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Hinter Geschlossenen Lidern

Hinter Geschlossenen Lidern

Titel: Hinter Geschlossenen Lidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters , Carolin Wagner
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auf meinem Mund prangte. Sie kümmerte sich nicht darum, überließ es mir, es abzuwischen.
“Wo ist die glückliche Braut?”, rief sie, wartete jedoch meine Antwort nicht ab, sondern ließ ihre Koffer einfach stehen, ging mir voran ins Wohnzimmer. Ihre hochhackigen Riemchen-Sandalen klackten entschlossen auf dem Marmor.
Kim hatte uns gehört und kam ihr entgegen, ließ sich auf eine kurze Umarmung ein, was schon viel war für ihre zurückhaltende Art. Am Anfang hatte Laura sie nicht besonders gemocht, hatte es mit ihrer gewohnt scharfen
Zunge einmal so ausgedrückt:
“Das Beste, was man von Kim sagen kann, ist, dass sie
nicht stört.”
Jetzt verstanden sie sich besser, aber Freundinnen würden sie wohl nie werden, dazu waren sie zu unterschiedlich. Trotzdem unterstützte Laura sie in den nächsten Tagen bei den Hochzeitsvorbereitungen, begleitete sie überall
hin und half mir ein wenig aus der Schusslinie.
    Eines Nachts saßen wir noch spät bei einem Glas Wein zusammen. Kim war schon vor Stunden ins Bett gegangen, aber wir redeten immer noch. Laura erzählte von den Problemen in ihrer Ehe, dass sie sich ein Kind wünschte und sich nicht sicher sei, ob Pietro der richtige Mann dafür war. Er sei zu ehrgeizig, arbeite zu viel. Übrigens würde Vater langsam alt und habe die Leute auf seinem Weingut nicht mehr so im Griff wie früher. Sie habe den Lagermeister im Verdacht, Flaschen abzuzweigen und unter der Hand zu verkaufen.
    Irgendwie war es unvermeidlich, dass wir auch auf Dag zu sprechen kamen. Ich muss allerdings zu Lauras Ehrenrettung sagen, dass ich sie nach ihm fragte. Sein Geist hatte die ganze Zeit zwischen uns im Raum gestanden, eigentlich schon seit sie vor einer Woche zur Haustür hereingeschneit war und irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und unterbrach sie mitten im Satz.
    “Wie geht es ihm?”
Sie wusste sofort, wen ich meinte.
“Er überlegt, mit dem Fußball aufzuhören. Er hat sich
wieder verliebt, weißt du, und ich glaube, er will mit ihm zusammenziehen.”
    Ihre Worte trafen mich wie ein Faustschlag in die Magengrube. Es kostete mich einiges, mir nichts anmerken zu lassen. Obwohl das wahrscheinlich sinnlos war Laura gegenüber. Sie kannte mich zu gut.
    “Wieder? Er hat sich wieder verliebt?”, brachte ich schließlich hervor.
“Nun ja, nachdem er dich verloren hat ... er hat dich sehr geliebt, das weißt du doch.”
“Ich hatte keine Ahnung.”
“Er hat mir gesagt, er hätte es dir zu verstehen gegeben, hätte darauf gewartet, dass du etwas darauf erwiderst. Doch als nichts kam, musste er sich damit abfinden, dass es dir nur um den Sex gegangen ist.”
Ich schluckte nervös. “Ich habe nie darüber nachgedacht, ich hatte genug damit zu tun ...”
“Du bist ein Esel, Brüderchen.”, unterbrach sie mich. “Wahrscheinlich wolltest du es nicht kapieren. Hast du gedacht, er wartet auf dich, bist du in der spielfreien Zeit wieder ein paar Tage für ihn erübrigen kannst?”, sagte sie ernst.
Ich senkte den Kopf. Sie hatte es genau getroffen. Doch so, wie sie es sagte, hörte es sich fürchterlich an. Ging es mir wirklich nur um den Sex? Weshalb hatte ich mir dann hier in Deutschland keinen anderen Mann gesucht? Die Wahrheit traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Wenn es nur um Sex gegangen wäre ... die Mädchen abends in den Hotels in Mailand und Paris, in Lyon und Barcelona vergaß ich oft noch, bevor sie morgens aus der Tür gingen.
Nein, es war genau umgekehrt. Ich hatte nur deshalb mit einem Mann geschlafen, weil ich mehr für ihn empfand als Begierde. Deshalb war ich nicht über die Trennung von ihm hinweggekommen.
Ich sprang auf, zückte mein Handy.
“Ich muss ihn anrufen, ich werde ihm sagen, wie leid es mir tut und ...”
Im Nu stand Laura neben mir, hielt mich auf.
“Das wirst du schön bleiben lassen. Er hat lange genug gebraucht, um über dich hinweg zu kommen, fast ein Jahr. Jetzt ist er wieder glücklich und du wirst den Teufel tun und ihn erneut durcheinander bringen.”
“Aber ...”
Sie nahm mir das Telefon aus der Hand, legte es weg. “Kein Aber . Das letzte, was er jetzt braucht, ist deine Stimme im Ohr. Er hat etwas Besseres verdient als dich.”

Sieben
    Ich wartete gerade mal so lange, bis Laura wieder abgereist war, dann schob ich eine Geschäftsreise vor, Verhandlungen mit einem anderen Verein und flog nach Oslo. Seit Laura mir von Dag erzählt hatte, bekam ich kein Auge mehr zu. Ich dachte nur noch an ihn, trat Bälle ins Aus, die ich normalerweise mit

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