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Hinter Geschlossenen Lidern

Hinter Geschlossenen Lidern

Titel: Hinter Geschlossenen Lidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters , Carolin Wagner
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herum und kochen direkt bei den Leuten privat, bereiten ihnen einen festlichen und entspannten Abend.“
„Mit mir als Koch?“
„Hmhm, aber nur, wenn du Mutters Schürzen trägst. Die Rüschen sehen so süß aus an dir.“

Ende Hinter geschlossenen Lidern
Eins
    Das ganze Stadion brüllte, als Larsson nach fast sechzig Minuten das erste Tor für die Norweger schoss.
Meine Verletzung war noch nicht ganz ausgeheilt. Die Presse hatte Hartmann, unseren Trainer, mit den Worten zitiert:
    ‘Luca Cordone hat seine Verletzung überstanden, aber seinen Trainings-Rückstand konnte er noch nicht zu hundert Prozent aufholen. Sein Einsatz in diesem Spiel ist fraglich.’
    Mit anderen Worten, ich durfte mir die beschämende Wasserschlacht von Oslo von der Ersatzbank aus ansehen. Was schlimmer war, als hätte ich mitten drin gesteckt. In zähem Ringen spielte sich fast die gesamte zweite Halbzeit in der gegnerischen Hälfte des Spielfelds ab. Unser Sturm machte Druck, aber gegen den riesigen Keeper der Norweger fand weder Brunowski noch Holt ein Mittel.
    Sie nannten Dag Ragnarson den ‘Wikinger’ und entsprechend war er auch – groß und kantig wie die Inkarnation eines vorzeitlichen Kriegers. Dennoch war er, geschmeidig wie ein Raubtier, ständig in Bewegung und jederzeit zum Sprung bereit. Mit weiten Sätzen holte er ohne Rücksicht auf seine Knochen selbst die unwahrscheinlichsten Bälle aus den äußersten Ecken.
    Seit ich laufen konnte, spielte ich Fußball, hatte mich in der harten italienischen Kaderschmiede bewährt und ein paar ziemlich erfolgreiche Jahre in meinem Heimatland hinter mich gebracht, bevor ich mich für einen Club in Deutschland entschied, um dem Hexenkessel von Mailand zu entkommen. Ich hatte über zwanzig Länderspiele hinter mir und als Stürmer so einige harte Brocken bezwungen. Aber so einem Torwart wie Ragnarson war ich noch nie begegnet.
    Als wir in der 71. Minute immer noch keinen Ausgleich erzielt hatten, gab mir Hartmann ein Zeichen.
“Hey, Luca, du bist dran. Mach das Beste draus.”
Also doch. Mein Herz sprang auf seine Worte an wie der Turbo eines Testarossa auf Schumis rechten Fuß. Während ich meine Trainingshose abstreifte, eilte der Medizinmann herbei, um den Wärmeverband an meiner verletzten Wade ein letztes Mal zu überprüfen. Dann zog ich die Jacke aus und kam unter dem Unterstand hervor, um mich mit ein paar Lockerungsübungen auf den Kampf vorzubereiten. Der Regen durchnässte mich in Sekunden bis auf die Knochen, doch das Adrenalin hatte mich zu sehr im Griff, als dass ich die geringste Notiz davon nahm.
Der Ball ging ins Aus, ich wurde eingewechselt. Es war die reinste Schlammschlacht. Das Leder flitschte weg wie Seife unter der Dusche. Die ersten Minuten hatte ich Mühe zurechtzukommen. Doch dann erwachte mein Ehrgeiz. Ich wollte den Wikinger besiegen und wenn es das letzte war, was ich tat. Immer wieder kämpfte ich mich praktisch im Alleingang durch die Reihen der gegnerischen Abwehr. Denn die Pässe, so sorgfältig man sie auch zirkelte, gerieten immer ungenauer. Der Ball verhielt sich in den Pfützen
unberechenbar, wurde vom Regen aus der Bahn gepeitscht
und landete immer öfter beim Gegner. In Deutschland
hätte man das Spiel längst abgebrochen, doch hier ... die
mussten ja einiges gewohnt sein.
Glücklicherweise war ihr Sturm wenig wert, die Abwehr
jedoch einfach nicht zu knacken. Ich musste alles an Tricks
aufbieten, was ich mir im Laufe der Zeit so von anderen
Ballzauberern abgeschaut und antrainiert hatte. Trondålen
versuchte, mir in die Parade zu grätschen, aber ich spielte
den Ball einfach über ihn weg, drehte mich im Sprung, ließ
den Mittelfeldspieler ins Leere laufen. Dann aus der Entfernung der Schuss aufs Tor – aber so konnte man Ragnarson nicht beikommen.
Sein Gespür für den Ball war schon fast unheimlich. Je
länger er ihn kommen sah, desto sicherer landete das Ei
zwischen seinen behandschuhten Riesenpranken an seiner
Brust. Und er ließ mich keine Sekunde aus den Augen.
Unter seinem Blick fühlte ich mich wie im Suchscheinwerfer eines Polizeihubschraubers.
Doch dann in der vorletzten Spielminute legte Holt mir
den Ball mit einem gekonnten Slenzer über die Abwehrspieler hinweg genau auf den linken Fuß. Der Schwung des
Balls, ein harter Fallrückzieher, ich landete auf dem Rücken im Matsch und das Leder knallte in die rechte untere
Ecke hinter den Pfosten – unhaltbar selbst für Wikinger. Sein Sprung griff ins Leere. Einen endlosen

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