewohnheiten oder über diesen Fall?!“, gab Kim nun gereizt zurück. „Ok, ok.“ Sein Kollege hob lachend die Hände, als wolle er einen wütenden Stier von sich fern halten. „Na dann sperr mal die Lauscher auf, Andrew Carlsan war ein kleiner Promi in der Drogenszene. Diese komische Bruchbude war nicht sein Hauptwohnsicht. Dort hat er nur seine schmutzigen Geschäfte abgewickelt. Eigentlich wohnt er in einem recht
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