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Hinter der Milchstraße - Roman

Hinter der Milchstraße - Roman

Titel: Hinter der Milchstraße - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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ich aus zwei Teilen bestehen, die er zusammenhalten müsse.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit sagte er etwas über Mama. Wir sprachen nicht viel über sie. Er sagte: »Du musst Geduld haben. Mama ist langsam. Vergiss nicht, was sie im Brief von vor zwei Wochen geschrieben hat: Sie ist fast fertig damit, ihr Herz und ihren Kopf aufzuräumen.«
    »Den Wirrwarr«, sagte ich.
    »Den Wirrwarr«, sagte Papa.
    Ich dachte an den Brief von vor zwei Wochen. Es war der dritte, den wir bekommen hatten. Alle drei hatte ich schon seit über einer Woche nicht mehr gesehen. Wenn ich etwas darüber sagte, zuckte Bossie mit den Schultern und sagte: »Sie müssen irgendwo sein«, und dann schaute er mich an, als hätte ich sie verloren.
    Papa hob die Arme, um mir die Wahl zwischen Bleiben oder Weggehen zu lassen.
    Ich blieb. Ich trat einen Schritt vor und bohrte meine Nase in seinen Bauch, wo es sehr weich war. Er legte die Hand auf meinen Kopf und streichelte meine Gedanken.
    Ich weiß nicht, wie lange wir da standen. Ich weiß nur, dass ich vor seiner Stimme erschrak, als er sagte: »Müssen deine Schulbücher nicht dringend eingebunden werden?«
    Ich schaute zu ihm hoch. »Können wir das nicht morgen machen, wenn es regnet?«
    Sein Finger tippte auf den Wetterbericht in der Zeitung.
    »Morgen regnet es nicht.«
    Neben der Wetterkarte stand eine Überschrift: Was war das doch für ein milder Sommer!
    »Dann übermorgen«, sagte ich.
    »Das ist ein guter Plan. Noch besser: Wir binden sie am Freitagmorgen ein, kurz bevor der Schulbus kommt.«
    Ich schaute Papa an. Ich wollte sehen, was sein Witz mit seinem Gesicht tat.
    Die Lichter in seinen Augen machten mich froh.
    »Sollen wir zusammen einkaufen?«, sagte er. »Lauch und Fleisch und sonst noch einiges?«
    »Bitterschokolade«, sagte ich und zählte ein paar Dinge auf, die ihm schmeckten, und ein paar Dinge, die mir schmeckten, und holte zwei Plastiktüten aus dem Vorratsschrank.
    Ich fragte, ob wir nicht auf Bossie warten sollten.
    »Bossie schläft sich aus. Und ich gehe nicht mit euch beiden einkaufen, sondern mit dir.«
    Als wir im Laden unsere vollen Körbe an der Kasse ausgeladen und bezahlt hatten, blieben ihm ein paar Münzen und ein Geldschein übrig.
    Er sagte: »Hier.«
    Ich erschrak.
    Er gab mir den glatten, sauberen Schein und hob mich kurz hoch. Er sagte zu der Frau hinter der Kasse: »Oskar wird groß.«
    »Groß, ja«, sagte die Frau zu mir. »Und reich.«
    Ich hielt den Schein vor mich hin, ich roch daran, er knisterte, so neu war er, ich faltete ihn genau zweimal zusammen und stopfte ihn die kleinste Tasche meiner Hose.

TAMTAM
    Bossies Herz schlief noch. Seine Augen waren klein. Er blieb an der Küchentür stehen und schnüffelte. Er schaute vom leeren Frühstückstisch zu Papa. Danach schaute er zu mir.
    Ich sah, wie sich seine Stimmung änderte.
    »Bekomme ich kein Frühstück?«, sagte er.
    »Meinst du Abendessen?«, sagte Papa. Er nickte zu der Uhr über der Tür und fügte hinzu, dass Bossie ein Loch in den Tag geschlafen habe.
    Das war übertrieben. Es war noch nicht mal halb elf.
    »Für Kinder beginnt der Tag morgens.«
    Papa und ich hatten die Einkäufe schon ausgepackt und falteten die leeren Tüten zusammen.
    »Das haben wir gut gemacht«, sagten wir.
    Bossie ärgerte es, dass wir das Wort wir benutzten.
    Als Bossie und ich eine Viertelstunde später in unserem Clubhaus ankamen, hängte er die Beine über die Mauer und stellte die Füße laut auf die Dachkante.
    »Rutsch mal einen Kilometer weiter«, sagte er. Es war das Erste, was er sagte, seit wir das Haus verlassen hatten.
    Ich schaute ihn an. Ich sagte: »Hast du dann genug Platz für deine Scheißlaune?«
    Er reagierte nicht.
    Ich zeigte ihm erst die Innenfläche der einen Hand, dann die Innenfläche der anderen. Die Dinge waren so einfach wie rechts und links. »Papa und ich haben eingekauft. Du bist aufgestanden.«
    Beinahe hätte ich die Neuigkeit von Geesjes Tante ausgeplaudert, aber ich biss mir lieber auf die Zunge. Ich hätte auch von dem Geld erzählen können, das ich von Papa bekommen hatte. Der knisternde Schein steckte in meiner Tasche. Ich hätte ihm ein Eis versprechen können, aber ich dachte: Wenn ich schweige, ist das schlau.
    »Also?«, sagte Bossie und schob die Lippen vor. »Ich warte.«
    »Keine Ahnung, worauf«, sagte ich.
    Bossie schnaubte mehr, als er atmete.
    Im Lager unter uns waren Petra und Priit wieder an der Arbeit, wie jeden Tag. Das Dröhnen ihrer Maschinen ließ

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