Hintergangen
finden?«
»Erst ich suche Sir Hugo. Ich kann nicht ins Büro gehen, weil das Mädchen da nicht nett zu mir, als ich war letzte Mal dort. Ich warte, dass er kommt, aber ich sehe ihn nicht, also versuche ich anderes. Ich versuche zu fragen, wie man kann Job als High-Class-Prostituierte bekommen, wie Mirela sagt. Ich glaube nicht, dass ich hässlich bin. Männer sagen immer, sie mögen mein Körper, und ich spreche bisschen Englisch. Nicht so gut, aber okay.«
Tom war sich leider bewusst, dass ihr zarter, kindlicher Körper auf manche Männer sehr anziehend wirkte.
»Also, die sagen mir Nein. Ich kann nie High Class sein. Sie sagen, jeder weiß, dass wir sind schmutzig, und keiner will uns anfassen. Sie können nicht Höchstpreis bekommen für Osteuropäerinnen.«
»Wieso sagen die denn, Sie sind schmutzig, Danika?«
Sie senkte den Blick und wurde rot.
»Die Männer dürfen mit uns gehen ohne Schutz. Sie sagen, sie mögen lieber. Wir wollen das nicht, aber wir keine Wahl haben. Aber ich habe alle Tests gemacht. Peter hat für mich arrangiert. Ich bin nicht schmutzig, wirklich nicht.«
Tom empfand tiefe Scham darüber, dass Männer – möglicherweise sogar Männer, die er kannte – ein so junges Mädchen so abscheulich behandelten. Unwillkürlich empfand er auch Enttäuschung. Bevor er ihr begegnet war, hatte sie ganz oben auf seiner sehr kurzen Liste von Verdächtigen gestanden. Hugo stirbt, Mädchen verschwindet. Einfach ein allzu großer Zufall.
»Ich bin mir ganz sicher, dass Sie nicht schmutzig sind, Danika. Aber heißt das, Sie haben Mirela nicht gefunden?«
»Nein. Ich versuche sogar, wo wir immer waren – aber hatte viel Angst, dass ich werde wieder geschnappt. Meine hübsche Kleider, was Grace für mich gekauft, waren aber gut. Niemand wissen, dass früher ich war Prostituierte.«
Tom vermutete, dass es sich bei Grace um Peter Gregsons Frau handelte. Wenigstens etwas Gutes im Leben dieses jungen Mädchens. Doch wenn sie annahmen, dass die Frau, die man beim Verlassen von Hugos Haus in London gesehen hatte, die Mörderin war, dann konnte es sich bei ihr unmöglich um Danika handeln. Sie hatte die dünnen Ärmchen eines Kindes und sah aus, als würde sie nicht mehr wiegen als die fünfjährige Lucy.
Schließlich ging er und überließ die weitere Befragung einer seiner Kolleginnen. Auf Danika passte die Beschreibung wohl nicht, aber vielleicht auf dieses andere Mädchen, Mirela.
Vorerst musste er wieder zurück nach Oxfordshire. Er hatte weitere Fragen, die er Laura stellen musste. Außerdem sollte Brian Smedley, Finanzchef in der Immobilienfirma und einer von Hugos Testamentsvollstreckern, demnächst in Ashbury Park eintreffen. Tom wollte unbedingt die näheren Einzelheiten des Testaments erfahren und dabei sein, um Lauras Reaktion auf Hugos Letzten Willen abzuschätzen. Es war ungefähr halb drei, als er schließlich auf dem dunkel überschatteten Vorplatz von Ashbury Park vorfuhr und die Stufen zu der imposanten Eingangstür hochging. Da er von unterwegs aus angerufen hatte, erwartete Becky ihn bereits und machte ihm auf, bevor er Zeit hatte, die Hausglocke zu läuten.
»Haben Sie die Passagierlisten für mich dabei? Mir ist stinklangweilig hier.«
»Hallo, Tom, schön Sie zu sehen«, spottete er. »Jawohl, ich habe die Listen, und in Anbetracht der Passagierzahlen innerhalb des relevanten Zeitraums wird Ihnen bald noch langweiliger sein. Ist hier sonst irgendetwas vorgefallen?«
»Seit heute früh gar nichts. Wir haben alle zusammen Mittag gegessen, wobei Stella am meisten geredet hat. Imogen hat übrigens ziemlich verweint ausgesehen. Und mit mir will niemand reden. Die haben sich entweder in ihre Zimmer eingeschlossen oder jagen im Rudel, wenn Sie wissen, was ich meine. Jede Menge bedeutungsvolle Blicke – aber nichts Handfestes für mich. Wie sieht es bei Ihnen aus?«
Tom informierte sie über das, was sich im Hauptquartier getan hatte – und was nach seinem Empfinden nicht besonders viel war.
»Glauben Sie, Danika hatte etwas damit zu tun?«, wollte Becky wissen.
»Sicherlich nicht, aber Mirela Tinescy ist verschwunden – und die vielleicht schon. Ich glaube, wir müssen alle vernehmen – zumindest die, denen Hugo im Lauf des letzten Jahres geholfen hat. Und die gesamte Belegschaft der Stiftung, um zu sehen, ob die jemanden kennen, der möglicherweise einen Grund hatte, ihm etwas anzutun. Alle Mädchen beteuern ihre Liebe zu Hugo, hatten es aber ziemlich schwer. Es ist
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