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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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seine ziemlich merkwürdigen sexuellen Vorlieben mal beiseitelassen, war da nichts, woran ich es festmachen konnte. Wenn ich es dir doch besser beschreiben könnte …«
    Laura verstummte und starrte auf ein Gemälde an der Wand. Sie hatte keine Worte – nur Gedanken, Bilder und Gefühle. Diese Leere, wenn sie wusste, ohne dass er ein Wort sagte, dass Hugo nicht zufrieden war. Und dann die unverhältnismäßige Freude, die sie empfand, wenn er sie einigermaßen wohlwollend anlächelte. Handlungen und Haltungen, die in den meisten Beziehungen normal schienen, bekamen monumentale Bedeutung und überströmten sie mit Hoffnung. Doch der meisterhafte Marionettenspieler wusste genau, wann der Punkt höchster Verzweiflung bei ihr erreicht war, und belohnte sie dann immer mit nur einem freundlichen Wort oder einem sanften Kuss. Und mit der Zeit wurden diese Momente natürlich immer seltener und daher unendlich wertvoller.
    »Ich kann nicht beschreiben, wie ich mich gefühlt habe, nicht einmal dir. Mir ist schon klar, dass ich starrköpfig gewesen bin, aber ich hatte gedacht, ich wäre stark genug. Ich habe mir einfach nicht eingestehen können, dass meine Ehe nach nicht einmal einem Jahr gescheitert war. So schnell gibt sich niemand geschlagen. Ich musste dem Ganzen also Zeit lassen – und Geduld haben. Das Problem war, dass ich in diesen ersten paar Monaten immer schwächer wurde und mein Selbstwertgefühl immer weniger. Außerdem hat es nie greifbare Kritikpunkte gegeben. Er hat es immer so hingestellt, als würde er mich an erste Stelle setzen, hat aber in Wirklichkeit jeden meiner Gedanken untergraben und gesteuert. Er hat dafür gesorgt, dass ich niemanden hatte, der meine Gedankenwelt auf Vordermann bringen konnte. Ich bin nicht mehr arbeiten gegangen, zwischen dir und mir war Funkstille, Will war weg, und mit meiner Mutter konnte und wollte ich nicht darüber sprechen. Also habe ich mich bloß durch Hugos Augen gesehen, und das war das Bild einer Versagerin.«
    Laura hatte diese Gefühle noch nie laut ausgesprochen und verspürte tiefe Scham. Sie hörte die Zweige eines wild wuchernden Baumes an die Fensterscheibe kratzen, und das Geräusch erinnerte sie an die vielen Nächte, in denen sie wach gelegen und sich gefragt hatte, was sie bloß falsch machte. Sie war inzwischen so konditioniert gewesen, dass sie geglaubt hatte, jedes Problem sei das Ergebnis ihrer eigenen Unzulänglichkeit.
    »Aber was ist mit dem Sex? Ich bringe es ungern zur Sprache, aber ich habe gerade über deine erste Nacht in diesem Zimmer gelesen. Für mich klingt das praktisch nach Vergewaltigung!«
    Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, lag Laura auf dem Bett und richtete den Blick auf die reich verzierte Deckenrosette. Es war ihr immer leicht gefallen, über Sex zu reden – wenn er Spaß gemacht hatte. Jetzt war es unglaublich schwer.
    »Ich weiß, aber war es das wirklich? Es war nicht das, was ich wollte, aber war es deswegen unrecht? Er wollte gefesselt werden, na und? War das wirklich sonderbar, oder war ich einfach verklemmt? Er hat es eben gern auf die harte Tour gemacht. Aber was ich als brutal empfunden habe, hat er als Leidenschaft gesehen. Ich habe mir erfolgreich eingeredet, ich hätte eben eine idealisierte Vorstellung von romantischem Sex. Ich habe viel über das Thema gelesen und verblüfft festgestellt, wie weit verbreitet Fesselspiele sind und wie viele Leute beim Sex gern Macht und Kontrolle ausüben. Ich war einfach naiv und habe geglaubt, alle verheirateten Paare machen Liebe und erleben echte Intimität und Lust. Als ich entdeckt habe, dass ich alles andere als allein war mit meiner Unzufriedenheit über unser Liebesleben – wenn man es so nennen kann –, habe ich Ausflüchte erfunden. Vielleicht hatte er nie etwas anderes kennengelernt, und ich wollte ihm helfen, eine liebevollere Herangehensweise an Sex zu erleben. Ständig bin ich nachsichtig gewesen und habe mir eingeredet, ich würde ihn ändern können. Irgendwie hat es gerade an meiner Stärke und meinem Selbstwertgefühl gelegen, dass ich geglaubt habe, ich würde alles zurechtrücken können. Kein besonders ungewöhnliches Szenario für eine Frau, oder?«
    »Hast du nie rebelliert – nicht einmal ein bisschen?«
    »Es hat einen Moment gegeben, als wir schon ein paar Jahre verheiratet waren. Hugo war verreist gewesen, und ich hatte die Gelegenheit genutzt, mich mit meinem ehemaligen Chef Simon zum Mittagessen zu treffen. Allein diese zweistündige

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