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Hinter Jedem Konflikt Steckt Ein Traum, Der Sich Entfalten Will

Titel: Hinter Jedem Konflikt Steckt Ein Traum, Der Sich Entfalten Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Theresa Koch
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nur ein freundliches Verhalten ihrer Kollegen, auch wenn sie das selbst so formulieren würde. Und die anderen brauchen Unterstützung darin zu verstehen, wogegen sie sich wehren. Eine bloße Schlichtung lässt die Rollen im Hintergrund und ihren Traum, von dem sie erzählen möchten, ungehört, und funktioniert auch nicht mehr, wie das Ergebnis zeigt. Doris E. hat sich einen Anwalt geholt, der
sie unterstützt. Die Rolle des Anwalts wird also gebraucht. Da sie ihn im Arbeitssystem nicht findet, muss sie von außen anheuern. Nur so hat sie einen Menschen auf ihrer Seite und der Kampf kann in die nächste Runde gehen. Wegen der Freundschaft, die mich mit Doris E. verbindet, kam ich in diesem Fall als Konfliktberaterin nicht in Frage. Schade.
    Die Rolle des Anwalts ist interessant. Meine These: Überall, wo Anwälte in Konflikten auftauchen, brauchen Menschen Unterstützung, jemanden, der sich auf ihre Seite stellt und mit ihnen gemeinsam kämpft: um die Erlaubnis und das Recht, so zu denken und zu fühlen, wie sie es gerade tun.
    Ähnliche Geschichten passieren in Arbeitswelten häufig und als beste Lösung erscheint meist die Kündigung der Störerin oder des Sündenbocks. Der Schatz aus dem Traumreich der Organisation wird nicht bewusst gehoben. Leider schauen herkömmliche Konflikttrainings zu sehr auf die Kommunikationsdefizite Einzelner, statt nach den Träumen oder Veränderungswünschen im Hintergrund einer Auseinandersetzung zu fragen.
    Arbeitskonflikte sind schwer auszuhalten und auszutragen. Ich selbst habe schon in einigen Teams als Supervisorin gearbeitet, die Konflikte nur ansprechen konnten, wenn die Menschen, mit denen sie ein Problem haben, nicht da waren. Manchmal wurde ausgemacht, »bei der nächsten Supervisionsrunde sprechen wir es sicher an«, dann aber konnten sie es nicht tun und gaben mir auch keinen Auftrag, daran zu arbeiten. Das braucht manchmal Zeit. Viele Menschen halten den eigenen Schmerz und die Wut der anderen nicht aus. Oder sie fürchten sich vor Abwertung, Schuldzuweisungen oder einer Niederlage.

Ein guter Umgang mit Rang, Status und Privilegien
    In den meisten Konflikten spielen Rang- und Statusprobleme eine große Rolle. Wir sehen den Rang der anderen und unterschätzen den eigenen. Viele Konflikte im Familienleben und am Arbeitsplatz würden sich erübrigen, wenn wir den eigenen Rang und die Macht und Stärke, die er uns verleiht, erkennen könnten. Ein bewusster Umgang mit Rang ist nicht leicht.
    Was ist Rang? Als Rang können wir die Summe der Privilegien ansehen, die Menschen in einer Gruppe oder Gesellschaft haben. In westlichen Gesellschaften gehören beispielsweise Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht, Sexualität, Beruf und Ausbildung, Reichtum, Aussehen, Alter und Religion zu dem, was Menschen Rang und damit Status verleiht. Jede Gruppe organisiert den Status ihrer Mitglieder. In einer von lesbischen Frauen organisierten Kneipe beispielsweise haben Männer weniger Rang als Frauen. Es gibt verdeckten Rang, den die Träger oft selbst nicht kennen, aber durch einen bestimmten Kommunikationsstil stützen, den die einen beherrschen und andere nicht. Rang wird zum Doppelsignal, wenn wir ihn selbst nicht bemerken und keinen bewussten Umgang damit finden.
    Auch in dem obigen Arbeitsplatzbeispiel ist ein Rangthema oder vielleicht sogar mehrere eingewoben. Doris E. bemüht sich noch sehr zu betonen, dass sie einfach eine Kollegin ist, die gut mit ihren Kollegen zusammenarbeiten will, auf gar keinen Fall will sie sich hervortun. Tatsächlich ist sie aber hervorragend, sie
sieht viel, sie weiß viel und sie ist sehr kritisch mit ihren Kollegen. Wenn sie ihren Rang durch Erfahrung und Wissen schon erkennen und sich deutlicher von den anderen abheben dürfte – hierzu benötigt sie auch die eigene innere Erlaubnis -, dann bräuchte sie sich nicht schlecht zu fühlen, wenn die anderen sie nicht verstehen wollen. Wahrscheinlich aber müsste sie dann auch Konsequenzen ziehen und den Arbeitsplatz verlassen, weil sie mit viel zu wenig institutionellem Rang ausgestattet ist und nicht vernünftig und gemäß ihren Einsichten arbeiten kann. Aber auch die Kollegen haben kein Gespür dafür, wie stark sie sind. Sie haben die Gruppe, den Geschäftsführer und die Berater hinter sich stehen, genießen also Rang durch soziale Unterstützung. Das macht sie mächtig und bringt sie dazu, ihre Macht unwissentlich zu missbrauchen. Ein zweites Rangthema ergibt sich aus der Tatsache, dass Doris eine Frau

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